Der vergessene Templer
Einschusswunde herum. Überhaupt war sie recht groß, wie bei einem Bluterguss.
»B«, sagte Harry, der jetzt an der anderen Seite kniete. »An was musst du da denken?«
»Natürlich Baphomet.«
»Genau.«
Ich stemmte mich wieder auf. »Es gibt sie also noch. Wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein, wenn sich der Wind gedreht hätte. Van Akkeren ist weg, aber die Reihe der Dienerschaft aus der zweiten Position scheint noch vorhanden zu sein. Es gibt doch immer wieder Überraschungen.«
»Passt das nicht ins Bild? Wir wissen, dass der Ritter ein Templer gewesen ist.«
Ich gab Harry mit einer Handbewegung Recht. »Später, denke ich mir. Später wird ihm Baphomet eingefallen sein. Da steckte er schon in seinem verdammten Grab.«
»Und jetzt ist er frei, John. Das hat man gewusst. Die beiden sind gekommen, um ihn zu unterstützen, von wem auch immer sie die Nachricht erhalten haben, aber sie wussten, dass er sich aus seinem verdammten Hügelgrab befreien würde.«
»So sehe ich es auch.«
»Ab jetzt ist es einfach.« Der Sarkasmus in Harry’s Stimme war nicht zu überhören. »Wir müssen nur den vergessenen Templer finden, dann haben wir auch den zweiten Typ.«
»Und Sharon Ford.«
»Das versteht sich.«
»Ich frage mich nur, warum er ausgerechnet so scharf auf sie ist. Ihre Entführung ist kein Zufall gewesen. Dahinter steckte ein Plan. So zumindest sehe ich das.«
»Denke ich auch«, fügte Dagmar hinzu. »Er hat es direkt auf sie abgesehen.«
»Um sie zu töten?«, fragte Harry.
Ich war nicht seiner Meinung. »Das hätte er einfacher haben können. Ein Schlag mit dem Schwert, und die Sache wäre gelaufen. Da könnte es noch andere Gründe geben.«
»Darüber müssen wir uns nicht den Kopf zerbrechen«, sagte Dagmar. »Ich denke darüber nach, wo er jetzt sein könnte.«
Wir schwiegen.
»Denkt mal nach«, fuhr Dagmar uns an. »Wo fühlt sich ein Ritter denn am wohlsten?«
»Auf einer Burg!«
»Genau, John!«
Dagmar hatte gut nachgedacht. Es lag auf der Hand, dass sich ein Ritter auf eine Burg zurückzog. Trotzdem hatte ich meine Bedenken, ihr voll zuzustimmen.
Sie sah es mir an und sagte: »Was bereitet dir Probleme, John?«
»Deine Schlussfolgerung.«
»Und warum?«
»Ich weiß es nicht genau. Aber ich habe an die Historie gedacht. Die Burg war für Victor von Narbonne so etwas wie eine Stätte des Todes. Was sollte ihn wieder an diesen Ort seiner größten Niederlage treiben? Das will mir nicht in den Kopf.«
Harry stellte sich auf meine Seite. »Klingt logisch, was John da gesagt hat.«
»Habt ihr einen besseren Vorschlag?«
»Nein.«
»Werdet ihr denn zur Burg hochfahren und nachschauen?«
Jetzt hatte sie uns in eine Zwickmühle gedrängt. Das wäre natürlich eine Möglichkeit gewesen, um ganz sicherzugehen. Was aber passierte, wenn wir uns irrten? Dann verloren wir Zeit, wobei wir auf der anderen Seite auch nicht wussten, wo wir zu suchen anfangen sollten. Auch in einem relativ kleinen Ort wie Lahnstein gab es Verstecke. Wobei sie nicht mal hier bleiben mussten. Der Helfer konnte die beiden auch in ein Auto laden und mit ihnen wegfahren.
Es sah nicht gut aus. Das wusste auch Sven Nolte, der langsam aufstand und sich dabei mit dem Rücken gegen die Wand drückte.
»Ich habe alles gehört!«, flüsterte er uns zu. »Und ich will sie zurückhaben, versteht ihr. Ich weiß, dass es unsere Schuld nicht ist, dass wir zu spät kamen, aber das müssen wir wieder wettmachen. Auf meine Hilfe können Sie zählen.«
»Haben Sie denn eine Idee?«, fragte ich ihn.
Er senkte den Kopf. Das war schon mal Antwort genug. Dann sprach er sie auch aus. »Nein, ich habe keine Idee. Das ist zwar schrecklich, aber es ist nun mal so.«
»Sie kennen sich in der Stadt aus.«
»Schon.«
»Wo gäbe es denn da ein Versteck?«
Er bedachte mich mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Sie glauben gar nicht, wie viele Weinkeller hier existieren. Sie könnten Sharon überall fest halten.«
»Dazu müssten sich die Männer auskennen«, sagte Harry. »Oder jetzt nur dieser eine.«
»Das ist auch wahr«, sagte ich. »Trotzdem gehe ich davon aus, dass die Typen fremd sind.«
»Und wir wissen nicht mal ihre Namen«, sagte Dagmar, die das ändern wollte.
Sie drehte sich von uns weg und trat an den Toten heran. Es war keine schöne Aufgabe, die Kleidung zu durchsuchen, aber in diesen Fall blieb uns nichts anderes übrig. Außerdem hatte Dagmar Hansen Glück und holte eine Brieftasche hervor. »Vielleicht
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