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Der Vergessene

Der Vergessene

Titel: Der Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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besser, das kam ihm mehr entgegen.
    Es war dunkel geworden. Eigentlich hätte er jetzt das Licht einschalten müssen. Darauf verzichtete er. Es war hell genug. Der Widerschein der Stadtbeleuchtung drang zu ihm hoch und fand auch seinen Weg über die Terrasse hinweg in das Innere.
    Den großen Raum hatte er sparsam möbliert. Die vorherrschende Farbe war schwarz. Jeder, der sich kreativ geben wollte, ob er es nun war oder nicht, setzte auf diese Farbe. Auch Atkins hatte sich diesem Trend angeschlossen. Schwarzes Leder, schwarze Regale und nur die roten Kissen als Farbtupfer. Hin und wieder ein Streifen Silber, allerdings nur bei seiner elektronischen Anlage.
    Kam er? Kam er nicht? Die dritte Nacht war entscheidend, daran glaubte der Mann mit den dunkelblonden Haaren, der seine Unruhe nicht in den Griff bekam und es auch nicht mehr im Innern aushielt. Er wollte hinaus auf die Terrasse gehen und noch einmal über Carol Maxwell nachdenken, die momentan im Whirlpool hockte und diese sprudelnden Quelle so schnell nicht verlassen würde. Bei diesem Wetter ließ es sich draußen aushalten. Der Sommer war zurückgekehrt. Wie lange er anhalten würde, wusste niemand. Die Premiere der Show würde durch den Regen jedenfalls nicht gestört werden, das stand fest.
    Er wollte die Glastür öffnen, um die Terrasse zu betreten, als alles anders wurde. Es begann mit dem Schatten, der plötzlich in der Luft stand. Der Moderator blieb an der halb geöffneten Tür stehen. Er dachte zuerst an einen übergroßen Vogel, bis er sah, dass es ein Mensch war, der sich auf ihn zu bewegte.
    Sein Herz schlug schneller, denn was er sah, war kaum zu glauben.
    Dieser Mensch schwebte der Terrasse entgegen, als hätte er Flügel, aber er landete ohne sie. Leicht und sicher. Er ging noch zwei Schritte, um danach zu stoppen.
    Amos Atkins hatte sich blitzschnell entschieden. Er wollte seinen Besucher nicht in das Penthouse lassen. Allein schon wegen Carol Maxwell nicht, und so trat er rasch nach draußen und baute sich vor Kamuel auf.
    Der Schreckensengel war groß, größer als er. Eine mächtige Gestalt im langen Mantel, die Respekt einflößte. Atkins hatte Mühe, eine gewisse Lockerheit zu bewahren.
    Kamuel nickte ihm zu. »Du siehst, ich habe mein Versprechen gehalten, Amos.«
    »Ja, ich weiß. Ich habe auch mit dir gerechnet.«
    »Das ist gut. Dann wirst du dich auch bestimmt entschieden haben, nicht wahr?«
    Amos wollte die Antwort geben, er schaffte es jedoch nicht, denn er hatte einen Blick in die Augen seines Gegenübers geworfen. Er sah sie so kalt, so hell und dunkel zugleich. Für ihn waren es nicht die Augen eines Menschen, sondern die einer mächtigen Gestalt, für deren Existenz es kaum eine Erklärung gab. Das gleiche konnte er von sich behaupten. Amos hatte sich stets wohl gefühlt und war der Meinung gewesen, dass ihm ein normaler Mensch nichts anhaben konnte. Das stimmte auch, doch bei Kamuel war es anders. Er gehörte zu den Engeln, grob gesagt, aber auch dort gab es Hierarchien, und Kamuel war Atkins Chef, wenn man so wollte.
    »Ich warte nicht gern, Amos.«
    Atkins räusperte sich. Er schaute den anderen noch immer nicht an.
    »Ich habe eine Entscheidung getroffen, aber ich möchte dich um etwas bitten.«
    »Sprich es aus!«
    »Ich muss dir ja folgen, doch nicht sofort. Gib mir noch etwas Zeit, Kamuel.«
    »Zeit?« Es folgte ein scharfes Lachen. »Warum denn Zeit, verdammt noch mal?«
    »Weil ich noch nicht bereit bin.« Amos wusste selbst, dass die Ausrede lahm klang, er hatte keine anderen Worte gefunden, und Kamuel glaubte ihm auch nicht. Heftig schüttelte er den Kopf, so dass die Haare wippten. »Du hast immer bereit zu sein. Jeden Tag und jede Nacht. Das weißt du selbst. Oder muss ich dir das noch sagen?«
    »Ja, nein, aber…«
    »Es gibt kein Aber. Ich bin gekommen, um dich zu holen.«
    Atkins sperrte sich. »Aber ich lebe hier, verdammt. Ich kann nicht einfach alles hinwerfen.«
    »Das musst du, mein Freund. Du bist einer von uns. Vergiss das niemals, verflucht.«
    »Ja, schon, aber ich will noch etwas richten. Dann… dann komme ich ja mit.«
    Blitzartig wechselte Kamuel das Thema. »Du bist nicht allein in deinem Haus hier - oder?«
    »Nein.«
    Der Vergessene gestattete sich ein Lächeln. »Ich weiß alles, Amos. Ich bekomme viel mit. Ich habe dich auch als Mensch nie aus den Augen gelassen, weil ich genau weiß, dass wir alle zusammenhalten müssen, damit wir die Zeit nicht verpassen. Wir müssen unsere Dankbarkeit

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