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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sonst für blödsinnig halten müssen, mit meinem ›Emma‹-Gefasel.« Er bückte sich und hob seinen alten Bademantel auf. »Und jetzt erweise ich Ihnen den Gefallen und räume das Feld. Schönen Urlaub wünsche ich Ihnen.«
    Als er sich abwandte, um zu gehen, sagte Karin: »Und damit soll ein gutes Gedicht beginnen?«
    Er verhielt noch einmal den Schritt.
    »Ein sehr gutes!«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?« Er blickte sie an, und plötzlich grinste er nun in der Tat wieder.
    »Weil das doch wirklich Blödsinn ist«, sagte Karin. »›Die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen …‹.« Sie schüttelte den Kopf. »Nee, nee, das können Sie mir nicht erzählen, daß das gut sein soll.«
    Sein Blick wurde etwas herablassend.
    »Mein liebes Fräulein«, sagte er dann, »es gibt in der Literatur eine Art von Blödsinn, eine gewisse Form, verstehen Sie, die ist unübertrefflich geistreich, die hat etwas an sich, das den ihr innewohnenden Witz konkurrenzlos macht. Man muß natürlich eine Antenne dafür haben.«
    »Und die habe ich nicht, wollen Sie sagen?«
    Wenn er mir jetzt nicht sofort widerspricht, dachte sie, dann kann er aber was erleben! Dann mache ich ihm wirklich die Hölle heiß!
    »Es scheint so«, meinte er.
    Und prompt wurden Karins Lippen, die normalerweise so hübsch und voll waren, schmal.
    »Wissen Sie, was Sie sind?«
    »Was?«
    »Ein Snob. Sie bilden sich eine Menge auf etwas ein, das Sie anscheinend nicht in die Lage versetzt, sich einen anständigen Bademantel zu kaufen.«
    Der Hieb saß.
    Karins Kontrahent blickte auf das edle Stück in seiner Hand, das er so sehr liebte, von dem er sich einfach noch nicht hatte trennen können, obwohl er wußte, daß es dazu längst Zeit gewesen wäre. Meistens wachsen solche Beziehungen zwischen Männern und alten, verschwitzten Hüten, aber es gibt eben auch andere Fälle.
    »Und wissen Sie, was Sie sind?« fragte der Unbekannte Karin.
    Das war nicht schwer zu erraten.
    »Eine dumme Gans, denken Sie, nicht?« ereiferte sie sich. »Aber hüten Sie sich, mir das ins Gesicht zu sagen. Ich lasse mich von Ihnen nicht beleidigen. Mir genügt das, was Sie sich bis jetzt schon mir gegenüber geleistet haben. Ich werde mich über Sie beschweren, verstehen Sie?«
    »So, werden Sie das?«
    »Ja, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Dazu brauchen Sie aber meinen Namen.«
    Karin stutzte.
    »Richtig«, erkannte sie. »Und daß Sie mir den verraten werden, erhoffe ich wohl vergebens?«
    »Nein«, entgegnete er zu ihrer Überraschung. »Ich heiße Walter Torgau. – Torgau … wie die Stadt in Sachsen.«
    Das hatte Karin wirklich nicht erwartet. Sie wußte deshalb nicht gleich, was sie sagen sollte.
    Karin Fabrici war ein sehr temperamentvolles Mädchen, ja vielleicht sogar eine kleine Cholerikerin. Das hatte sie von ihrem Vater geerbt. Doch so jäh ihr Zorn aufflammen konnte, so rasch fiel er meistens auch wieder in sich zusammen. Außerdem schien dieser Mensch hier ja auch eine oder zwei gute Seiten zu haben – die Art, wie er sich z.B. da soeben vorgestellt hatte, ohne daß er dem geringsten Zwang dazu unterworfen gewesen wäre, verdiente doch eine gewisse Anerkennung.
    »Wenn Sie jetzt gehen«, sagte Karin, »ist der Fall für mich erledigt, Herr Torgau. Ich will unseren Zusammenstoß vergessen.« Sie zwang sich sogar zu einem kleinen Lächeln. »Ich wüßte ja auch gar nicht, wo ich mich beschweren sollte. Bei wem? Ich will gar nicht danach suchen.«
    Statt sich dankbar zu zeigen, erwiderte Torgau mit deutlicher Ironie: »Bei wem Sie sich beschweren sollten? Am besten gleich beim Kurdirektor persönlich.«
    Kein Wunder, daß es in Karin schon wieder zu gären begann.
    »Ist das Ihr Ernst?« fragte sie.
    »Mein voller! Und bestellen Sie dem guten Onkel Eberhard schöne Grüße von Schlupp.«
    Karin starrte ihn mit leicht geöffnetem Mund an und war einen Moment lang sprachlos. Als sie sich wieder gefaßt hatte, sagte sie erkennend: »Daher Ihr Benehmen …«
    »Onkel Eberhard wird mich trotz meiner Verwandtschaft mit ihm zum Rapport bestellen.«
    Weibliche Neugierde verhakt sich oft an Nebensächlichem.
    »Wieso Schlupp?« fragte Karin. »Was heißt das?«
    »Schlupp ist ein Überbleibsel aus meiner seligen Kindheit. Als man es noch wagen durfte, mich nackt auf einem Eisbärfell zu fotografieren, nannte man mich Schlupp. Warum – das weiß heute keiner mehr.«
    »Genau wie bei mir«, entfuhr es Karin.
    »Ja?«
    »Mir blieb in der ganzen

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