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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Brücke unter den Augen Hunderter … und nur aus Trotz, nur aus dem Willen heraus, ihm Widerstand zu leisten, ihm, den sie … den sie …
    Nein, sagte sie sich in Gedanken hart selbst, den ich keineswegs liebe!
    Wer ist er denn überhaupt?
    Ich kenne ihn doch gar nicht.
    Ein Mann, der sich in fremde Strandkörbe setzt.
    Einer, der mir Vorschriften machen wollte.
    Der sich nicht schämt, in einem absolut indiskutablen Bademantel herumzulaufen.
    Der mit seinem Onkel angibt.
    Wahrscheinlich stimmt das gar nicht, daß er mit dem Kurdirektor verwandt ist.
    Und wenn's stimmt, was bedeutet das schon? Von seinem Onkel kann er nicht herunterbeißen, wenn er …
    Wenn er was?
    Wenn er eine Frau ernähren will.
    »Welche Nummer?« übertönte eine Männerstimme die Musik. Karin schreckte auf, nachdem ihr während der wenigen Schritte über den Laufsteg so vieles durch den Kopf gegangen war. Noch hatte sie das Ende des Steges gar nicht erreicht. Sie blieb stehen, lächelte ins Publikum, zeigte ihre leeren Hände vor, zuckte mit den Schultern. Was wollt ihr? hieß das. Ihr sollt mich ja gar nicht wählen. Eine Nummer ist deshalb nicht nötig. Warum ich hier rübergerannt bin, hat ganz andere Gründe.
    Inzwischen war es ganz still geworden am Strand. Man hörte keine Stimmen mehr, kein Gemurmel, nicht einmal das Rascheln der Wahlzettel. Nur die Musik Benito Romanas brauchte noch ein Weilchen, bis auch sie verklang.
    Dunkelrote Rosen schenk' ich, schöne Frau.
    Und was das bedeutet, wissen Sie genau …
    Als Karin Fabrici den Laufsteg verlassen hatte und auf dem anderen Podium angekommen war, stand da schon Johannes M. Markwart und nahm sie in Empfang. Obwohl sie ihm einiges eingebrockt hatte, wagte er nicht, ihr Vorwürfe zu machen oder sich vor den Augen des Publikums eine Blöße zu geben, indem er sie vom Podest gewiesen hätte – nein, mit einem Blick, der nichts Gutes verhieß, bat er sie nur, auf einem der weißen Stühle Platz zu nehmen, und entfernte sich dann mit einem gebrummten »Wir sprechen uns noch« vom Podium.
    Alle spürten es, das Blatt hatte sich gewendet, die Veranstaltung hatte ein neues Gesicht bekommen. Eine Sensation hatte sich angebahnt. Die Sensation war Karin Fabrici.
    Obwohl Johannes M. Markwart noch fünf oder sechs Mädchen in petto hatte, stand die Entscheidung schon unverrückbar fest. Die einzigen, die das anscheinend noch nicht wahrhaben wollten, waren diese fünf oder sechs jungen Damen, von denen es am vernünftigsten gewesen wäre, auf ihre Auftritte zu verzichten, die dies aber nicht einsehen wollten und dennoch – eine nach der anderen – über den Laufsteg tänzelten. Das Publikum war unhöflich oder grausam genug, ihnen keine Beachtung mehr zu schenken. Noch hatte die letzte ihre Hoffnungen nicht begraben und schwenkte ihre Hüften bei jedem Schritt mit einem Dreh, vom dem sich, wie sie glaubte, Marilyn Monroe noch eine Scheibe hätte herunterschneiden können, als sich die Leute schon über ihre Stimmzettel beugten, um ihr Votum abzugeben. Dazu bedurfte es aber vorher doch noch einiger Worte des Veranstalters, der sich aufs Podium schwang und sagte: »Meine sehr verehrten Damen und Herren, nun sind Sie an der Reihe, fällen Sie Ihre Entscheidung. Die Prozedur ist für Sie aufgrund der Nummern, mit denen die Bewerberinnen ausgestattet waren, einfach. Durch eine nicht vorherzusehende kleine Panne in der Organisation, die ich als Leiter der Veranstaltung gerne auf mich nehme, obwohl ich nicht für sie verantwortlich bin, geschah es allerdings, daß eine der jungen Damen sich Ihnen ohne Nummer präsentierte. Sollte jemand unter Ihnen, verehrtes Publikum, das Bedürfnis haben, seine Wahl auf diese junge Dame fallen zu lassen, schlage ich hiermit vor, daß er dann auf seinen Stimmzettel die Zahl x schreibt. Wird dagegen irgendein Einwand erhoben?«
    Die Frage war überflüssig. Markwart ließ seinen Blick umherschweifen, es blieb aber still.
    Dann wurden die Stimmzettel eingesammelt, doch noch während Johannes M. Markwart unter Aufsicht der ganzen Jury seiner Aufgabe des Auszählers gerecht wurde und Benito Romana der Spannung, die in der Luft lag, mit einem scharfen Foxtrott ein Ventil zu öffnen suchte, wußte man schon, wer heute ›Miß Nickeroog‹ geworden war.
    Ein heller Tusch durchschnitt die Stille der Nacht. Markwart stand wieder auf dem Podium und hob die Hand. Obwohl fast allen klar war, was er verkünden würde, steigerte sich die Spannung nun doch noch einmal. Ein Teil der

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