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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Leute drängte sich wieder an die Rampe und schielte zu dem anderen Podium hinüber, auf dem die Bewerberinnen saßen. Nur Lola fehlte. Sie hatte sich in die Dunkelheit außerhalb des Bereichs der Lampions zurückgezogen und vergiftete sich selbst ihr Herz mit Haß und Wut. Vom Kurhaus her tauchte plötzlich ein Wagen auf, auf dessen Dach eine Filmkamera stand. Junge Männer, unter denen sich auch drei Fotoreporter befanden, umschwirrten das Podium der Mädchen und knipsten unter einem Gewitter grell aufflammender Vakublitze die Gruppe der Schönen.
    »Die Wahl«, ertönte Markwarts Stimme, »die Sie, meine Damen und Herren trafen, fiel mit eindeutiger Mehrheit auf die Nummer x. Wir –«
    Er mußte aussetzen. Heftiges Händeklatschen unterbrach ihn, laute Bravo-Rufe erschollen. Der Lärm hielt lange an, er schien sich überhaupt nicht mehr legen zu wollen, so daß Markwart nach einigen vergeblichen Anläufen dazu, seine Rede fortzusetzen, die Waffen streckte und wieder der Kapelle den Vortritt ließ. Ein von Benito Romana selbst komponierter ›Krönungsmarsch‹ erklang, als Karin Fabrici langsam auf Johannes M. Markwart zutrat und sich über und über errötend die kleine goldene Krone auf die Locken setzen ließ. Dann konnte sie nichts dagegen tun, von ihm auch auf beide Wangen geküßt zu werden. Sie mußte viele Hände schütteln, wurde gefilmt, von den Reportern und auch von Amateuren geknipst und von Baron v. Senkrecht mit Komplimenten, denen es nicht an einer nationalen Tönung mangelte, überschüttet. Der Kurdirektor sprach zu ihr davon, daß ihr Auftritt einer alten Nickerooger Einführung neue Perspektiven eröffnet habe; seine Worte gingen aber im allgemeinen Tohuwabohu unter. Das gleiche Schicksal erlitt Maître Sandrou, aus dessen Mund sich über Karin ein französischer Schwall ergoß, des Inhalts, daß ihre ›göttliche‹ Figur danach ›rufe‹, von ihm mit einigen Modellroben ›bedichtet‹ zu werden. Cölestin Höllriegelskreuther legte ihr das ganze Kurhaus zu Füßen. Manfred Barke kommandierte die Filmkamera.
    Karin stand inmitten dieses Trubels ziemlich verlegen da und blickte über die Köpfe hinweg zu dem Sonnenschirm, an dem Walter Torgau gestanden hatte, als sie ihn zornig verlassen hatte und zum Hotel um ihren Bikini gerannt war.
    Der Platz war leer. Karins Blick irrte über besetzte Tische und verlassene, über leere Stühle und umgestürzte, er wanderte über die Menge der klatschenden, lachenden, rufenden Zuschauer, die das Podium umstanden, suchte und fand noch einmal den einzigen Sonnenschirm, den zu schließen man vergessen hatte, und kehrte traurig zu Johannes M. Markwart zurück.
    Er ist gegangen, dachte sie. Ich habe zuviel aufs Spiel gesetzt. Weshalb eigentlich? Ich wollte wieder einmal mir selbst etwas beweisen. War es das wert? Er ist fort. Sehe ich ihn je wieder? Warum frage ich mich das? Oben auf dem Laufsteg redete ich mir noch ein, daß er mich nicht interessiert. Was hatte ich gegen ihn?
    Daß er sich in fremde Strandkörbe setzt.
    Na und? Tun das nicht andere auch? Muß ein solcher Korb leer herumstehen?
    Daß er mir Vorschriften machen wollte.
    Na und? Vielleicht hat er das gar nicht so ernst gemeint.
    Daß er sich nicht schämt, in einem solchen Bademantel herumzulaufen.
    Bin ich verrückt? Ist der Bademantel wichtig – oder jener, der drinsteckt?
    Daß er mit seinem Onkel angibt.
    Hat er doch gar nicht. Er hat gesagt, daß er mit dem Kurdirektor verwandt ist, nachdem ich ihm angedroht hatte, mich über ihn zu beschweren. Das war sogar seine Pflicht. Wenn er mir das nicht gesagt hätte, wäre ich nämlich ganz bestimmt zum Kurdirektor gelaufen, um meine Beschwerde loszuwerden, und hätte nur eine – bestenfalls höfliche – Abfuhr erlebt. Ich wäre blamiert gewesen. Davor wollte er mich bewahren. Statt ihm also dankbar zu sein, stieß ich ihn vor den Kopf.
    Ich Schaf.
    Ich –
    »Gnädiges Fräulein!«
    Die Stimme Markwarts. Karin schreckte auf.
    »Ja?«
    »Sie hören mir ja gar nicht zu. Wir wissen noch nicht einmal, wer Sie sind.«
    »Entschuldigen Sie.«
    »Würden Sie mir Ihren Namen verraten?«
    »Karin Fabrici.«
    »Woher kommen Sie?«
    »Aus Düsseldorf.«
    »Wunderbar! Eine Rheinländerin! Ich könnte mir vorstellen, daß Sie auch schon im Karneval eine ähnliche Rolle gespielt haben wie hier.«
    »Nein.«
    »Eigentlich hätte ich ja noch ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen – Sie wissen schon, warum.« Er lächelte verzeihend. »Aber …«
    Er

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