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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Nein.«
    Und das ist die reine Wahrheit, dachte sie trotzig. Besonders reizend war der nicht, nicht einmal normal reizend. Reizend nenne ich etwas anderes, aber …
    Karin konnte diesen Gedankengang nicht vollenden, da der Zeitungsmensch sie mit seinen Fragen schon wieder unter Beschuß nahm.
    »Haben Sie ein besonderes Hobby?«
    »Ja.«
    »Welches?«
    »Wenn ich Ihnen das sage, lachen Sie.«
    »Ich lache gerne.«
    »Ich sammle Briefmarken.«
    Der Reporter verzog keine Miene.
    »Und wieso soll ich darüber lachen?«
    »Weil nur Männer Briefmarken sammeln. Mädchen nicht. Oder haben Sie schon jemals etwas anderes gelesen?«
    Der Reporter schaute verdutzt, grinste dann, schrieb ein paar Worte in sein Notizbuch.
    »Stimmt«, sagte er dabei. »Ich könnte mir vorstellen, daß das für unsere Leser ein eigenes Thema wäre. Vielleicht äußern sich ein paar dazu.«
    »Ich spiele aber auch gern Tennis und reite«, gab sich Karin den normalen Anstrich eines jungen Mädchens, das heutzutage interviewt wird.
    »Sind Sie schon gestürzt?«
    »Vom Pferd?«
    »Ja.«
    »Zweimal, aber glimpflich.«
    »Reiten Sie auf einem eigenen Pferd?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Wenn Ihr Vater ein erfolgreicher Geschäftsmann ist, hätte er Ihnen das doch schon ermöglichen können?«
    »Sicher, aber so dumm ist er nicht.«
    »Dumm?«
    »Er ist dafür, sagt er, daß seine Tochter auf dem Teppich bleibt.«
    Für diese und die nächste Antwort erntete Karin, als das Interview veröffentlicht wurde, die meisten Sympathien bei den Lesern.
    »Und was halten davon Sie, die Tochter?«
    »Daß er hundertprozentig recht hat.«
    Das war natürlich einen neuen Eintrag ins Notizbuch wert. Die ganze Ernte des Journalisten, die er sich nun schon gesichert hatte, ging bereits weit über jeden Bedarf hinaus, und er hätte längst Schluß machen können, aber gerade jungen Reportern wird in der Redaktion, ehe sie hinausgeschickt werden, eingehämmert, daß das Material, mit dem sie zurückzukommen haben, eigentlich nie umfangreich genug sein kann. Gesiebt, ausgesondert wird dann von den vorgesetzten Redakteuren, den alten Füchsen, deren Aufgabe um so leichter ist, je reicher ihnen Material zur Selektion zur Verfügung gestellt wird. Sehr oft bleibt davon am Ende ohnehin wenig genug übrig.
    Langsam hatte aber Karin nun doch genug. Ihre Antworten verloren an Liebenswürdigkeit.
    »Waren Sie, als Tennisspielerin, schon einmal in Wimbledon?«
    »Nein.«
    »Würden Sie gerne hinfahren?«
    »Nein.«
    »Nein?« Der Reporter schüttelte ungläubig den Kopf. »Warum nicht?«
    »Was sollte ich dort? Ich würde schon im ersten Spiel ausscheiden.«
    Der Reporter wußte nicht, ob er lachen sollte; er entschied sich für ein flüchtiges Lächeln.
    »Ich dachte als Zuschauerin«, sagte er überflüssigerweise.
    »Zuschauen kann ich auch in Düsseldorf. Am Fernseher.«
    »Hm.«
    Die Luft war raus, das spürte nun auch der dickfellige Zeitungsmensch und kam zum Schluß.
    »Eine letzte Frage, die wir auch Ihren Vorgängerinnen der letzten drei Jahre gestellt haben: Welches ist Ihr Lieblingsgericht?«
    »Gar keines.«
    »Aber ich bitte Sie, es gibt für jeden ein Lieblingsgericht, also wird es auch für Sie eines geben.«
    »Nein.«
    »Und warum nicht?«
    »Well ich nicht gern mit der Justiz zu tun habe.«
    Der Reporter sagte gar nichts mehr, sondern stand auf und sah sich nach seinem Kollegen, dem Fotografen, um, ohne ihn zu entdecken. Dieser hatte nämlich das Zimmer längst unbemerkt verlassen, um sich unten in der Hotelbar zu stärken. Dort suchte und fand ihn der Texter, der die Gewohnheiten seines Kollegen kannte, für die der Mann eigentlich – oder ganz sicher – noch viel zu jung war.
    Ein Blick in die Augen des Fotografen genügte dem Texter, um hervorzustoßen: »Komm, du Trunkenbold, pack deine Sachen zusammen.«
    Der Bildreporter hätte sich noch gerne ein bißchen mehr Zeit gelassen und schlug deshalb dem Texter vor, auch ein Glas zu trinken; doch er drang damit nicht durch. Im Auto fragte er: »Was war denn noch bei der?«
    »Zuletzt wurde sie schwierig.«
    »Inwiefern?«
    »Anscheinend hatte sie die Nase voll.«
    »Wirst wohl in ihre Intimsphäre eingedrungen sein.«
    »Diesbezüglich haben wir uns ja immer sozusagen auf die Theorie zu beschränken. Die Praxis bleibt uns verschlossen.«
    Der Fotoreporter schnalzte mit der Zunge und sagte: »Für die Praxis mit der würde ich allerdings meinen guten Ruf hingeben.«
    »Junge«, seufzte daraufhin der Texter,

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