Der verkaufte Patient
die Hausärzte gehen pleite, und die Bürger kommt es (echt nachhaltig übrigens) verdammt teuer zu stehen. Es ist wie beim Stammtisch: Einer bezahlt immer die Rechnung. Den Letzten beißen die Hunde.
Ein Kapitel für Tüftler
Gelegentlich beame ich mich auf Homepages unserer befreundeten Unternehmen, um Ihnen ein bisschen Einblick in dieseFirmen zu verschaffen und auch den einen oder anderen Namen herauszukopieren. Hoffentlich ist das legal. Es ist ein Spiel – und Ihre Aufgabe ist es, zu erraten, welche Verbindungen diese Firmen haben, wo genau sie agieren und in welchen Firmen- und Parteizusammenhängen der eine oder andere Verantwortliche sonst noch auftaucht. Googeln Sie; schauen Sie auch bei http://www.ungesundleben.org vorbei: Dort gibt es Extraseiten zum Thema Privatisierung.
Nehmen wir die Rhön-Klinikum AG; hier ist Eugen Münch der Aufsichtsratsvorsitzende, im Aufsichtsrat befinden sich auch Dr. Dr. sc. (Havard) Karl Lauterbach, SPD, Dr. Brigitte Mohn, Bertelsmann-Stiftung, der Münchner Kaufmann Michael Mendel, der Banker Jens Peter Neumann sowie Michael Wendl, ver.di-Gewerkschaftssekretär. Bei Fresenius liegen die Dinge etwas anders; hier handelt es sich – sieht man auf die Beteiligungen – um einen echten Multi mit starken amerikanischen Anteilen. Fresenius ist einer der größten privaten Krankenhausbetreiber Deutschlands sowie im Pharma- (führender Anbieter in Sachen Dialyse) und Gesundheitsdienstleistungsbereich tätig. Mit an Bord: Bernd Fahrenholz. Der Exchef der Dresdner Bank, der einst den glücklosen Zusammenschluss mit der Allianz betrieb, berät heute neben Fresenius, wie das Manager-Magazin wissen will, eine »Heuschrecke« namens SVP: »Die Private-Equity-Firma hat in den letzten Monaten das Geschenkartikelunternehmen Nici, den Hummelfigurenhersteller Goebel oder etwa das ›Stadttor‹ von Düsseldorf, ein Wahrzeichen der Stadt, gekauft.« Fahrenholz kauft alles. Asklepios International GmbH gehört zur Asklepios-Gruppe, eine der führenden internationalen Klinikketten. Die Gruppe trägt mehr als 90 Einrichtungen, hat über 30 Tageskliniken, verwaltet 20 000 Betten und hat 34 000 Mitarbeiter in Deutschland, Europa und den USA (unter dem Namen Pacific Health Corporation betreibt die Asklepios-Gruppe in Kalifornien sechs Krankenhäuser).
Wieder anders liegen die Dinge bei »Sana«. Dieser Konzerngehört 33 privaten Krankenversicherungen, die darin als Kommanditaktionäre eingebunden sind. Mit dem Klinikkonzern sollte nach eigenen Angaben ursprünglich die politische Idee vom »klassenlosen Krankenhaus« konterkariert, und der Wahlleistungs- und Komfortsektor erhalten werden. Im November 2006 saßen im Aufsichtsrat Vertreter von Barmenia, DKV, Bayerische BKK Union KV, Debeka, Allianz Private KV, SIGNAL, Continentale, Landeskrankenhilfe. Sana hat acht Tochtergesellschaften und betreibt derzeit bundesweit 65 Kliniken, davon 32 Kliniken im Managementauftrag. Ein weiteres Geschäftsfeld bilden neun Alten- und Pflegeheime. (Stand 11/06). Diese Konzerne kaufen nicht nur auf, was Betten hat, sie arrondieren auch in anderer Weise; so erwerben sie Medizintechnik- und Medizinproduktbetriebe, so Fresenius, das Medizintechnikunternehmen Clinico, ein Produzent von Zubehör für Infusionstherapien und künstliche Ernährung.
Dr. Angela Vogel (Geschäftsführerin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende von abeKra, Verband arbeits- und berufsbedingter Erkrankter e. V.), eine kritische Beobachterin der Szene, benennt das vermutliche Interesse der Beteiligten: »Auch hier dürften es aber Versicherer und deren Anteilseigner sein, vor allem Banken, die im gegenwärtigen Kampf um die Einstufungshöhe der Fallpauschalen – sie differieren von Klinik zu Klinik – auf Millionennachzahlungen seitens der GKV (Gesetzliche Krankenversicherung) setzen. Das sind die Gelder, die gegenwärtig in Wahrheit die Ausgaben in der GKV so massiv in die Höhe treiben (und sehr viel weniger die Arzneimittelausgaben).«
Hier schließt sich nun der Kreis. Im gleichen Zeitraum, in dem die Kliniken ihre Macht ausbauten und die Saugleistung erhöhten, fielen die niedergelassenen, freien Ärzte zurück. Betrugen die Gesamtaufwendungen der GKV für die ambulante ärztliche Behandlung im Jahr 1970 noch 22,7 %, so betrugen sie im Jahr 2007 nur noch 15,04 %. Effektiv beträgt dieKürzung also 33 % (!). Kaum eine andere Zahl zeigt so deutlich den politischen Willen zur Zerstörung der gewachsenen Kultur einer lokalen
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