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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verschaffen, als ich ausgeben kann. Vinja wird eine schöne reiche Dame sein, von der niemand weiß, daß man ihre linken Zehen abgeschnitten und gegessen hat.
    In dieser Nacht hatte Tawan einen unruhigen Schlaf. Immer wieder schrak er auf, saß dann im Bett und starrte in die Finsternis. Wirklichkeit und Traum vermischten sich. So träumte ihm, daß er als Hotelbesitzer auf jeden Gast einstach, der Vinja auch nur mit einem geilen Blick ansah, und schließlich lagen in der Eingangshalle vor der ›Reception‹ so viele Leichen, daß neue Gäste darüber hinwegsteigen mußten. Minuten später lagen sie daneben: Sie hatten Vinja angesprochen.
    Schweißgebadet verbrachte Tawan die Nacht und war am Morgen wieder unsicher, ob er sein Geld in ein neues Hotel investieren sollte.
    Sangra schien auch eine traumgeplagte Nacht hinter sich zu haben, denn das erste, was sie zu Tawan sagte, als er zum Frühstück herunterkam, war: »Hast du dich entschieden, Tawan? Werden wir Teilhaber?«
    »Ja«, antwortete Tawan. Er war müde, sein Kopf wie ein summender Bienenkorb. »Ich will es versuchen. Aber die Börse gebe ich nicht auf. Es sind ja nur kurze Stunden.«
    Schon drei Monate später begann Tawans unaufhaltsamer Aufstieg. Die beiden von Sangra gekauften Nebenhäuser wurden abgerissen, ein Architekt hatte die neuen Hoteltrakte gezeichnet, tagelang saßen Sangra und Tawan über den Plänen und besprachen mit ihm die Einzelheiten von Zimmern, Küche, Restaurant, Kühlkeller, Brandsicherheit, Lifts und hunderterlei Dingen, die bei einem Hotelbau zu beachten sind. Auch die Finanzierung war ein wichtiges Thema; am Ende aller Berechnungen kam heraus, daß man ohne einen Bankkredit zur Überbrückung nicht bauen konnte.
    »Ich werde mit meiner Bank sprechen«, sagte Tawan großzügig. Am Abend holte er den Rat des Lehrers Dasnagar ein.
    »Sie werden dir das Baudarlehen geben«, sagte Dasnagar. »Sie gehen doch kein Risiko ein. Ihr habt genug Eigenkapital, und das Hotel ist eine gute Sicherheit für die Bank.«
    »Aber da ist noch eine Hürde«, teilte bei einer Besprechung der Architekt mit. »Die Behörde.«
    »Welche Behörde?« fragte Tawan erstaunt.
    »Das Bauamt. Es muß den Bau genehmigen. Das kann Monate dauern. Die Beamten sind überlastet. Sie ertrinken in Anträgen. Ich habe Bauten, die warten schon ein halbes Jahr auf die Genehmigung.«
    »Und da ist nichts zu machen?«
    »Nichts. Es geht der Reihe nach. Es ist unmöglich, einen Antrag in der Mitte oder ganz unten im Stapel nach oben zu zaubern. Dankan Usurpai, der Leiter des Bauamtes, ist ein strenger, gewissenhafter Beamter.«
    »Sie glauben nicht, daß der Anblick gebündelter Rupienscheine –«
    »Undenkbar!«
    »Es können auch Dollarscheine sein.«
    »Völliger Wahnsinn! Bei Usurpai würden Sie damit genau das Gegenteil erreichen, Mr. Alipur.«
    »Man könnte es ja versuchen. Wie kommt man an Usurpai heran?«
    »Auf normalem Weg überhaupt nicht.«
    »Und auf unnormalem Weg?«
    »Usurpai ist ein begehrter Beamter. Überall, zu allen Veranstaltungen, wird er eingeladen, denn jeder hat irgend etwas zu bauen. Ob so eine Einladung hilft, hat logischerweise noch niemand erzählt. Die nächste große Veranstaltung ist ein festliches Zusammentreffen der Ärzte Kalkuttas. Natürlich ist Usurpai dabei – Ärzte sind potente Bauherren. Aber zu diesem Fest gibt es nur namentliche Einladungen, und die Kontrollen sind streng.«
    Sangra hörte wortlos zu. Aber als der Architekt gegangen war, sagte sie: »Ein Stammgast im ›Bambusgarten‹ ist Dr. Palur Nazrul. Er kommt jede zweite Woche und immer mit einem anderen Mädchen. Mehr schafft er anscheinend nicht. Er ist über siebzig Jahre, und wenn er hier ist, schläft er nach einer solchen Anstrengung sofort ein und bleibt dann mindestens vier Stunden liegen, bis er wieder auf die Beine kommt. Er müßte diese Woche noch kommen. Vielleicht hat er die Einladung in der Rocktasche. Männer tragen so etwas meistens in der Rocktasche. Warten wir ab, Tawan.«
    Um das Eigenkapital für den Neubau zu vermehren, drückte sich Tawan ab sofort zweimal im Flughafen herum. Subhash war es recht; mit offener Tür und laufendem Motor wartete er vormittags vor der Ankunftshalle, am Nachmittag vor der Abflughalle. Manchmal war es auch umgekehrt, je nachdem wie gute Flüge ankamen oder abhoben.
    Die Fingerfertigkeit Tawans war genial. Es gab keinen Fehlgriff. Sogar unter den Augen von Polizisten gelang es ihm, in fremde Taschen zu greifen; er war von

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