Der verkaufte Tod
kam es, daß Burten, wenn der wackelige Betrieb in seine Firmengruppe paßte, immer zur rechten Zeit erschien, die Firma aufkaufte, das bisherige Personal hinausschmiß und es durch seine eigenen, bestens gedrillten Leute ersetzte.
Die letzte Party war vor sechs Wochen gewesen. Und da geschah das Unerwartete und Alarmierende: Beim Eröffnungstanz sank Lora in Burtens Armen kraftlos zusammen. Man trug sie in ihr Schlafzimmer. Dr. Salomon, der bei jeder Party zugegen war, gab ihr eine Kreislaufinjektion und hob bedauernd die Schultern, als Burten ihn fragend ansah. Lora selbst beschrieb ihren Zustand so: »Ich wurde plötzlich schwindelig, alles drehte sich um mich, es war, als schwebte ich über der Erde, als könnte ich fliegen … Es war wunderschön.«
Lora war so schwach, daß sie sich nicht mehr selbst ausziehen konnte. Burten und Dr. Salomon zogen sie aus, legten sie ins Bett, und dabei entdeckte Dr. Salomon an ihrem linken Unterschenkel und an der rechten Hüfte zwei dunkelbraune Flecken, Hautverfärbungen, kleinen braunen Flecken ähnlich, als habe sie sich gestoßen.
Dr. Salomon konnte sich nicht erinnern, sie jemals an Lora gesehen zu haben; in den winzigen Bikinis, die sie trug, wäre das sichtbar gewesen. »Geh, Ed, und kümmere dich um deine Gäste«, sagte er und setzte sich zu Lora auf das Bett. »Ich bleibe noch hier, bis die Injektion wirkt.«
Burten nickte, gab Lora einen Kuß und ging zur Tür. »Ruf mich sofort, wenn sich ihr Zustand verschlechtert«, sagte er.
»Aber das ist doch klar, Ed.«
Dann waren sie allein.
Dr. Salomon schob die Decke von Loras Körper und tastete die Flecken ab. »Seit wann hast du sie?«
»Was?«
»Die Hautveränderungen.«
»Ach, die blauen Flecken? Ich weiß nicht. Ich muß mich irgendwann mal gestoßen haben.«
»Es sind keine blauen, es sind braune Flecken.«
»Ist das so wichtig?«
»Behalte sie im Auge, Lora. Wenn sie größer werden, zu bluten anfangen oder an deinem Körper noch mehr Flecken erscheinen, komm sofort zu mir.«
»Ich werde aufpassen, daß ich nicht noch einmal irgendwo anstoße.« Sie lachte schwach. »Du siehst bei jedem Husten sofort einen Lungenkrebs.«
Dr. Salomon sagte Burten nichts von seiner Entdeckung, auch nicht bei dem jetzigen Gespräch, das so harmlos begonnen hatte und nun so ernst wurde. »Auf der letzten Party, das war ein echter Schwächeanfall.«
»Und wodurch? Wo liegt die Ursache?«
»Wenn wir das wüßten, wären wir klüger.«
»Das ist ein wahres Wort. Ihr wißt gar nichts.«
Vier Wochen lang fühlte sich Lora wieder phantastisch. Sie sprühte von Temperament und Lebenslust, bedrängte Burten, mit ihr einen Europatrip zu machen, riß mit ihrer jugendlichen Fröhlichkeit jeden mit, nur – das stellte er vor allem im Bett fest, wenn er ihren glatten, wunderschönen Körper streichelte und küßte –, sie nahm von Woche zu Woche deutlich ab. Die Weiber, dachte er. Wenn sich die kleinste Speckrolle zeigt, schon fangen sie mit ihren dämlichen Diäten an. Aber das da bremse ich ab. Ich will kein Gerippe in den Armen halten.
Sechs Wochen später – Burten war nach Houston geflogen, um den Geschäftsführer der Supermarktkette in Texas wegen Unfähigkeit eigenhändig vor die Tür zu setzen – erschien Lora bei Dr. Salomon. Sie sah trotz des Make-ups blaß und elend aus, war auffallend dürr geworden und langsamer in ihren Bewegungen. Ohne große Einleitung zog sie sich sofort aus und zeigte Dr. Salomon ihren Unterbauch. Über den Schamhaaren hatte sich ein brauner Fleck gebildet. »Der ist neu«, sagte sie. »Fast über Nacht.«
Dr. Salomon biß sich auf die Lippen. Mein Gott, dachte er, hoffentlich bestätigt sich mein Verdacht nicht! Er betastete den Fleck, fand keine Erhebung, keine Aufwölbung, es war Loras glatte Haut, auf der nun der braune Fleck saß. »Hat es vorher gejuckt?« fragte Dr. Salomon.
»Nein.«
»Warst du viel in der Sonne?«
»Ich liege am Pool doch immer in der Sonne. Seit Jahren.«
»Hast du dich extrem lang gesonnt?«
»Wie immer. Wenn es zu warm wurde, bin ich geschwommen und habe mich abgekühlt.«
»Und hast dich dann naß wieder in die Sonne gelegt?«
»Ja. Es ist ein prickelndes Gefühl, wenn die Sonne die Wassertropfen aufsaugt. Kennst du das auch?«
»Nein. Aber wir fahren sofort zu einem der besten Dermatologen!«
Dr. Salomon hatte es sehr eilig. Er übergab seine Praxis seinen beiden Assistenten, setzte Lora in seinen Chevrolet und brachte sie in die Praxis von Dr.
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