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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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William Pen.
    Dr. Pen untersuchte Lora gründlich. Er injizierte ihr eine örtliche Betäubung, schnitt den kleinsten der Flecken aus, den neuen am Unterbauch, und betrachtete ihn durch ein großes Mikroskop. Dr. Salomon saß neben Lora auf der Liege und drückte ein Pflaster auf den Einschnitt.
    »Bleibt … bleibt eine Narbe zurück?« fragte sie leise.
    »Eine winzige. Keiner wird sie sehen, bis auf Ed. Ich nehme an, daß du dich sonst keinem Mann nackt zeigst.«
    Dr. Salomon hatte tief aufgeatmet, als Dr. Pen das Hautstück herausschnitt. Sein Verdacht war damit zerstreut. Es war kein Malignom. Ein Malignom örtlich herauszuschneiden ist ein tödlicher Kunstfehler. Handelte es sich bei Lora wirklich nur um eine spontane Pigmentierung?
    Dr. Pen kam von seinem Mikroskop zurück und lächelte Lora freundlich an. »Gnädige Frau«, sagte er, »es ist alles in Ordnung. Kein Grund zur Panik. Warten Sie bitte in meiner Bibliothek.«
    Als Lora das Zimmer verlassen hatte, setzte sich Dr. Pen auf die Liege und sah Dr. Salomon mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Du hast Lora belogen«, sagte Dr. Salomon mit belegter Stimme. »Gib es zu! Du hast was entdeckt.«
    »Ich kann Genaueres erst nach dem histologischen Befund sagen.« Dr. Pen holte tief Atem. »Wenn ich recht habe, handelt es sich hier um ein Kaposi-Sarkom. Also kein Grund zur Besorgnis, wenn das Sarkom normal ist. Wir können es mit Exzisionen, mit Chemotherapie und Bestrahlungen behandeln. Was mir nicht gefällt, ist die spontane Streuung. Das sieht nach einer Metastasierung aus. Man sollte die Lymphbahnen kontrollieren, den Stoffwechsel beobachten und das Immunsystem überwachen. Ist es ein Kaposi-Sarkom, wird es eine langwierige Behandlung geben.«
    »Mit Erfolg?«
    »Das kann keiner sagen. Du weißt, eine dusselige Bronchitis kann einem entgleiten. Man muß immer Hoffnung haben.«
    »Laß die dumme Rede!« Dr. Salomon war wütend geworden. »Ich bin kein Patient. Ja oder nein?«
    »Auch wenn du eine Pistole ziehst, ich wage keine Prognose.«
    Auf der Rückfahrt zu Burtens Villa drängte Lora durch Fragen Dr. Salomon in einen neuen Konflikt. »Ist es wirklich so harmlos, wie Dr. Pen sagt?« fragte sie. »Du bist unser Freund, vielleicht der einzige, den Ed hat – bitte, sag die Wahrheit.«
    »Lora«, Dr. Salomon bemühte sich um einen normalen Ton, »wenn es etwas Ernstes wäre, würde ich bestimmt nicht schweigen. Es sind Pigmentierungen. Du weißt doch: Alte Leute bekommen früher oder später diese braunen Flecken auf der Handoberfläche. Der Volksmund nennt sie Altersflecken. Das ist Unsinn! Sie können auch schon bei Dreißigjährigen auftreten. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Du hast – das gibt es auch – kleine Pigmentierungen am Körper, das ist alles.«
    »Und es können noch mehr werden?«
    »Das weiß man nicht.« Dr. Salomon wollte sich nicht festlegen lassen. »Hat Ed sie noch nicht bemerkt?«
    »Nein.«
    »Läufst du nicht mehr nackt vor ihm rum?«
    »Das schon, aber da guckt er woanders hin und nicht auf kleine Hautflecke.«
    »Wer kann das bei einer Frau wie dir nicht verstehen!«
    Lora sprach mit Burten nicht über ihren Arztbesuch, und auch Dr. Salomon hielt es für angebracht, vorerst abzuwarten. Das Ergebnis der Pathologie lag schon nach drei Tagen vor, Dr. Pen gab es telefonisch durch.
    »Es ist ein Kaposi-Sarkom!« sagte er ohne Umschweife. »Aber du weißt, daß man es behandeln kann. Das klassische Kaposi bleibt meist auf die Extremitäten beschränkt, nur selten kommt es zu kutanen Disseminationen oder viszeralen Beteiligungen.«
    »Eine haben wir schon, am Unterbauch.«
    »Das kann eine Ausnahme sein. Wir müssen aber beobachten.«
    Zum Beobachten blieb wenig Zeit. Nach Burtens Rückkehr aus Texas verschlimmerte sich Loras Zustand. Sie war müde, abgeschlafft, verlor noch mehr an Gewicht und war zeitweise so geschwächt, daß sie im Bett blieb. Dr. Salomon gab ihr Aufbaupräparate, Vitamine, Mineralien, aber da sich keine neuen Kaposi-Sarkome gebildet hatten, sah er davon ab, die paar kleinen Flecken mit Bestrahlung oder Chemotherapie zu behandeln. Es hätte nur eine weitere Schwächung von Loras Körper bedeutet, der fast kindhafte Maße angenommen hatte.
    Ein Schnupfen, den Burten von einer Reise nach Boston mitbrachte, sprang sofort auf Lora über und entwickelte sich zu einer Bronchitis.
    Dr. Salomon sprach mit Burten ein ernstes Wort. Er benutzte dazu eine Kognak- und Raucherstunde nach dem Abendessen, die Zeit, zu der

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