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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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widerstrebend an. Burten war enttäuscht.
    Sein ärztlicher Berater und Freund Dr. Salomon hatte eine Erklärung bereit: »Kennst du einen Spiegel?« fragte er.
    »Ich rasiere mich jeden Tag«, knurrte Burten. »Dämliche Frage!«
    »Deine Bartstoppeln interessieren keinen. Hast du einen Spiegel, wo du dich im ganzen siehst?«
    »Ja. Im Schlafzimmer.«
    »Dann stell dich mal nackt davor und betrachte dich in aller Ruhe nur einen Viertelstunde lang. Dann wirst du verstehen, warum eine Lora White dir trotz deiner Millionen nicht gleich um den Hals fällt.«
    Burten tat tatsächlich, was ihm Salomon empfohlen hatte: Er stellte sich nackt vor den Spiegel und betrachtete sich schweigend. Am nächsten Tag erschien er wieder bei seinem Doc in der Praxis. »Es gibt drei Dinge, die ich tun muß«, sagte er verbissen. »Erstens zwanzig Pfund abnehmen, zweitens jeden Tag Massagen und drittens ein Potenzmittel.«
    »Abnehmen ist kein Problem«, antwortete Dr. Salomon. »Massagen kriegst du vom besten Masseur New Yorks, und Potenzpillen sind Blödsinn, davon werden nur die Hersteller potent. Wenn du schlanker bist und durchtrainiert, ist nichts mehr auf Halbmast.«
    Von Kind an war Burten ein ehrgeiziger Bursche gewesen, sonst hätte er es im Leben nicht so weit gebracht. Auch jetzt, immer Loras Blondschopf und Traumfigur im Auge, setzte er seinen Plan mit wahrer Verbissenheit durch. Nach drei Monaten startete er einen neuen Versuch. Er rief Lora an und hatte Glück, daß sie in New York und nicht auf Tournee war.
    Natürlich sagte sie ab. Burten hatte es nicht anders erwartet. Er kündigte an, daß er demnächst wieder anrufen werde.
    Lora antwortete: »Da müssen Sie aber Glück haben, wenn ich zu Hause bin!«
    Burten sagte jungenhaft: »Das habe ich – ich bin ein Goldkind.«
    Wortlos legte Lora auf.
    Ich bin wirklich ein dämlicher Hund, dachte Burten, und aus der Übung seit Evelyns blödsinnigem Selbstmord vor zwei Jahren. Das war ein Schock gewesen, der tief saß. Aber jetzt habe ich Lora gesehen und fühle mich wie ein junger Bursch.
    War es ein Zufall oder nicht? Zwei Tage nach dem Telefonat mit Lora und ihrer schroffen Absage kam es vor Burtens Bürohochhaus zu einem kleinen Unfall. Ein Auto, das sich in eine Parklücke schieben wollte, streifte einen schon geparkten Wagen. Der Fahrer war eine elegante Dame mit einem goldschimmernden Kopf und hieß Lora White. Und Zufall Nummer zwei: Das Knirschen von Blech auf Blech geschah gerade in dem Augenblick, als Burten sein Hochhaus verließ.
    Lora war sichtlich schockiert von diesem Unfall und hatte nichts dagegen, mit Burten in die gläserne Kanzel des Hochhauses zu fahren. Dort sank sie wie zu Tode erschöpft in einen der tiefen Ledersessel, ließ sehr viel Bein sehen und sogar ein Stück Strapse und nahm dankbar ein Glas Champagner an. Zur Beruhigung der Nerven. »Das ist mein erster Unfall«, sagte sie, als stände sie vor einem Gericht, »glauben Sie mir. Die Parklücke war enger, als ich gedacht habe. Jetzt wird man wieder höhnisch sagen: ›Typisch! Frau am Steuer.‹ Dabei bin ich eine sichere Fahrerin.«
    »Es ist doch nichts passiert, Lora.« Burten goß Champagner nach. »Ein kleiner Kratzer – darüber spricht man doch nicht.«
    »Aber ich muß unbedingt den Besitzer des Wagens benachrichtigen.«
    »Ist schon geschehen.«
    »Ich begehe keine Fahrerflucht.«
    »Haben Sie auch nicht, Lora. Der Besitzer des Wagens ist benachrichtigt.« Burten grinste breit. »Das Auto gehört zu meinem Fuhrpark.«
    Zufall Nummer drei?
    Lora White atmete tief auf, was ihre Bluse gefährlich spannte, lehnte sich, wie von einer großen Last befreit, im Sessel zurück und trank einen Schluck Champagner. »Können Sie mir verzeihen, Mr. Burten?« hauchte sie mitleiderregend.
    »Ich heiße Edward … Ed.« Burtens Herz quoll auf wie ein Hefekuchen. Die logische Frage, warum Lora White gerade vor seinem Hochhaus in eine Parklücke wollte, von der jeder sah, daß sie zu klein für ihren Pontiac war, stellte er sich nicht. Bis heute nicht. Er sah nur ihr Puppengesicht und ihre gottvolle Figur, ihre langen Beine in den schimmernden Nylons und das Stückchen Strapse. Beim Gedanken, was weiter höher war, schlug seine Phantasie Purzelbäume und rauschte das Blut in seinen Schläfen.
    Das war vor sechs Jahren gewesen. Eine Schicksalsstunde, wie Burten sie nannte. Jetzt lebte Lora schon sechs Jahre mit ihm zusammen, hatte natürlich ihren Beruf als Mannequin aufgegeben, verfügte über

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