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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mal irgend etwas hin, drei Kreuze oder ein paar Kringel. Die Hauptsache ist, es steht was drunter.« Der Bote grinste breit. »Als Sicherheit, verstehst du. Damit du nicht kommst und sagst, du hättest nichts bekommen, und willst dann zweimal kassieren.«
    »Das traut Chandra Kashi mir zu? Ich bin ein ehrlicher Mensch.«
    »Wir haben schon andere Dinge als das erlebt. Schreib endlich!«
    Tawan setzte den Kugelschreiber an, malte ein paar schöne Schleifen auf das Papier und lehnte sich dann in die Kissen zurück. Der Bote nahm Quittung und Kugelschreiber wieder an sich, steckte beides in seine Tasche und verließ grußlos das Zimmer. Tawan versteckte sein Vermögen: Er schob die dreißigtausend Rupien unter seine Matratze und war bereit, sie mit seinem Leben zu verteidigen.
    Unterdessen verließ der Bote die Klinik, ging ein Stück in den Park hinein, blieb dann stehen, sah sich mehrmals nach allen Seiten um, holte die Quittung aus der Tasche, zerriß sie in kleine Stücke und warf sie in einen Papierkorb. Das Geschäft war abgeschlossen. Es hatte nie einen Tawan Alipur gegeben, der eine seiner Nieren verkauft hatte.
    Edward Burten steckte die Transplantation nicht so komplikationslos weg wie sein Nierenspender. Er erholte sich nur langsam von dem Eingriff, bekam am dritten Tag sogar Fieber und fiel in eine deutliche Apathie. Dr. Entali versuchte ihn aufzuheitern, aber Burten lächelte nur müde über die angeblichen Vorfälle, die in der Klinik passiert sein sollten. Die üblichen Ärztewitze, weiter nichts.
    Am Abend des dritten Tages kam auch Dr. Banda. Er setzte sich auf die Bettkante, las den Tagesbericht von Dr. Entali durch und nickte dann Burten beruhigend zu. »Alles in bester Ordnung«, sagte er dabei. »Ich bin sehr zufrieden.«
    »Aber das Fieber, Doc!« Burtens Augen bettelten um Wahrheit. »Ich dürfte doch kein Fieber haben!«
    »Warum nicht? Das ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf den Eingriff, und jeder Körper reagiert anders. Die einen haben nur Wundschmerzen, die anderen haben Schmerzen und Fieber. Sie gehören zu den Letzteren. Glauben Sie mir: Wir haben alles unter Kontrolle.«
    »Und wie geht es dem Spender?«
    Dr. Banda blickte zu Dr. Entali hinauf. Er hatte Tawan bisher noch nicht besucht. Wozu auch? Um ihn kümmerte sich ein Assistenzarzt oder Dr. Sudra Kasba, das war genug.
    »Dem Spender geht es gut«, antwortete Dr. Entali an Dr. Bandas Stelle. »Er wird bald entlassen, vor Ihnen, Sir. Er ist ein zäher Bursche.«
    »Auch Sie werden in Kürze herumlaufen und sich wohl fühlen wie lange nicht mehr«, setzte Dr. Banda hinzu. »Ihre neue Niere arbeitet einwandfrei. Die Laborwerte sind gut. Theoretisch könnten Sie jetzt neunundneunzig Jahre alt werden.«
    »Warum nicht hundert?«
    »Man soll nicht übertreiben.« Banda lachte herzlich. Er wippte von der Bettkante hoch und strömte einen mitreißenden Optimismus aus. »Haben Sie schon mit Ihrer Gattin gesprochen?«
    »Ja, gestern.« Burten schloß die Augen, das Sprechen strengte ihn noch an.
    »Sie ist bestimmt glücklich, daß alles so gut verlaufen ist.«
    »Sie weint vor Glück.«
    »Kommt sie nach Kalkutta?«
    »Ich habe sie gebeten, es nicht zu tun. Ich will als gesunder Mensch vor meinem Haus in New York vorfahren und es als Sieger über den Tod betreten. Ich werde mit Lora jeden Tag telefonieren, aber sie soll mich als aufrechten Mann wiedersehen und nicht im Bett liegend.«
    »Die meisten denken anders, Mr. Burten.«
    »Mag sein. Aber das Leben hat mich gelehrt, nie eine Schwäche zu zeigen. Und im Augenblick bin ich verdammt schwach.«
    Am fünften Tag war das Fieber abgeklungen. Burten telefonierte mit seiner Firmenzentrale in Manhattan, gab eine Reihe von Anweisungen, sprach auch mit Dr. Salomon, seinem Leibarzt und Freund, und sagte fröhlich: »Überleg, was du ausspucken willst, alter Junge. Du hast die Wette verloren. Ich habe eine neue Niere, und sie funktioniert hervorragend. Hätte ich auf dich gehört, würde ich noch immer an der Dialyse hängen, mein ganzes Leben lang. Was habe ich zu dir gesagt? Scheiß auf alle Wartelisten! Ich hatte mal wieder recht.«
    »Deine Chancen standen eins zu neunundneunzig«, antwortete Dr. Salomon säuerlich.
    »Aber auf die Eins kommt es an.«
    »Du hast unverschämtes Glück gehabt.«
    »Dem ich nachgeholfen habe mit lumpigen fünfzigtausend Dollar. Nein, es werden mit allem Drum und Dran sechzigtausend werden. Jetzt sage nicht: ›Kunststück, wenn man ein Kapitalist wie du

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