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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tawan?«
    »Nein! Was du da vorliest, ist kein Beweis.«
    »Du bist vielleicht ein genialer Dieb, aber sonst ein dummer Mensch!« Dakhin schob die Papiere wieder zusammen. »Bisher hast du immer in Rupien bezahlt, plötzlich legst du mir Dollars auf den Tisch. Zur gleichen Zeit aber mehren sich die Taschendiebstähle im Flughafen. Merkwürdig, nicht wahr? Was sagt da die Logik? Tawan ist es, niemand sonst! Wer eins und eins zusammenzählen kann, für den ist das klar. Begreifst du?«
    »Es war ein Fehler, dir jetzt Dollars zu bringen«, sagte Tawan ehrlich. »Ich sehe es ein.«
    »Die kleinen Dinge, an die man nicht denkt, sind oft die größten Verräter.« Dakhin strich die Dollarscheine mit einer Handbewegung in die aufgezogene Schublade vor sich. »Du siehst elegant aus, Tawan. Ist das deine Arbeitskleidung?«
    »Ich bin auf dem Wege, ein Geschäftsmann zu werden.«
    »Eine gute Formulierung!« Dakhin lachte laut und lehnte sich zurück. »Das Beklauen der Ausländer zu einem Geschäft machen! Ein gutes Geschäft, Tawan. Vor allem kannst du mich nicht betrügen.«
    »Ich habe dich noch nie betrogen, Sundra.« Tawan war beleidigt. Dakhin gegenüber war er wirklich immer ehrlich gewesen.
    Als Revierchef hatte dieser ihn immer beschützt und sogar die Bankmanager der Punjab National Bank davor gewarnt, etwas gegen den verhaßten Untermieter zu unternehmen. Jeder Angriff auf Mr. Alipur sei eine schwere Körperverletzung, hatte er mitteilen lassen. Mr. Alipur sei ein friedlicher Mensch, das wisse jeder, und das Dach an der Hauswand, nun ja, die Wohnungsverhältnisse in Kalkutta seien katastrophal, das wisse man ja, da sei so ein Dach mit Planenwänden noch das geringste. Und außerdem sorge Mr. Alipur für peinliche Sauberkeit in seiner Behausung, was in den Slums sehr selten sei. Tawan dankte es ihm, indem er ihm jede Woche die zehn Prozent ablieferte. Da er nicht rechnen konnte, brachte er Vinjas Einnahmen und sein im Hafen verdientes Geld zu einem der Schreiber, die auf der Straße ihre Stände hatten, für die Schreibunkundigen Anträge und Formulare ausfüllten oder ihnen amtliche Schreiben vorlasen und auch gleich beantworteten. Sie hatten viel zu tun, waren bescheiden mit ihrer Honorarforderung – sonst hätten die Armen ja nicht kommen können – und waren beliebt bei allen Analphabeten. Tawan hatte seinen speziellen Schreiber, der das Geld dreimal zählte, um ganz sicher zu sein, und dann die zehn Prozent beiseite legte. Tawan steckte sie in einen kleinen Lederbeutel. Von da an gehörte ihm das Geld nicht mehr, es waren Sundra Dakhins Rupien. Von den kleinen Lederbeuteln gab es zwei: Einen brachte jeden Samstag Dakhins Adjutant leer zu Tawan und nahm einen prall gefüllten mit.
    »Wo wohnst du jetzt?« fragte Dakhin.
    »In einem Hotel. Mein Dach habe ich Shakir, dem Studenten, verkauft.«
    »Sind meine zehn Prozent abgerechnet?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Ein Verkauf ist eine Einnahme.«
    »Die Summe ist verrechnet worden. Ich habe für Shakir fünf Tage Hospital bezahlt, aber er ist noch am gleichen Tag weggeschickt worden. Er hat das Geld zurückgefordert und will es morgen abholen. Da es sowieso weg ist, gehört das Dach jetzt ihm.«
    Dakhin starrte Tawan sprachlos an. Einen Augenblick herrschte völlige Stille, dann sagte Dakhin und beugte sich dabei vor: »Bist du wirklich so ein Riesenrindvieh, Tawan? Ihr Götter alle, so etwas gibt es doch nicht! Dazu hast du ja gesagt?«
    »Ja, Sundra.« Tawan spürte eine Beklemmung in sich hochsteigen. Stimmte etwas nicht? Shakir hatte alles so logisch erklärt, und nun sollte er, Tawan, ein Rindvieh sein?
    »Begreifst du denn nicht«, sagte Dakhin, »daß du dem listigen Fuchs Shakir das Hospital-Geld und das Dach geschenkt hast? Von dem Geld hätte er dir das Dach bezahlen müssen. Was gibt es denn da zu verrechnen? Er hat dich um deinen Verstand gequatscht.«
    »Ja, er hat ohne Pause geredet. Ich war ganz wirr im Kopf. Sundra, ich kann doch nicht rechnen, er aber ist ein studierter Mann. Ich habe geglaubt, er hat recht. Hat er mich wirklich betrogen?«
    »Und wie! Aber das regeln wir. Vertraue auf mich, Tawan.« Dakhin drückte plötzlich das Kinn an den Hals. Eine Frage war noch offen, das merkte er erst jetzt. »Warum ist Shakir in ein Hospital gekommen?«
    »Ich habe ihm mein Messer in die Schulter geworfen«, antwortete Tawan ehrlich.
    Dakhin stöhnte auf und bedeckte mit beiden Händen die Augen. »Auch das noch! Du hirnloser Kakerlake! Dir ist nicht zu

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