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Der Verlobte

Der Verlobte

Titel: Der Verlobte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Sylvester
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einen Kuss auf die Wange hauchte und sagte: »Willkommen in unserer Familie!«
    Irritiert musterte Tillmann die illustre Gesellschaft. Sektgläser wurden gefüllt, alle drängten sich um ihn, wollten mit ihm anstoßen und redeten auf ihn ein.
    »Sie müssen zugeben, mein lieber Tillmann, dass wir unsere Sache gut gemacht haben«, sagte die Großmutter lächelnd.
    Er nickte, mittlerweile etwas gefasst. »Sehr gut«, gab er zu. »Ich habe ja an allem und jedem gezweifelt, aber nicht an der Echtheit des Geschehens.«
    »Bedanken Sie sich bei Samson Perowski«, sagte Bert feixend. »Das war alles seine Idee.«
    »Samson Perowski?«, fragte Tillmann verwundert. »Der Krimiautor?«
    »Genau der.« Die Großmutter lächelte und deutete auf eine dicke Kladde, die vor ihnen auf dem Tisch lag. »Lesen!«
    Tillmann schlug die Kladde auf. Darin lag ein Manuskript. »Der Verlobte«, las er. »Ein Krimi von Samson Perowski«. Er blätterte eine Seite weiter. »Für Tillmann Förster«. Staunend und ein bisschen peinlich berührt klappte er die Kladde wieder zu. Er wand sich unter den Blicken, die allesamt erwartungsvoll auf ihn gerichtet waren. Nur Lilly musterte betont interessiert ihre Schuhspitzen.
    »Sie kennen Samson Perowski?«, fragte Tillmann die Großmutter.
    Ihr Lächeln wurde eine Spur breiter. »Aber ja doch.«
    Bert grinste noch unverschämter als sonst, und ein Hauch von Stolz lag in seiner Stimme als er sagte: »Meine Oma! Sie ist Samson Perowski.«
    Tillmann atmete tief durch. Dann warf er einen langen Seitenblick auf Lilly, die noch immer sehr mit ihren Schuhspitzen beschäftigt zu sein schien.
    »Das war also alles von vorne bis hinten nur gespielt«, stellte er fest und sah die Großmutter forschend an. »Etwas makaber, finden Sie nicht?«
    »Sicher, mein lieber Tillmann. Das erwartet man schließlich von, ähm, Samson Perowski«, erwiderte sie freundlich. »Außerdem sollten Sie nicht denken, dass Sie es hier mit einer langweiligen Familie zutun haben.«
    »Oh, darauf wäre ich auch gar nicht gekommen«, entgegnete Tillmann. Er sah Lilly an, die seinem Blick auswich. »Willst du es sagen? Oder soll ich?«, fragte er.
    Lilly sah kurz auf, sagte aber nichts.
    Er warf einen entschlossenen Blick in die Runde. »Ich bin gar nicht der, für den Sie mich halten … Ich bin kein Verlobter, ich bin kein Lehrer …«
    Tillmann ignorierte die »Achs!« und »Ohs!«, die vor allem von den anwesenden Damen kamen.
    »Ich bin Schauspieler. Und Lilly hat mich nur für dieses Wochenende engagiert, damit ich ihren Verlobten spiele.«
    Nun war es raus, und Tillmann bemühte sich, den erstaunten und zum Teil entsetzten Blicken selbstbewusst zu begegnen. Einen Moment lang tat ihm Lilly fast leid, doch dann musste er wieder daran denken, dass sie hier offenbar die ganze Zeit über ein doppeltes Spiel gespielt hatte …
    »Lilly, warum tust du denn so was?« Der Großvater klang eher erstaunt als verärgert, obwohl sein Kopfschütteln keinen Zweifel an seiner Missbilligung ließ. »Hast du etwa gar keinen Verlobten?«
    Lilly lächelte. »Doch, doch, aber es ist nicht Tillmann.«
    »Ach?« Tillmann sah sie überrascht an. Wieso hatte sie ihn denn engagiert, wenn er gar nicht den Lückenbüßer spielen musste?
    »Ich habe doch sofort gemerkt, dass Großmutter Ludmilla etwas ausheckte«, erklärte Lilly. »Und ich wollte euch das Wochenende nicht verderben.«
    »Warum?«, warf Bert ein. »Ist dein echter Lover so widerlich?«
    »Und ich hatte mich gerade an diesen Burschen hier gewöhnt«, knurrte der Großvater. »Endlich mal nicht so ein Waschlappen!«
    In diesem Moment klopfte es an der Tür und ein Dienstmädchen trat ein. »Entschuldigen Sie, aber da sind zwei Herren –«
    Der Großvater schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wegschicken! Das hier ist eine Familienfeier«, verlangte er barsch.
    »Ähm.« Das Dienstmädchen hüstelte verlegen. »Die Herren sind von der Polizei.«
    »Wie bitte?«, rief die Großmutter aus.
    Tillmann beobachtete aufmerksam, wie sich alle erstaunt ansahen, erschrocken eine Hand vors Gesicht schlugen oder besorgt die Stirn runzelten. War das wieder so eine abgesprochene Sache? Sein Blick wanderte hinüber zu Lilly. Ihre Mundwinkel zuckten verräterisch. Sie schien nur mühsam das Lachen zu unterdrücken. Alle anderen jedoch wirkten echt – und ziemlich erschrocken.
    Der Großvater starrte Tillmann grimmig an. »Erst spielen Sie uns hier diese Farce von einem gebildeten Verlobten mit guten Manieren

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