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Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Titel: Der verlorene Brief: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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tiefer fiel er. Und schneller. Kopfüber. Beinunter. Aufblitzende Wasser, Spiegel der Sonne, die lächelnd lockten. Ein Schatten sprang auf und wuchs. Gebar einen Laut, der furchtbarer klang als Windespfeifen.
    Atemloses Entsetzen erfasste ihn.
    Da war ein Gesicht   – nein, die Fratze des Todes. Und ebenso plötzlich war da nur noch eisige Leere, die ihn jäh umgab. Singende Stille.
    Hämmerndes Herz, peitschend wie Flügelschlag, stumm wie schon gestorben.
    Dann war nichts mehr.
    Finnig Fokklin fiel.
    O D B ARÁ
    Ohne einen weiteren Blick in die Tiefe wendete sich der Dunkle ab. Der Wind zerrte an den Falten des schwarzen Mantels, als er dem Sturz den Rücken kehrte. Das Schlagen des Stoffes war wie ein Klopfen, das über der Klippenkante hing wie das Rütteln von Ästen in einem aufkommenden Sturmwind unter raschen, ostwärts ziehenden Wolken.
    Saisárasar bückte sich, ergriff sein Schwert und schulterte es. Er hob eine Hand. Ein gellender Ruf antwortete. Nahebei landete ein Vogel, dunkel wie sein Herr, mächtig und wild; doch gebändigt beugte er sein Haupt, bot die Zügel dar als Zeichen seiner Demut. Schnabel und Fänge glitzerten rot.
    Eine Hand zog den Schwarzen in den Sattel. Eine Hand hing blutüberströmt herab. Einäugiger Simorgh, dachte er. Er lachte auf, denn es bedeutete nichts. Leben bedeutete nichts. Die Gunst des Hohen Herrn in Ulúrlim bedeutete indes alles.
    »Mag auch mein rechter Arm verletzt sein«, so flüsterte er, »so kann ich auch mit links noch Zügel führen.« Und führen würde er sie, bei Lukather, mit eiserner Hand. Vahitmaden, Vahitgeschmeiß. Ihm gegeben war nun ihr Schicksal.
    Das Hüggelland war hiermit sein   – sein Eigen geworden an diesem Morgen. Simorgh Saisárasar, Herr von Uvaithlian.
    Nicht nur hier, nicht nur in diesem unbedeutendsten aller Winkel, waren seine Criargreiter zu dieser Stunde gelandet. Alle Dörfer, alle Siedlungen   – zeitgleich wurden sie angegriffen, eben jetzt, von einem halben Tausend seiner Krieger. Zu Paaren würden sie das Krötenvolk für ihn treiben, einkerkernd die einen, knechtend die anderen.
    Die Frauen   … Futter für die Vögel, falls die Männer nicht spurten. Die Männer   … er lachte abermals: Männer? Die Krötenmännlein für die Arbeit.
    Und es gab eine Menge Arbeit zu verrichten.
    Auf dass alles bereitet war für den Tag, der bald kommen würde. An dem sich die gewaltige Macht des Hohen Herrn zeigen würde. Amuul würde gnädig sein. Oder das, was dem noch am nächsten kam: um wenige Grade weniger entsetzlich als sonst.
    Dank des dicken Landhüters   – zum dritten Mal lachte er auf: Was für ein Land, und was erst für Hüter?   –, dank jenes törichten Tölpels wusste er, was ihm zu erfahren aufgetragen worden war.
    Der Kolryndir? Ein unvorhergesehenes Ärgernis, nicht mehr. Eines, das diesen Tag nicht überdauern würde. Die Gluda? Nicht länger unauffindbar. Es gab sie, das war gewiss, an einem Ort, dessen Namen er nunmehr kannte. Namen ermöglichten Fragen. Und Antworten ließen sich erzwingen, immer. Alles war nur eine Frage der Zeit. Der Großen Zeit. Deren lang ersehnte Tage hier und heute begannen. Ja, Ulúrlim würde zufrieden sein. Und mit einer Belohnung jene auszeichnen, die sie sich verdient hatten. Warum es nicht zu denken wagen? Weshalb nicht Dunblúodur?
    Ein scharfes Schnalzen zerriss das Morgenlicht   … Zügel geboten, gehorsame Schwingen peitschten. Der Dunkle schwebte auf und davon.
    So hatte es also begonnen.

Dies ist das Ende des ersten Abschnitts der Geschichte der Gilwenzeit und ihrer Kriege. Die Lage im Hüggelland ist verzweifelt, doch auch andernorts stehen die Dinge auf des Messers Schneide.
    Der zweite Abschnitt lenkt den Blick auf DIE RABEN VON REVINORE . Im fernen Caras Berene bangt der König um das Leben des Thronfolgers, nicht ahnend, welche Gefahren Revinore tatsächlich drohen. In diesem zweiten Teil werden die Ereignisse des frühen Winters bis Alvain erzählt. Er berichtet von den Fährnissen aller Aufrechten und Freien, die Saisárasars Heimsuchung trotzen; und ihren Taten, die sich gegen die weit gespannten Netze Lukathers des Grausamen richten.
    Im dritten Abschnitt wird DAS ERBE DER GIDWARGIM zum entscheidenden Stein im Spiel der Mächte; es wird berichtet, wie nach Alvain einerseits der Feind verheerend triumphiert, wie aber auch andererseits der Ort, wo Gamlin Nemantéor ruht , gefunden wird.
    Im abschließenden vierten Abschnitt kommt DER MEISTER DER TRÄNEN selbst

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