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Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Titel: Der verlorene Brief: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Ridibund?«
    »Hrmja«, brummelte er. »Und ehe du gehst   – vergiss auch deine Axt nicht, Herr Finn. Sie lehnt immer noch draußen an der Wand. Wäre schade um sie. War schwer genug, sie aus dem Sumpf zu ziehen, das kannst du mir glauben. Obwohl ich immer noch nicht weiß, was du damit willst.«
    »Ein andermal, Herr Ridibund. Ich verspreche es. Du wirst es früh genug erfahren. Für heute nur so viel: Ein Rat ist in Mechellinde einberufen worden   …«
    »Weiß schon. Konkho hat’s erzählt.« Der alte Vahit klopfte seine Pfeife aus.
    »Ach? Dann wisst ihr schon vom Angriff auf das Hüggelland?«
    »Angriff? Pah!   – Hab’s gehört, aber nicht glauben können. Ist reines Gaststubengeschwätz, nehme ich mal an.«
    »Leider nein. Es ist die Wahrheit. Es hat tote Vahits gegeben. Feinde streifen durchs Hüggelland. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen. Sie sind groß wie Dirin, aber ihnen fehlt alles Menschliche. Sie haben Rudenforst angegriffen. Die wenigen, die fliehen konnten, sind bei einem Überfall am Mürmelkopf fast alle getötet worden. Die Lage ist ernst, Herr Ridibund! Ihr nächstes Ziel wird Mechellinde sein. Alle mannhaften Vahits werden aufgefordert, zur Verteidigung des Hüggellandes herbeizueilen. Glaube mir: Es hat tote Vahits gegeben. Feinde gehen im Hüggelland um!«
    »Aha!«, schnappte Ridibund, und sein Arm schnellte vor wie die Zunge eines Laubfroschs. »Deshalb die Axt!«
    »In gewisser Weise, ja«, gab Finn zu. »Wie gesagt: Die Schöffen stellen eine Vahitwehr aus kräftigen Burschen zusammen, die das Bogenschießen erlernen sollen und was nicht alles. Wigo und Buffo wären bei ihnen hochwillkommen. Sie sind stark und behände, und eine jede Hand wird gebraucht   …«
    »Nichts da! «, mischte sich Frau Rana ein. Sie wischte ihre Hände an einem Tuch trocken, ehe sie die Fäuste in die Hüfte stemmte. »Das kommt überhaupt nicht in Frage! Wer soll denn hier die ganze Arbeit machen, wenn sie weg sind? Von wegen!«
    Jetzt war sie es, die belferte. Achtlos warf sie ihr Tuch in eine Ecke. »Wenn du Recht hast mit deinem Angriff, dann wird es bald noch mehr Brände geben. Und Knochenbrüche und offene Wunden und jede Menge anderer Verletzungen. Richtig? Sag das deinem Bürgermeister, und sag es deiner Vahitwehr! Sie müssen ohne meine Söhne auskommen. Nur die beiden wissen, wo die Frösche laichen und wo sie zu fangen sind. Und ihr   … hört zu, ihr Wichtigtuer! Ihr kommt mir sofort wieder zurück, sobald ihr Herrn Finn wohlbehalten in seiner Werkstatt abgeliefert habt, verstanden?«
    »Ja, Mama«, sagte Buffo.
    »Ja, Mama«, echote Wigo. Beide verdrehten die Augen, und Finn ertappte sich zu seiner eigenen Verwunderung dabei, wie er mit den beiden Rohrammerbrüdern gemeinschaftlich grinste. Eltern waren offenbar überall gleich.
    Sie gingen vor die Tür. Finn drückte den beiden alten Vahits mehrfach die Hand. »Ihr habt mich vor dem sicheren Ertrinken bewahrt«, sagte er. »Und meine Wunden versorgt. Das vergesse ich euch nie.«
    »Schon gut«, murmelte Ridibund. »Denk an dein Gepäck.« Er drückte Finn die Axt in die Hand.
    »Die geliehenen Sachen schicke ich euch noch heute zurück«, sagte Finn und verbeugte sich ein weiteres Mal vor Frau Rana. »Zusammen mit dem Geld für die Salbe. Wie viel verlangst du dafür? Werden zwei Heller reichen? Nein? Drei? Du meine Güte. Also gut, dann drei. Ach, und ehe ich es vergesse   – deine Suppe war mit Abstand das Beste, was ich je gegessen habe. Was tust du da hinein, Frau Rana?«
    »Nichts Besonderes«, antwortete sie geschmeichelt. »Was halt in eine gute Suppe so gehört. Viel Geschmack, vor allem. Viel Gemüse. Möhren. Natürlich Zwiebeln, Lauch, junge Birkenrinde, alles schön kleingehackt. Und man muss es lange auf kleiner Hitze köcheln lassen.«
    »Äh   – ich verstehe«, sagte Finn. »Auf die Zubereitung kommt es an.«
    »Das   – und darauf, welchen Geschmacksgeber du mit beigibst.«
    »So wie geschmorte Pilze, meinst du das?«
    »Richtig. Ich verwende allerdings etwas anderes.«
    »Was denn?«
    »Froschschenkel natürlich. Es gibt nichts Besseres.«
    »Froschsch …«
    »Ist alles in Ordnung, Finn?«
    »M-hm.«
    »Komm jederzeit gern wieder vorbei. Wenn du willst, setze ich eine neue Suppe auf. Mach’s gut bis dahin, und fahr wohl, einstweilen!«
    Die nächste halbe Stunde führten ihn Wigo und Buffo auf gewundenen Wegen aus dem Bruchwald heraus. Sie gingen auf Pfaden, die nur sie kannten, unter schattigen Bäumen

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