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Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Titel: Der verlorene Brief: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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du es nicht weißt.«
    »Nichts da   – ich gehe hier nicht weg«, widersprach ihm Sahaso. »Obwohl du Recht hast. Wir müssen fort. Aber nicht eher, meine ich, bevor ich nicht vollständig verstehe, was hier geschehen ist. Finn ist uns wenigstens eine Erklärung schuldig.«
    »Genau«, pflichtete ihm Kampo bei. Er ließ sich wieder auf seinen Sack plumpsen und drohte Finn spielerisch mit dem erhobenen Zeigefinger. »Nur, damit du’s weißt: Mellow hat uns deinetwegen noch vor dem Hahnenkrähen aus dem Bett gescheucht. Im Morgengrauen mussten wir losreiten. Ohne Frühstück, was ein zusätzliches Ärgernis war. Hast du dir schon überlegt, wie du das wieder gutmachst?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Ich wusste bis eben nicht   …«
    »Pass nur auf und lass dich von deinen Freunden nicht auf den Arm nehmen«, unterbrach Circendil. Er wrang ein Tuch aus und legte es beiseite.
    »Sie befanden sich in großer Sorge um dich, wie ich auch. Das stimmt in der Tat. Alles andere übertreibt Kampo maßlos. Sie hatten mehr als ausreichend Wegzehrung dabei.« Mit einem Löffel goss der Medhir von dem Kräuterwasser über den heißen Stein. Es zischte lauter, und ein neuerlicher Schwall des Wohlgeruchs verbreitete sich in der Scheune.
    Kampo riss empört die Augen auf. »Was denn? Ausreichend? Nur ein paar Gurkenstücke? Eine Handvoll schrumpeliger Radieschen und einen Apfel? Das nennst du ausreichend?«
    »Er vergisst das Honigbrot«, raunte Mellow Finn zu. »Das und die warme Hafermilchsuppe aus der Kanne. Den heißen Tee und die süßen Plätzchen, von denen es für jeden von uns ein kleines Päckchen gab. Tuom hat schon früh in der Küche gewerkelt, während wir die Ponys sattelten.«
    »Jedenfalls drängten unsere neu ernannten Helvogte darauf«, fuhr Circendil fort, »gemeinsam mit uns nach dir zu suchen. Obwohl ich ihnen riet, sich vordringlich um die Aufstellung der Vahitwehr zu kümmern. Aber sie blieben hartnäckig   – eine Rohrsang-Angewohnheit, wie ich inzwischen begriffen habe. Im Nachhinein betrachtet war es allerdings gut, sie dabeizuhaben. Dein unerwartetes Zusammentreffen mit Glimfáin und vor allem sein Absturz haben uns und ihnen neue und zusätzliche Aufgaben auferlegt.«
    »Absturz! Es war eine Notlandung!«, empörte sich der Dwarg. »Bei Rumóins Schlüssel! Hört mir hier eigentlich keiner zu?«
    »Na vortrefflich«, stöhnte Kampo gleichzeitig. »Noch mehr Aufgaben.«
    Circendil seufzte ungeduldig.
    »Nun denn!«, sagte er, an Finn gewandt. »Wir müssen uns über die neuen Gegebenheiten abstimmen. Glimfáin kennt unsere Lage inzwischen. Und das meiste von dem, was hier vorgefallen ist, wissen wir derweil von ihm und Tallia   – und natürlich von den Schmieden. Wo bleiben sie überhaupt? Der Heilkiesel wird allmählich kalt. Sie sollten längst den zweiten bringen. «
    Sahaso stand auf und zog noch zwei Säcke herbei. »Setzt euch. Und dann will ich endlich wissen, was heute Morgen geschah. Unser werter Herr Mönch hat diesen Ledir vertrieben; so viel hat er uns verraten. Aber er kam humpelnd zurück, und Mellow war nicht mehr bei ihm und ritt allein über Land und alles. Wie habt ihr euch gefunden? Und bist du wirklich Glimfáins Feind begegnet? «
    »Beinahe«, antwortete Finn, als sie endlich alle saßen: er mit Tallia auf dem einen und Mellow auf dem anderen Sack. »Wir sind uns fast in die Arme gelaufen. Ich war ihm nah genug, um in seine schrägstehenden Augen zu blicken. Es fehlte wirklich nicht viel, und er hätte mich entdeckt. Das kam so   …«
    Da wurde das Scheunentor aufgerissen. Die drei Schmiede platzen herein.
    Abhro lief vorneweg, und er hielt die Dwargenaxt vorgestreckt. »Das ist völlig unmöglich!«, schimpfte er. »Das gibt’s nicht, weil’s sowas nicht geben kann!« Seine Gesellen eilten beladen hinter ihm drein. Giran hielt den Binsennapf in seinen Händen, während Franan ein Kohlebecken schleppte, in dem ein zweiter heißer weißer Stein leise klackte. Er trug dicke Schmiedehandschuhe. Wegen der Hitze, die der Stein verströmte, hielt er das Gesicht abgewandt.
    »Und es is’ doch Zauberwerk, sag ich dir!«, zischte er Giran zu.
    »Aber   – wo’s das doch gar nich’ gibt?« Girans Gesicht zeigteim schnellen Wechsel eine Mischung aus Unglauben, Erstaunen, Verwirrung und Furcht.
    »Haltet beide den Mund!«, fuhr Abhro sie an. Dann wandte er sich Glimfáin zu.
    »Also, Herr Dwarg: Was ist das, bitte sehr?« Er streckte die Axt vor, als habe er lange nach einem Beweis

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