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Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Der verlorene Brief: Roman (German Edition)

Titel: Der verlorene Brief: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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seid denn Ihr , du liebe Güte?«
    Mellow grinste. »Das?«, fragte er scheinheilig. »Oh, keine Sorge. Der tut nichts. Es sei denn, dass ich ihn darum bitte. Darf ich vorstellen   – Circendil aus Vindland. Das ist der Mensch, von dem du gesprochen hast, Herr Timan. Er ist ein guter Freund von mir. Wenn er auch etwas ungeduldig und zuweilen mürrisch ist. Besonders, wenn er müde ist.«
    »Das will ich gerne glauben«, sprudelte der Wirt verwirrt hervor. »Wenn ich nur wüsste, wer du bist. Du trägst einen bebänderten Hut, aber ein blaues Band hab ich noch nie   …«
    »Ich bin Mellow Rohrsang, bis vor Kurzem noch Landhüter, jetzt außerordentlicher Helvogt auf des Vahogathmáhirs Geheiß. Ich bin der Sohn des Rudenforster Wirts, den du erwähntest. Der Prachtkerl, wie du es nanntest. Vielen Dank auch dafür. Die beiden anderen sind Finn Fokklin von der Werkstatt Fokklinhand, und Bholobhorg Feldschwirl, ein weiterer Landhüter.«
    »Und wir vier«, näselte Bholobhorg in seiner Tanninger Tonart, »sind geladene Mitglieder des Rates, von dem du sprachst. Falls du es wissen willst. Im Übrigen   – wir sind in wichtigen Angelegenheiten unterwegs.« Er nickte und warf sich in die Brust.
    S o? Sind wir das? , dachte Finn. Was weißt du davon? Und was daran ist dir wichtig? Doch er kam nicht mehr dazu, diesen Gedanken weiter zu verfolgen.
    Timan Kowal schlug die Hände zusammen.
    »Wie? Was? Rat? Helvogt? Fokklinhand? Du meine Güte! Dann ist hoffentlich nichts Schlimmes passiert? Nach diesem unheimlichen Fund vor ein paar Tagen   …« Timans Blick flog zwischen den drei Vahits hin und her. Galad, sein Hund, wandte seinen Blick von dem Menschen ab und heftete ihn auf die Decke in Finns Armen. Inku bewegte sich und fiepte. Galads Schweif strich unruhig über den Boden. Er schnüffelte.
    »Nichts Schlimmes? Was für ein Fund?«, fragte Finn. »Was meinst du damit? Entschuldige, Circendil, aber ich muss das wissen.«
    Der Mönch bedeutete sein Einverständnis, doch selbst er unterdrückte nur noch mühsam ein Gähnen.
    »Es ist«, stammelte der Wirt und suchte nach Worten, »es ist wegen einer merkwürdigen Sache, die   – wartet   – ja, am Freitag passiert ist. Ein Reisender trank ein Bier. Er saß allein am Tisch, und ich kenne ihn seit Langem. Ich geh zu ihm hin und seh die Sorgenfalten auf seiner Stirn.
    Na, was hast du da, Winneg? , frag ich ihn, denn er stiert immerfort auf etwas in seiner Hand.
    Hab’s gefunden , sagt er. Es war eine Tassel, und frisches Blut klebte an ihr. Nanu, denk ich.
    Was hast du gemacht? , frag ich entgeistert. Ich schau mir seine Hände an, aber die sind unverletzt.
    Nichts, hab’s bloß gefunden , sagt er.
    Das ist nicht dein Blut , sag ich.
    Nein. Direkt am Grenzstein lag’s , schwört er. Keine Handbreit daneben war’s. Lag einfach nur da.
    Es gehört den Fokklins , sag ich, denn ich erkenn’ die eingearbeitete Mühle.«
    Timan räusperte sich. »Du musst nämlich wissen, Herr Finn,euer Siegel und mein eigenes zeigen beide dieselbe Mühle. Jene nämlich, die da drüben immer noch auf dem Rasteberg steht. Fillig Steinschrötel, unser Müller, sitzt oft abends hier und gibt dabei die Geschichte seiner Mühle zum Besten: Dass Báding Fokklin sie einst im Jahr 525 erbaut hat, und der war, warte«, der Wirt zählte an den Finger ab, »dein Ur-Ur-Urgroßvater, und die Mühle steht immer noch und verrichtet getreu ihren Dienst. Nach 185 Jahren! Aber worauf wollte ich eigentlich hinaus? Ach ja. Die Tassel gehört den Fokklins , sag ich. Drüben in Moorreet. Sie werden sie vermissen.
    Wen? , fragt Winneg und wischt das Blut von seinen Fingern. Die Tassel oder jene, die sie trug?
    Sprich nicht so. Damit treibt man keine Scherze , sag ich, weil ich denke, er macht einen schlechten Witz.
    Seh ich aus, als ob mir zum Lachen zumute ist? , fragt Winneg Sanderling. Ich hab einen Schwager dort, und der arbeitet bei den Fokklins, erklärt er.
    Er bezahlt sein Bier und macht sich nach Mechellinde auf. Ich geb die Tassel ab , verspricht er noch auf der Schwelle, und ich lass ihn ziehen.
    Was sollte ich denn machen? Aber das Blut daran gibt mir seit Tagen sehr zu denken. Und jetzt kommt ihr   – ich mein, jetzt kommst du, Herr Finn, und du hast nebst Landhüter gleich einen Helvogt mitgebracht, und das auch noch mitten in der Nacht. Also ist was Schlimmes passiert, sag ich mir, so wie ihr guckt und alles. Auch ihr tragt Waffen. Wird wohl kein weiterer Zufall sein. Ich kann nur hoffen,

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