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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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banalisieren, bestimmt nicht, aber haben Sie schon mal daran gedacht, daß der alte Hexenspruch aus den Märchen, das berühmte Abrakadabra, die Prinzipien Ihrer Theorie von der Aktivierung der Neurotransmitter untermauern könnte?«
    »Es wäre doch interessant, dem einmal nachzugehen!« hieb ich in die Kerbe.
    »Jetzt mach mal halblang. Ich kenn dich doch!« rief Marc gespielt ängstlich. »Du bringst es noch fertig, alles stehen- und liegenzulassen und dich Hals über Kopf in diese Sache zu stürzen.«
    »Wann hätte ich das schon mal getan?« fragte ich verärgert.
    »Ach, oft.« Lola kannte keine Gnade. »Das letzte Mal an dem Tag, als du ein rätselhaftes Dokument mit ein paar Wörtern in Aymara entdeckt hast, die etwas mit der Erkrankung deines Bruders zu tun zu haben schienen.«
    Gertrude, Marta und Efrain hörten uns verblüfft zu.
    »Na schön, es wäre jedenfalls spannend.« Ich schmollte und war nicht bereit, mich so einfach unterkriegen zu lassen.
    »Ganz Ihrer Meinung, Arnau«, sagte Gertrude Bigelow lächelnd. »Deshalb werde ich Efrain und Marta auch in dieses verrückte Abenteuer folgen. Das einzige, was ich will, ist herausfinden, ob meine Theorie stimmt.«
    Efrain grinste zufrieden und schaute uns mit Besitzerstolz an.
    »Na, was ist?« fragte er. »Machen wir uns nun auf die Suche nach den Yatiri oder nicht?«
    Wir alle willigten ein, ohne mit der Wimper zu zucken, selbst Marc. Wir wußten, daß wir vermutlich dem größten Schwachsinn der Geschichte zustimmten. Das Ganze war einfach absurd, unvernünftig - und gerade darin lag der Reiz.
    »Wann geht’s los?« Proxi hob ihre Tasse mit dem bitteren, dickflüssigen bolivianischen Kaffee in die Höhe. Ich kannte diesen speziellen Glanz in ihren dunklen Augen. Er zeigte sich immer vor großen Herausforderungen.
    Mir wäre es offengestanden lieber gewesen, man hätte auch der vor uns liegenden Aufgabe mit Tastatur und Bildschirm beikommen können. Doch das war unmöglich. So ließ ich mich lieber von der allgemeinen Euphorie anstecken.
    »Sobald wir die nötige Ausrüstung besorgt, uns mit den geographischen Gegebenheiten vertraut gemacht, den Transport gesichert und Ihnen einen Schnellkurs im Überleben unter Dschungelbedingungen erteilt haben«, scherzte Efrain. »Wir können also voraussichtlich am Montag aufbrechen.«
    Nach der Rückkehr aus dem Restaurant hatte die versammelte Mannschaft noch eine schier unendlich lange Liste zusammengestellt. Mit ihr in den Händen verließen Lola und ich am Donnerstag morgen das Hotel, um die Einkäufe zu erledigen. Wir hatten auf einem Zettel alle Geschäfte notiert, in denen wir die Ausrüstung besorgen wollten. Die reichte von Zelten, Hängematten und Moskitonetzen über Teller, Filter und Tabletten zur Trinkwasseraufbereitung bis hin zu Toilettenpapier und Insektenschutzmittel. Wir waren den ganzen Tag pausenlos unterwegs und sorgten dafür, daß unsere Einkäufe in unser Hotel geliefert wurden. Von dort aus wollten wir am folgenden Montag aufbrechen - nicht ohne vorher den Großteil unserer Sachen bei Efrain und Gertrude vorbeigebracht und brav unsere Hotelrechnung beglichen zu haben. Wir wollten schließlich nicht wegen Zechprellerei gesucht werden. Wir wagten uns nur ganz vorsichtig, nach Macheten zu erkundigen, mit denen wir eine Schneise in den Urwald schlagen wollten. Doch der Verkäufer zeigte uns seelenruhig die verschiedenen Modelle, eines schärfer, größer und gefährlicher als das andere. Er empfahl uns eines aus deutscher Herstellung von einer Marke, die, wie er versicherte, die besten Stahlklingen fertigte. Unser Einkaufsbummel kostete einen Arm und ein Bein und eine Menge Schweiß. In der Zwischenzeit machte Marta Torrent sich auf den Weg nach El Alto, in den oberen Teil der Stadt, wo der internationale Flughafen lag. Dort befand sich auch das Terminal der TAM. Das Luftfrachtunternehmen der Armee war die einzige Gesellschaft, die Flüge von La Paz nach Rurrenabaque anbot, einem Dorf, das allen Besuchern des Madidi-Nationalparks als Ausgangspunkt diente. Die einzige alternative Beförderungsart war die Landstraße durch die Yungas, die jedoch als die sogenannte Straße des Todes traurige Berühmtheit erlangt hatte wegen der häufigen, durch enorme Steigungen und gefährliche Haarnadelkurven bedingte Verkehrsunfälle. Mal abgesehen von diesem einleuchtenden Grund, sie zu meiden, war da auch noch das Zeitproblem: Über Land brauchte man fünfzehn bis zwanzig Stunden, um Rurrenabaque zu

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