Der verlorene Ursprung
Einfluß auf die Entstehung einer Tierart nimmt.«
Wir alle hörten Gertrude aufmerksam zu, doch dann verfinsterte sich Martas Miene auf ihre ganz spezielle Art, was eine nahende Explosion erwarten ließ.
»Schluß jetzt«, fiel sie Gertrude ins Wort. »Es kann viele Erklärungen für das geben, was die Capacas erzählt haben. Jedem steht frei, zu glauben, was ihm beliebt. Ich weigere mich strikt, weiter darüber zu diskutieren, das ist doch vollkommen absurd. Wir müssen erst die Dokumente in der Pyramide des Reisenden studieren und sonst unser Versprechen halten. Efrain und ich, wir werden unsere Forschungsergebnisse veröffentlichen. Und dann sollen die Spezialisten, die Kreationisten und die Heiden auf eigene Faust forschen, soviel sie wollen.«
»Eins hast du nicht bedacht, Marta« sagte Gertrude geheimnisvoll.
»Was meinst du?« wollte Marta wissen.
Gertrude zog das kleine digitale Aufnahmegerät, das sie uns am Tag unserer Ankunft in der Ruinenstadt gezeigt hatte, aus der Gesäßtasche ihrer Hose hervor.
»Die Batterie ist fast leer, aber . «, sie drückte auf einen winzigen Knopf, und auf einmal hörte man wie aus der Ferne Arukutipas Stimme sagen. »Die Macht steckt in den Worten.«
Mehr ließ sie uns nicht hören. Sie schaltete das Minigerät wieder aus und steckte es rasch wieder weg, damit die Toromonas es nicht entdeckten.
Uns verschlug es die Sprache. Gertrude hatte die Audienz bei den Capacas aufgenommen! Das eröffnete eine ganze Reihe ungeahnter Möglichkeiten.
»Ich werde eure Hilfe benötigen«, sagte sie, an Marc, Lola und mich gewandt. »Diese Aufnahme kann ich keinem Fremden überlassen, aber ihr habt Computer, um eine Analyse der Stimmfrequenzen der Capacas zu erstellen.«
Das lag genau auf der Linie meiner neuen Pläne. »Auf mich kannst du zählen.« Ich strahlte.
Gespräche dieser Art führten wir Abend für Abend, Woche für Woche, so lange, bis wir Qhispita erreichten. Nur hin und wieder, wenn wir genug hatten, wechselten wir das Thema. Dann unterhielten wir uns über uns und unser Leben. Marc, Lola und ich erzählten den anderen von unserem >Serie 100<, der gut versteckt auf seinem alten, längst vergessenen Gleis im Untergrund von Barcelona stand. Und wir verrieten ihnen, was wir dort machten. Erstmals gaben wir unsere Identität als Hacker vor anderen preis. Marta, Efrain und Gertrude lauschten uns mit großen Augen, erstaunt, was für Dinge wir anstellten. Sachen, von denen sie sich nie und nimmer vorgestellt hatten, daß man sie mit einem einfachen Computer tun könnte. Der Abstand von etwa zehn Jahren zwischen ihnen und uns kam auf dem Gebiet der Informatik einem unüberwindlichen Graben gleich. Hinzu kam eine - aus meiner Sicht unverständliche -Abneigung gegen die Errungenschaften der modernen Technik, die Geisteswissenschaftler typischerweise gerne an den Tag legen. Erschwerend kam hinzu, daß Marta und Efrain zwar EMails schreiben konnten und über ein paar Grundkenntnisse am Computer verfügten, mehr aber auch nicht.
Tatsache ist, daß wir einander in jenen Wochen recht gut kennenlernten. Bei einer anderen Gelegenheit wurde endlich das Geheimnis um Martas Ehe gelüftet, das Lola so sehr beschäftigt hatte: Der berühmte Joffre Viladomat war aus beruflichen Gründen vor fünf Jahren nach Südostasien gegangen und hatte das bißchen, was von seiner Ehe mit Marta Torrent übriggeblieben war, über Bord geworfen. Die gemeinsamen Söhne, Alfons und Guillem, neunzehn und zweiundzwanzig Jahre alt, lebten während des Semesters in Barcelona. Doch kaum begannen die Ferien, verschwanden sie auf die Philippinen, um die Zeit bei ihrem Vater und Jovita Pangasinan, seiner neuen Partnerin, zu verbringen. Marta erzählte, Jovita sei eine bezaubernde Person, die sich blendend mit Alfons und Guillem verstehe, so daß zwischen allen Beteiligten eine sehr herzliche Beziehung herrsche. Lola tat einen langen Seufzer der Erleichterung, als sie erfuhr, wie die Geschichte endete, und versuchte gar nicht erst, ihre seit langem schwelende Neugier zu verbergen.
An einem jener Abende kamen Marc, Lola und ich auch zu einer Einigung hinsichtlich der Zukunft von Ker-Central. Das Unternehmen sollte in eine GmbH umgewandelt werden. Die Hälfte der Aktien würde in meinem Besitz bleiben. Die andere Hälfte wollten sie sich teilen und für den Kauf einen Kredit bei der Bank aufnehmen. Von dem Augenblick an würde ich frei sein, während sie de facto Ker-Central leiten würden. Da das Gebäude
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