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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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drehen ihr den Rücken zu. Davon hängt wahrscheinlich das Gelingen unseres Vorhabens ab!«
    Während die Anderen sich sein Verhalten nicht zu erklären vermochten, entfernte er sich, aber keineswegs in der Richtung, welche er Ihnen angedeutet hatte, sondern er kehrte nach dem Wohnhause zurück.
    »Das begreife, wer da will!« sagte der Amtmann, indem er den Kopf schüttelte. »Ich nicht!«
    »Das ist auch nicht nothwendig!« sagte der alte Wunderlich. »Wenn nur er es begreift.«
    »Aber warum geht er denn nach dem Hause, wenn er sich nach einem ganz anderen Ort begeben will?«
    »Sakkerment! Das ist seine Sache! Er ist zehnmal gescheidter als wir alle zusammen. Das können Sie glauben. Es sind Fehler gemacht worden, und ihm ist irgend eine Idee gekommen, wie diese Fehler ausgewetzt werden können. Darum – ah, siehe da! Dort schleicht er sich an der Mauer hin, nach den Hollundern zu! Ich glaube gar, daß er dort Jemand belauschen will, der die Absicht hat, uns zu belauschen! Meine Herren, ein Schuft, wer von jetzt an nach der Lücke blickt! Er hat es verboten, er hat seine guten Gründe dazu, und so dürfen wir ihm das Spiel nicht verderben. Vorwärts! Gehen wir endlich an die Arbeit!«
    Wie der alte Förster gesagt hatte, war Arndt nur scheinbar nach dem Häuschen zurückgekehrt. Wie eine Erleuchtung war der Gedanke über ihn gekommen, daß der Schmied den Vorgang belauschen werde. Dies war nur an der Stelle möglich, wo einige der obersten Steine in der Mauer fehlten.
    Vielleicht aber befand sich der Lauscher bereits dort. Darum machte Arndt den scheinbaren Umweg. Das Geräusch, welches seine schleichenden Schritte im Schnee hervorbrachten, wurde von dem Schalle der in das harte Erdreich nur schwer eindringenden Hacke übertönt. Er erreichte die Stelle und duckte sich hart an dem Stamme des Hollunders nieder.
    So sehr er sein Gehör anstrengte, war doch zunächst nichts zu vernehmen. Schon glaubte er, daß seine Combination diesmal eine irrthümliche gewesen sei, da hörte er draußen an der Mauer den Schnee knirschen, und bald darauf erklang eine gedämpfte Stimme: »Siehst Du! Sie haben bereits angefangen!«
    »Ja, aber wohl erst seit Kurzem. Der Todtengräber ist noch beim Anfange. Verdammter Weg hier herauf durch den tiefen Schnee!«
    »Es ging nicht anders. Den rechten Weg durften wir ja nicht gehen. Hol’s der Teufel, sie haben das richtige Grab!«
    »Hast Du es Dir gemerkt?«
    »Und wie! Sooft ich auf dem Gottesacker war, hat es mir die Augen hingezogen. Es ist ein armseliges Gefühl, zu wissen, daß ein Grab leer ist.«
    »Pah, Vater! Du wirst seit einiger Zeit von Grillen geplagt, die Du Dir vertreiben mußt!«
    »Vertreibe sie, wenn Du kannst!«
    »Gefährlich kann doch diese Geschichte für uns ja gar nicht werden.«
    »Sehr gefährlich im Gegentheile.«
    »Warum? Du hast, um einen Mord zu verhüten, den der Baron von Dir verlangte, eine Leiche verbrennen lassen. Das ist doch weiter nichts als das Zeichen eines guten Herzens!«
    »Aber ein Leichenraub dabei!«
    »Hm!«
    »Und Unterschlagung eines Kindes oder so ähnlich!«
    »Es wird nicht entdeckt werden!«
    »Das habe ich bisher auch gedacht. Aber wie kommen diese Menschen auf den Gedanken, daß hier ein Grab leer sei, und gerade dieses?«
    »Das ist freilich ein Wunder.«
    »Und zwar ein Wunder, welches wir vielleicht sehr theuer zu bezahlen haben werden.«
    »Wie soll man auf uns kommen?«
    »Das weiß nur der Teufel, der dabei jedenfalls sein Spiel hat. Sollte der alte Uhlig etwas gemerkt haben?«
    »Gewiß nicht. Der hätte mit uns davon gesprochen.«
    »Dann ist es mir ein Räthsel. Aber wenn es herauskommt, so steht noch mehr auf dem Spiele.«
    »Du siehst zu schwarz!«
    »Hm! Wer dieses todte Kind gestohlen hat, der hat auch das Feuer an das Schloß gelegt und den kleinen Baron fortgeschafft. Das wird man wohl herausfinden.«
    »So schnell geht das nicht. Und da, da fällt mir ein höchst probates Mittel ein.«
    »Welches?«
    »Wir stehlen noch ein Kind.«
    »Was fällt Dir ein?«
    »Na, so dumm ist der Gedanke denn doch nicht. Weißt Du, ich denke, daß diese Herren sich zunächst nur überzeugen wollen, ob das Grab leer ist. Den Thäter wissen sie nicht.«
    »Woraus willst Du das schließen?«
    »Wäre er ihnen bekannt, so hätten sie ihn arretirt und mit hierher gebracht.«
    »Sapperment, das ist wahr! Aber wenn sie einmal erst gesehen haben, daß die Leiche fehlt, dann werden sie weiter forschen. Anhaltspunkte haben sie

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