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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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»Wahrscheinlich hat der Kerl, den sie hopsgenommen haben, gar nichts angestellt. War bestimmt so ’n armer Einfaltspinsel, den sie aus dem Bett gezerrt haben, damit’s so aussieht, als hätten sie die Sache aufgeklärt, und sie sich nach Hause trollen können, bevor ihr Abendessen kalt wird.«
    Der Wirt schüttelte den Kopf, als er ihre Krüge zum Nachfüllen vom Tisch nahm. »Das ist schon der Richtige, ganz bestimmt. Nicht dass diese feinen Herren von Scotland Yard viel zu ermitteln gehabt hätten. Nach dem, was Eddowes erzählt, der Wirt vom Kaffeehaus hinten in der Moor Street, hat der Idiot die ganze Geschichte seiner Alten gebeichtet. Haarklein, in ’nem Brief.
Einem Brief!
Das muss man sich mal vorstellen. Was ist das nur für ein Trottel, der in ’nem Brief schreibt, dass er einen umgebracht hat, und meint, er würd einfach so davonkommen? Da wär’s ja schwerer, ’nen Hund auszumachen, der ’nen Zylinder aufhat, auf den Hinterbeinen läuft und den Leuten in die Tasche greift.«
    »Was is das eigentlich für einer, dieser Mörder? Auch so ’n feiner Herr, stimmt’s? Heißt ja, der Tote hätt ’ne Menge Schulden auf dem Kerbholz und in ganz London wär’n die Leute hinter ihm her gewesen, um ihr Geld von ihm einzutreiben.«
    Der Wirt zuckte die Schultern. Eddowes wusste bestimmt noch manch anderes, in seinem Kaffeehaus bekam er schließlich alles mit. Aber wer dieser Gläubiger war, der den Mord begangen hatte, blieb ein Rätsel. Einer der beiden kratzte sich nachdenklich am Kopf, dann steckte er sich die Finger in die Ohren und fuhr kräftig darin herum, als glaubte er, die Antwort würde ihm unversehens einfallen, wenn er nur genügend Schmalz entfernte.
    »Dann hat ihn also seine Alte verpfiffen.« Der andere schnaubte bedrückt. »Is ja reizend, wirklich. Was is das für ’ne Welt, in der einen die eigene Frau bei den Polypen hinhängt? Früher konnt man als Mann noch Treue und Respekt von seiner Angetrauten erwarten, aber heutzutage?«
    Die Männer verfielen in Schweigen. Jeder dachte an seine eigene Frau und unterzog sie einer Überprüfung, als gelte es, die Stärken und Schwächen bei einem Hund oder einem Pferd abzuwägen. Am Ende war keiner von ihnen sicher, ob er einen guten Fang getätigt hatte, und so saßen sie eine Weile verdrossen da. Sie hatten gerade angefangen, sich über die allgemeine Hinterhältigkeit von Frauen, Kindern und Polizeibeamten auszulassen, als Eddowes höchstpersönlich hereinkam. Der Wirt begrüßte ihn herzlich, rief in die Küche, man solle einen Teller Leber und Schinken bringen, und stellte ihm wie gewöhnlich seinen Krug Stout auf die Theke.
    »Grad eben habe ich den Herren hier erzählt, dass die Polypen den Ziegelei-Mörder zur Strecke gebracht haben. Hast du inzwischen was Neues gehört?«
    »Du meine Güte, das ist vielleicht ’ne Geschichte«, erklärte Eddowes. Er lehnte sich zurück und nahm einen kräftigen Schluck. Dann schüttelte er den Kopf und legte stolz eine Hand auf seinen vorstehenden Bauch, als wäre der bis zum Bersten voll mit köstlichen Neuigkeiten. »Was für ’ne Geschichte!«
    »Nu erzähl schon«, drängte der Wirt und setzte die Ellbogen auf die Theke. »Los, sag doch.«
    »Aah!« Eddowes nahm einen weiteren Schluck, stellte langsam und genüsslich den Krug ab und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Das is ’ne Geschichte, sag ich euch. ’ne tolle Geschichte.«
    »Dann erzähl doch endlich«, bat der Wirt erneut.
    Tom rückte näher, hütete sich jedoch, ein Wort zu sagen. Es zahlte sich nicht aus, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    »Jetzt sag’s doch endlich«, drängte der Wirt ein drittes Mal und hielt mit seiner Wut kaum noch hinterm Berg.
    »Immer mit der Ruhe, mein Freund«, erwiderte Eddowes gedehnt. »Bring mir noch eins, dann erfahrt ihr’s. Aber es ist und bleibt ’ne tolle Geschichte.«
    Zufrieden mit der Zunge schnalzend, stolzierte Eddowes die Theke entlang und stellte sich so hin, dass sein breiter Rücken nahezu die ganze Wärme vom Kamin beanspruchte. Tom rückte ein wenig zur Seite, um ihm Platz zu machen.
    »Also.« Eddowes legte die gespreizten Hände auf die Theke und betrachtete sie voller Bewunderung.
    Der Wirt räusperte sich energisch, um ihn endlich zum Sprechen zu bewegen. »Also?«
    Eddowes zog seine Geschichte mit Seufzen und Kopfschütteln in die Länge, spreizte immer wieder die Finger und wischte sich gemächlich Stout und Leberreste vom Mund. Der Kern seiner Rede war

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