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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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einziger Mord war. Hier wedelte Eddowes mit den Händen, womit er zu verstehen gab, dass er noch einen ganzen Sack voller geheimer Informationen besaß. Dann sprach er mit gesenkter Stimme weiter. Die Polizei glaubte, dass da unten, versteckt in den Tunneln, noch Hunderte von Leichen lägen und verrotteten, allesamt Opfer dieses einen Verrückten. Eddowes schüttelte den Kopf. Natürlich hatte man ihn aus der Anstalt geholt und ins Kittchen gesteckt. Er würde nach Newgate gebracht, hieß es, bis man ihn vor Gericht stellte. Aber der Prozess war nur noch eine Formalität. Der Beamte, der in sein Kaffeehaus gekommen war, hatte bereits davon gesprochen, dass er gehängt würde.
    »Wir nehmen selbstverständlich das Zimmer über der Wohnung deines Bruders«, sagte Eddowes zum Wirt, der hastig nickte. »Der beste Blick im ganzen Haus, und wer das Gegenteil behauptet, bekommt es mit mir zu tun. Nur der Platz auf dem Schafott selbst ist besser.«
    »Ha, aber da binden sie dir ein Tuch um den Kopf, was die Sicht nicht gerade verbessert«, witzelte einer der Männer und stieß dabei seinen Freund in die Rippen.
    Tom leerte seinen Krug und schlich unbemerkt hinaus. Den langen Weg nach Hause ging er zu Fuß, doch er konnte sich das alles immer noch nicht so recht zusammenreimen. Ein Gefallen für einen Freund, hatte der Captain gesagt. Sicher, Tom hatte genickt, zähneknirschend und voller Abscheu, und genau gewusst, was er damit meinte. In den Elendsquartieren gab es überall solche Freunde. Freunde, die keinen Namen hatten, es aber immer wieder schafften, in Schwierigkeiten zu geraten, und dann jemanden brauchten, der ihnen aus der Patsche half. Leute, denen man keinen Pfifferling wert war, wenn es einem mal dreckig ging, kamen plötzlich daher, die Selbstgerechtigkeit in Person, und machten sich für solche »Freunde« stark. O ja, Tom hatte begriffen, was der Captain im Schilde führte. Nur dass die Polypen jetzt einen Schuldigen gefunden hatten. Nach allem, was man hörte, ein klarer Fall. Dieser Freund, für den der Captain sich so ins Zeug gelegt hatte, dieser Freund, der in der Klemme saß und für den er so viel Mitgefühl und Bedauern aufgebracht hatte, existierte gar nicht, ganz bestimmt nicht. Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Tom hatte von Anfang an gespürt, was für ein verschlagener Kerl dieser Captain war. Er hatte genau gewusst, dass er der Allerletzte in der ganzen Stadt war, der einem anderen aus reiner Herzensgüte einen Gefallen tat. Darauf hatte er, Tom, gebaut. Tom wollte sich absichern, das war der einzige Grund, warum er diesem Scheißkerl einen Gefallen getan hatte. Und dennoch, vielleicht hatte sich dieser elende Falschspieler dieses eine Mal dazu herabgelassen, Tom die Wahrheit zu sagen. Es schien unmöglich, und doch fand Tom keine andere Erklärung. Und er hatte seine Falle aufgestellt und einen Verrückten zur Strecke gebracht, während der Captain frei herumlief. Tom konnte die Ungerechtigkeit, die darin lag, kaum ertragen.
    Und der Scheißkerl hatte immer noch Lady. Bestimmt würde er am nächsten Samstag in der Bridge Tavern auftauchen, eine Hand auf ihrem Rücken, als gehörte sie rechtmäßig ihm, die andere Hand ausgestreckt nach dem Gewinn, der eigentlich Tom zustand. Tom kuschelte sich unter seine Decke und sog die letzten Reste ihres Heugeruchs ein. Nach einer Weile tastete seine Hand zu dem leeren Platz hinter seinen Knien. Dort hatte sie sich nachts gern zusammengerollt, dicht an seine Beine geschmiegt, die Nase auf seinen Fußgelenken. Mit ihren Klauen hatte sie kleine Schlaufen aus der rauen Wolldecke gezupft. Tom strich darüber und stellte sich vor, er würde durch die Wolle ihren Kopf spüren. In dieser Nacht fühlte er sich wie ausgehöhlt, ein schmerzendes Loch tat sich in ihm auf. Es gab keine Linderung für diesen Schmerz, weder in der Hitze des Zorns noch in kalt klimpernden Geldmünzen. Lady hatte immer gelächelt, wenn sie ihn sah, als wäre er für sie das Einzige auf der Welt. Tom drehte sich auf die Seite und zog die Decke hoch bis zum Kinn. Er musste eine andere Möglichkeit finden. Sonst hatte das alles keinen Sinn. Ohne sie hatte alles keinen Sinn.

XXIV
    D er für die Untersuchung des Mordes an Alfred England zuständige Inspektor hatte es abgelehnt, den Raum zu betreten, in dem William verhört werden sollte, solange dieser nicht gefesselt auf seinem Stuhl saß. Es könne sein, dass dieser Wahnsinnige während des Verhörs gewalttätig werde, und das Risiko

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