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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Baubehörde durch den Vertragsnehmer Alfred England von der Firma England & Son in Battersea. Versehen mit Hawkes Unterschrift, dicht gedrängten schwarzen Krakeln, und mit Englands Unterschrift, breiten, weit ausschwingenden, kindlich anmutenden Buchstaben. Da, wo May hätte unterschreiben sollen, war nur ein Kreuz mit Bleistift, so fest aufgedrückt, dass die Mine das Papier durchstoßen hatte. Rose hatte das Blatt so lange angestarrt, um ihm sein Geheimnis zu entlocken, bis die Worte ihren Sinn verloren.
    »Mr. Rose, o mein Gott …«
    »Ich habe auch Ihr Messer«, fuhr Rose fort. »Man kann mit Fug und Recht davon ausgehen, dass die Waffe, die man in Ihrem Büro gefunden hat, dort versteckt wurde, um Sie zu belasten. Aber das ist nur ein Indiz. Vor Gericht kommen wir damit nicht durch. Wir brauchen mehr. Einen Beweis, dass unser Mann zur Tatzeit in den Abwasserkanälen war. Etwas Handfestes.«
    Ganz langsam hob William die Hände ans Gesicht und verharrte so mehrere Minuten. Dann hob er den Kopf. Seine Augen glänzten, ob vor Hoffnung oder von Tränen, konnte Rose nicht sagen.
    »Sie glauben mir, dass ich ihn nicht getötet habe«, flüsterte William.
    Es war keine Frage, und Rose gab keine Antwort. »Wir haben nicht genügend in der Hand, um die Geschworenen zu überzeugen«, sagte er. »Ich möchte, dass Sie Ihre ganze Geschichte noch einmal durchdenken. Jede Einzelheit.«
    Wieder schlug William die Hände vors Gesicht. Seine rissigen Lippen berührten die Handflächen, und er spürte seinen heißen Atem zwischen den Fingern. Das in seiner Brust rauschende Blut kühlte sich ab und floss wieder in ruhigen Bahnen. Er brauchte keine Angst zu haben. Die Narbenwülste auf seinen Unterarmen brannten. Es galt, die Fassung zurückzugewinnen. Er biss sich auf die Lippen, drückte die scharfen Kanten seiner Schneidezähne mit solcher Gewalt in das spröde Fleisch, dass es blutete. Er leckte die Lippen ab und kostete den vertrauten metallischen Geschmack auf der Zungenspitze. Auch seine Zunge würde bluten, wenn er nur fest genug daraufbiss. Das war nicht notwendig, noch nicht. Aber der Gedanke beruhigte ihn. Das Dröhnen in seinen Ohren verklang. Behutsam nahm er die Strohhalme, die er auf den Boden gelegt hatte, und während er sie in Stücke riss, als könnte er ihnen damit ihr Geheimnis entlocken, zwang er sich, sich zu erinnern.
    Als er mit seinem Bericht fertig war, blickte er hoch. Die Augen hinter der Eisenklappe wandten sich ab.
    »Das reicht nicht, oder.«
    Auch das war keine Frage.
    »Mit einer Verteidigung vor Gericht verhält es sich genauso wie mit Ihren Abwasserkanälen«, sagte Rose leise. »Gut konstruiert, kann sie jedem Angriff widerstehen, wie unangenehm er auch immer ist. Wenn aber ein Backstein verwittert, nicht stark genug gebrannt oder falsch eingepasst ist, besteht die Gefahr, dass alles in sich zusammenstürzt. Und wenn Sie nicht genügend Backsteine haben …«
    Backsteine. Das Schaben von Backstein auf Backstein. Es hatte etwas zu bedeuten, dieses Geräusch. Es hatte eine Gestalt und war ihm so vertraut wie das Klirren von Metall und das Geräusch tropfenden Wassers in seiner Kindheit, das den Waschtag ankündigte. Noch lange nachdem seine Mutter gestorben war, dachte er, sobald er das Geräusch einer Mangel hörte, es wäre Montag. Genauso weckte dieses Geräusch bestimmte Gerüche und Gefühle in ihm. William schloss die Augen. Das Schaben von Backstein auf Backstein. Das Gewicht des Messers in seiner Hand. Der Geschmack von Blut in seinem Mund. Ein kalter, feuchter Geruch in seiner Nase. Dunkelheit. Ein Zustechen. Ein weißes Gesicht, Augen wie dunkle Höhlen. Nein, nein, nicht das. Die Tunnel. Die Dunkelheit in den Tunneln. Das herrliche Pochen des schmerzenden Arms. Scharfe Umrisse, fest und kühl die Hände, das Gesicht und das Herz, absolute Gegenwart. Klarheit. Frieden. William stieß einen Schrei aus, keuchend vor plötzlichem brennendem Verlangen. Verzweifelt versuchte er, diese Gefühle zu umklammern und festzuhalten, aber sie waren bereits verschwunden, Schatten, die sich im Licht auflösten. Er tastete mit den Zähnen die wunden Stellen auf seinen Lippen ab und schmeckte das warme Blut.
    »Mr. May?«, fragte Rose besorgt durch den Schlitz. »Fühlen Sie sich nicht gut? Möchten Sie einen Schluck Wasser?«
    William schlug die Augen auf. »Er hat etwas versteckt«, sagte er. »Er hat etwas versteckt.«
    »Wer? Hawke?«
    »Ja. Er hat etwas versteckt. In der

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