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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Captain grinste und zeigte dabei seine Zähne. »Ich möchte nicht noch einmal enttäuscht werden.«
    »Aber Captain, wieso denn enttäuscht? Bei den fantastischen Hunden, die wir diesmal für Sie haben?«, säuselte Brassey und drehte den halslosen Kopf hin und her. »Ganz bestimmt nicht.«
    Er grinste wie eine Kröte übers ganze Gesicht. Als er jedoch herumwirbelte, um seinen Gehilfen beim Kragen zu packen, erstarb dieses Grinsen urplötzlich, als hätte man Salz darauf gestreut. Wenn der Raum oben nicht in zwei Minuten offen sei, zischte er dem Jungen ins Ohr, könne er was erleben.
    Mit trippelnden Schritten geleitete Brassey den Captain zu seiner Loge. Doch der wollte sich nicht setzen. Stattdessen kletterte er in die Manege, angefeuert von seinem Begleiter, der spitze Schreie ausstieß und sich wie eine Dame kurz vor einem Ohnmachtsanfall ein Taschentuch vor den Mund hielt. Der Captain schob Brasseys Gehilfen beiseite und begann, die Ratten nacheinander am Schwanz aus dem Käfig zu ziehen. Der Omnibusfahrer warnte ihn, sich vorzusehen, dass er nicht gebissen werde, aber der Captain schenkte ihm keine Beachtung. Als eine Ratte sein Bein hochklettern wollte, packte er sie und schleuderte sie durch die Luft.
    »Weg mit dir, du Drecksvieh«, knurrte er wütend und versetzte der Ratte noch in der Luft einen Fußtritt, so dass sie quer durch den Ring flog und mit einem dumpfen Knall an der gegenüberliegenden Wand aufprallte. Die Zuschauer johlten vor Begeisterung. Daraufhin verneigte sich der Captain, trat noch nach zwei weiteren Ratten, die an seinem Hosenaufschlag schnüffelten, stieg aus dem Ring und schnippte mit den Fingern.
    »Also los!«, donnerte er mit gerötetem Gesicht und lehnte sich so weit über die Bretterwand, dass die Gaslampen seine dunklen Augen aufblitzen ließen. »Fangen wir an!«
    Der erste Hund bot nicht gerade eine Glanznummer, ebenso wenig wie der zweite. Wütend rief der Captain zwei verlässliche Hundebesitzer zu sich und verlangte, dass sie ihre Tiere antreten ließen. Zögerlich schüttelten die beiden den Kopf und meinten, ihre Hunde seien zurzeit nicht ganz auf der Höhe und solch großen Ratten noch nicht gewachsen. Die Miene des Captain verfinsterte sich. Er griff sich den Spazierstock seines Freundes und hieb mit dem silbernen Knauf auf die ziellos umherhuschenden Ratten ein. Nicht lange, und er traf eine am Schädel, worauf das Tier durch den Ring taumelte und schließlich zusammenbrach.
    »Herr im Himmel! Wenn selbst
ich
das kann …«, zischte er seinem Freund zu, der kichernd die Blutspritzer auf seinem Gehstock begutachtete. Dabei streckte er die Zungenspitze zwischen den Zähnen heraus, als wollte er das Blut ablecken.
    Besorgt schickte Brassey einen weiteren Hund in den Ring. Dieser verzog die Schnauze zu einer bösartigen Fratze, näherte sich seiner Beute aber nur zaudernd, und als ihm eine Ratte ins Gesicht sprang, zuckte er wie ein verschrecktes Kind zusammen und lief Schutz suchend zu seinem Sekundanten. Der klatschte wütend in die Hände und brüllte den Hund an, er solle endlich kämpfen, aber all seinen Bemühungen zum Trotz konnte er in dem Tier keinen Blutdurst wecken, es blieb ängstlich. Zwar unternahm es ein paar matte Vorstöße, aber die Ratten hatten es eingeschüchtert, und sie wussten es. Gemeinsam gingen sie nun gegen den Hund vor.
    Zornig trat der Captain gegen die Brüstung und verlangte, der Sache ein Ende zu machen. »Du verschwendest meine Zeit, Brassey! Jedes Damenkränzchen wäre aufregender gewesen.«
    »Aber nicht doch, mein Freund«, meinte der Wirt beschwichtigend. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. »Nur die Ruhe. Es hat ja noch gar nicht richtig angefangen.«
    Der Captain lachte höhnisch auf und griff nach seinem Hut. Hinter ihm fingerte sein Begleiter an seiner Halsbinde herum, während ein einfältiges Grinsen um seine Mundwinkel spielte.
    »Komm, Henry«, brummte der Captain. »So eine drittklassige Arena werden wir uns nicht wieder antun.«
    Endlich fand ein
echter
Kampf statt. Die Zuschauer verstummten, um alles genau zu verfolgen.
    »Meine Herren, bitte, meine Herren. Überstürzen Sie nichts.« Brasseys Äuglein irrten hektisch umher. »Ah, Tom! Hier, meine Herren, hier haben wir eine Hündin, der Sie Ihre Aufmerksamkeit schenken sollten. Sie hat noch nie zuvor gekämpft.«
    Der Captain knurrte wütend und trat seinen Stuhl um.
    »Zumindest nicht hier«, fügte Brassey hastig hinzu. »Aber im Borough ist sie ein Ass. Richtig

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