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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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schloss die Augen. Beim Captain würde sie ein gutes Leben haben. Ein Einhundert-Guineen-Hund würde fürstlich leben und nur das beste Fleisch erhalten. Er versuchte zu vergessen, wie der Captain Lady angesehen hatte, mit einer Gier, als würde er sie am liebsten fressen. Sehr wahrscheinlich würde er sie in seinem eigenen Bett schlafen lassen, damit sie vor Dieben sicher war. Einhundert Guineen. Er musste erkannt haben, dass sie der geborene Kampfhund ist.
    Soße tropfte von der Schüssel auf die blanken Dielen. Tom zitterten die Knie. Es war ihr Gewicht, sie war zu schwer für seine alten Beine. Er stellte die Schüssel ab, und Lady streckte sich wie eine Katze zufrieden in seinem Schoß aus. Im Kerzenlicht wirkte sie rosafarbener denn je. Sie sah eigenartig aus, dachte er, und plötzlich verspürte er ein seltsames Würgegefühl, als wäre ihm ein Stück Fleisch in der Kehle stecken geblieben. Er schluckte angestrengt, aber das Gefühl ließ nicht nach. Jetzt kitzelte es ihn auch noch in der Nase, und er rieb sie unwirsch an seinem Ärmel. Er hatte nie jemanden gebraucht, sein ganzes Leben nicht. Das Alleinsein war er gewohnt. Ihm war es immer recht gewesen, niemand zu haben, der von ihm abhängig war oder ihm zur Last fallen konnte. Für solche Dinge war er inzwischen zu alt. Und Lady, ja, Lady würde in der Welt ihren Weg machen. Nicht lange, und auch sie würde ein schmuckes goldenes Halsband tragen wie dieser ausgestopfte Siegerhund im Badger, vielleicht sogar zwei. Sie würde ein so luxuriöses Leben führen, dass sie nie aufhören würde, an ihr altes Herrchen in seiner schäbigen Unterkunft über dem Hinterhof in St. Giles zurückzudenken. Wahrscheinlich war es ihr ganz recht, ihn loszuwerden. Sie war zur Siegerin geboren, und er wünschte ihr alles Gute. Er hoffte wirklich, dass sie ihn nicht vergaß, den alten Tom, der ihr den Weg bereitet hatte. Er würde sie nicht vergessen. Niemals würde er sie vergessen. Er schlang die Arme um sie, so fest, dass sie im Halbschlaf nach ihm schnappte und sich aus seiner Umarmung wand. Er rührte sich nicht, bis die flackernde Kerze heruntergebrannt war und sich die letzte Wärme ihres Körpers aus seinem Schoß verflüchtigt hatte.

IX
    W ir haben fünfzig Ziegeleien direkt hier in London, und Sie erzählen mir, wir müssten unsere Backsteine
wo
holen?«
    »In Strowbridge, Sir. Das liegt in …«
    »Wie oft muss ich Sie in dieser Angelegenheit noch ermahnen, Vernunft an den Tag zu legen?«, fuhr Hawke ihn an. »Haben Sie denn eine Vorstellung, was es kostet, aus diesem Strowbridge Backsteine nach London befördern zu lassen?«
    »Natürlich, Sir. Hier, ich habe dazu detaillierte Berechnungen angestellt.«
    Hawke griff nach dem Stoß Papiere, den William ihm hinhielt. Nachdem er einen flüchtigen Blick auf das erste Blatt geworfen hatte, schlug er abweisend mit dem Handrücken darauf, und seine Miene verfinsterte sich. William biss sich auf die Lippen, ließ sich aber nicht einschüchtern. Hawkes Ärger war bedauerlich, da er nicht nur sein Vorgesetzter war, sondern beim Amt für öffentliche Bauvorhaben über beträchtlichen Einfluss verfügte, trotzdem glaubte William, in dieser Sache Recht zu haben. Bazalgette persönlich hatte die hohe Backsteinqualität festgelegt, gegen die sich Hawke so heftig sträubte. Bei allen Versuchen, die durchgeführt worden waren, hatten sich die Backsteine aus Strowbridge geradezu als ideal erwiesen. Und im Laufe der vergangenen Monate hatte William den Eindruck gewonnen, dass Hawkes Wutausbrüche, so häufig und überzeugend sie auch sein mochten, vielleicht doch nicht das widerspiegelten, was er in Wirklichkeit dachte. Es war Hawkes Aufgabe, gegenüber dem Amt für jeden ausgegebenen Penny Rechenschaft abzulegen und dafür zu sorgen, dass möglichst Kosten sparend und wirtschaftlich gearbeitet wurde. Einschüchterung war zweifellos ein nützliches Mittel bei solchen Verhandlungen. Aber ein Mittel, mit dem man nur begrenzt weit kam. Die Vorarbeiten für die ersten Ausschachtungen der Kanäle waren bereits abgeschlossen. Deshalb mussten noch vor Weihnachten die Verträge mit den Ziegeleien unter Dach und Fach sein. Hawke mochte brüllen und toben, früher oder später würde er einsehen müssen, dass ein Vertrag mit der Ziegelei in Strowbridge ebenso unumgänglich wie gerechtfertigt war, auch wenn er höher zu Buche schlug, als es Hawke gefiel.
    »Die Berechnungen sind im Anhang ausführlich nachzulesen«, sagte William gelassen.

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