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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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aufgebrummt.
    »Der Himmel hell erleuchtet wie bei Moses & Son, auf jeder Brücke und an jeder Straßenecke haufenweise Leute, und was tut er?«, spottete Joe, als er die Neuigkeit hörte. »Da hätte er auch gleich ins Parlament latschen und nach dem Weg fragen können.«
    Tom lachte, aber ihm war nicht ganz wohl dabei. Es kribbelte ihm im Nacken, wie immer, wenn etwas nicht stimmte. Und tatsächlich wären sie eine Woche später unter Newgate fast selbst erwischt worden. Sie standen in der großen Höhle, der Brutstätte der Ratten, und hatten die Käfige offen und alles bereit. Es blieb kaum noch Zeit, den Korb in den Schatten zu ziehen, da kamen auch schon die Ausspüler, schwenkten ihre Laternen hin und her und leuchteten auch noch den entlegensten Winkel aus. Bestimmt hätte man sie beide entdeckt, wenn den in einer Ecke zusammengedrängten Ratten nicht plötzlich eingefallen wäre, sich wie ein Schwarm wild gewordener Bienen auf die Eindringlinge zu stürzen.
    »Diese dummen Viecher haben keinen Schimmer, wer ihr Freund und wer ihr Feind ist«, meinte Joe trocken, als er und Tom wieder oben auf der Straße waren. »Kommen ausgerechnet uns zu Hilfe. Man könnte fast glauben, sie wären versessen darauf, abgemurkst zu werden.«
    Doch danach wurden beide vorsichtiger. Sie sprachen zwar nicht darüber, aber jeder wusste, was der andere dachte. Stück für Stück schlossen sich die Abwasserkanäle wie Muscheln, und man konnte nichts dagegen unternehmen. Ein, zwei Jahre würden sie sich vielleicht noch durchschlagen können, aber so wie die Dinge sich entwickelten, mit den Kanaltoren, den feinen Herren und den Ausspülern im Genick, war es nur eine Frage der Zeit, bis es aus und vorbei war. Für Joe wäre das nicht so schlimm. Er kannte ein paar Leute von früher, als er noch Hundekot gesammelt hatte, vielleicht würde er Arbeit in den Gerbereien finden, und sei es auch nur, dass er Häute schleppte. Aber Tom war zu alt. Er hatte für seine Verhältnisse gutes Geld verdient, insbesondere mit den Ratten, aber es lag den Kanaljägern nicht im Blut, mit ihrem Ertrag zu haushalten oder sich etwas für schlechte Zeiten zurückzulegen. Man stieg hinunter in den Kanal, man nahm, was man kriegte, man gab es aus, und wenn der Magen und die Taschen leer waren und der Hauswirt bezahlt werden wollte, stieg man eben wieder hinunter. Die Kanaljäger hatten in dem Glauben gelebt, dass die Kanäle immer da sein würden, bereit, ihre Schätze dem zu überlassen, der das Spiel beherrschte. Nun sah es ganz danach aus, dass sie sich verrechnet hatten.
    Immerhin, Tom hatte Lady. Am Abend des Tages, als man in Vauxhall die Puppe des verhassten Guy Faux verbrannt hatte, nahm Tom sie ins Black Badger mit. Als er Brassey ankündigte, selbst einen Hund in den Ring zu schicken, zuckte der Wirt nur die Achseln. Er hatte andere Dinge im Kopf. Es wurde nämlich gemunkelt, an diesem Abend werde der Captain nach langer Abwesenheit wiederkommen. Hastig kritzelte er Ladys Namen auf einen schmutzigen Fetzen Papier und nickte in Richtung einer leeren Bank.
    »Sie ist gut«, sagte Tom leise.
    »Tatsächlich?«, meinte Brassey gleichgültig. Sein Blick war auf die Tür gerichtet. »Also, bring sie rauf, wenn es so weit ist. Wenn’s genug Zuschauer gibt, kann sie von mir aus in den Ring.«
    »Ist der rosa Köter dort nicht die Hündin von dem alten Jeremiah?«, fragte ein Mann und zeigte mit dem Finger auf Lady, als sich der Schankraum langsam füllte. Mit seinem schmuddeligen hohen Kragen und dem zerschlissenen Gehrock wirkte er wie ein miesepetriger Pfaffe, der schon einmal bessere Zeiten erlebt hatte. Sein Gesicht war blau gemasert wie ein Stilton-Käse.
    Sein Kumpel, ein Straßenhändler, der nach verdorbenem Fleisch stank, schüttelte den Kopf, während er Ladys Pfoten drückte.
    »Nicht möglich. Jerry ist vor mehr als drei Monaten hopsgegangen. Jedenfalls hatte sein Hund nicht ein Fitzelchen Fleisch auf den Knochen. Der hier sieht zwar komisch aus, aber ich sag dir, der hat ordentlich Saft in den Schenkeln …«
    Dabei warf der Straßenhändler einen verstohlenen Blick über die Schulter und senkte die Stimme zu einem Flüstern.
    Ein wenig später eilte Brassey zur Tür hinüber. Der Captain war eingetroffen. Wieder wurde er von seinem schmalgesichtigen Freund begleitet, der an diesem Abend noch dürrer und fahler aussah als zuvor, fand Tom.
    »Hoffentlich hast du heute ein paar richtige Mörderhunde hier, Jem. Ein bisschen frisches Blut.« Der

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