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Der Vermesser

Der Vermesser

Titel: Der Vermesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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blickte, eine Laterne in der Hand, stirnrunzelnd
    auf den Boden zwischen seinen Füßen; an seinem Bein lehnte
    eine schwere runde Metallplatte. Neben ihm stand ein Polizist,
    der ebenfalls eine Laterne bei sich hatte. Rose stutzte, ehe er
    einen Mann mit Zylinderhut zur Seite schob. Der Polizist hob
    warnend die Hand, deren quadratische In e
    n nfläche dreckver-
    schmiert war.
    »Halt, Sir, treten Sie nicht zu nahe heran. Schließlich ist das
    hier kein Jahrmarktsvergnügen.« Er warf den neugierigen Zu-
    schauern, die sich bereits langsam zerstreuten, einen wütenden
    Blick zu. »Wir möchten nicht, dass etwas passiert.«
    Rose sah zu Boden. Das kreisrunde Loch im Kopfsteinpflas-
    ter maß etwas mehr als einen halben Meter Durchmesser. In
    den senkrecht nach unten führenden, mit Backsteinen gemauer-
    ten Schacht waren Eisenverstrebungen eingelassen. Rose stand

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    plötzlich das Bild vor Augen, wie Tom dort unten lag, tot,
    und seine Leiche knochig-weiß im schmutzigen Abwasser trieb,
    und mit dem Schrecken darüber
    erka
    üb
    m ihn ein schlechtes
    Gewissen.
    »Was ... ist etwas passiert?«, fragte er.
    Der Polizist zuckte die Achseln und rieb sich mit dem Hand-
    rücken die Knubbelnase. »Der Konstabler hat durch das Gitter
    beim King̕s Court Licht gesehen. Und es ist ja unsere Pflicht,
    den Kerlen nachzuspüren. So sind die Vorschriften.«
    Rose starrte den Polizisten an. Die
    »
    Polizei hat Zugang zu den
    Abwasserkanälen? «
    »Die Ausspüler gehen runter«, stellte der Polizist richtig und
    verzog angewidert das Gesicht. »Gott schütze sie.«
    »Aber Sie haben die Befugnis, sie runterzuschicken, nicht wahr?
    Jederzeit? Ohne erst die Erlaubnis von der Abwasserkommission
    einzuholen?«
    »Wie sollten wir sonst für Recht und Ordnung sorgen?«

    Die Kriminalbeamten, die mit dem Fall May beschäftigt waren,
    zeigten sich durch Roses Forderung mehr als verstimmt. Nach
    der scharfen Kritik im Zusammenhang mit einer Serie unauf-
    geklärter Verbrechen waren die Zeitungen voll des Lobes darü-
    ber, wie schnell in diesem besonders grausigen Fall der Schul-
    dige gefasst worden war. Es war spätabends, und sie wollten nach
    Hause. Roses Hartnäckigkeit kam für sie ebenso überraschend
    wie ungelegen. Laut Vorschrift sei Unbefugten der Zutritt zum
    Kanalsystem zu verwehren, teilten sie Rose herablassend mit;
    ihre Aufgabe sei es nicht, jedermann freien Zugang zu ermög-
    lichen. Aber Rose ließ nicht locker. Der pochende Schmerz hin-
    ter seinen Augen und die niederschmetternde Erkenntnis, dass
    er seine Rechte als Anwalt des Gefangenen bisher gar nicht
    wahrgenommen hatte, ließen ihn mit unnachgiebiger Härte auf

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    seiner Forderung bestehen. Die Polizeibeamten mochten seine
    Bitte als bedeutungslos und lästig wie das Summen einer Hor-
    nisse ansehen, dennoch waren sie gesetzlich verpflichtet, sie zu
    erfüllen, sowenig ihnen das auch behagte. Als ihnen klar wurde,
    dass sich Rose nicht abwimmeln ließ, stimmten sie unter be-
    trächtlichem Seufzen und Kopfschütteln zu. Sobald Rose einen
    geeigneten Termin mit einem der Vorarbeiter verabredet hätte,
    um in das Abwassersystem hinunterzusteigen, würden zwei
    Wachtmeister zu seiner Begleitung abkommandiert. Die Stim-
    mung des Polizeiinspektors hellte sich ein wenig auf, als er zur
    Erfüllung dieser unappetitlichen Pflicht zwei Männer beorderte,
    die er am wenigsten leiden konnte.
    Am folgenden Morgen fand sich Rose wie vereinbart an der
    Ausschachtung Ecke Hyde Park ein. Er musste mehr als eine
    Stunde warten, ehe der Vorarbeiter von unten hochkam. Das
    westliche Ende von Piccadilly war für den Verkehr gesperrt, und
    rings um Rose drängten sich Droschken und Kutschen, die sich
    durch die engen Gassen von Mayfair kämpften. Wo ehemals die
    Straße gewesen war, klaffte jetzt ein mehrere Meter breites Loch,
    ausgekleidet mit Holzverschalungen und umgeben von riesigen
    Gerüsten, Balken und Kränen. Ein ganzes Heer von Erdarbeitern
    und Schubkarrenfahrern, von Pferden und Dampfmaschinen war
    hier am Werk und wälzte riesige Erdhaufen, Lehm, Backsteine
    und Holzplanken um. Es wurden Pickel, Spaten und Hämmer
    geschwungen, und die Rufe der Arbeiter und das Scheppern ih-
    rer Werkzeuge gingen in dem tosenden Lärm einer Maschine
    unter, die sich in den gefrorenen Boden graben zu wollen schien.
    Mays Welt. Angesichts der Meisterleistungen, deren die Inge-
    nieurkunst Londons fähig war, hätte sich Roses gedrückte Stim-
    mung heben müssen, aber die

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