Der Vermesser
Ziehen in den Oberschenkeln. Hier war er nun,
an dem Abend, der ihm ein kleines Vermögen einbringen sollte,
und wünschte sich doch sehnlichst, an einem anderen Ort zu sein.
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Plötzlich stand Brassey neben ihm.
»Tom«, sagte er und starrte Lady mit seinen kleinen Kröten-
augen an. »Halt dich bereit. Wenn du mich als Idiot dastehen
lässt ... «
Er beließ es dabei und setzte sein schmieriges Grinsen auf.
Tom hatte gute Lust, ihm einen Faustschlag zu verpassen, aber
wozu? In dem Gedränge konnte der Wirt gar nicht umfallen,
selbst wenn Tom ihn grün und blau prügeln würde.
»Wir sind bereit«, murmelte Tom stattdessen.
»Ein hübsches Halsband, was dein Köter da hat«, meinte
Brassey, und seine Augen funkelten. »Es ist doch ihres, oder?«
Tom runzelte die Stirn. Es ging ihm gegen den Strich, dass
Brassey ihn behandelte, als wäre er ständig auf der Flucht vor der
Polizei, und so tat, als würde er, Brassey, ihn aus reiner Guther-
zigkeit nicht bei den Polypen verpfeifen. Wo doch jeder hier in
der Schankstube wusste, was für ein windiger Bursche der Wirt
war. Tom war sehr darauf bedacht gewesen, Lady ein anständiges
Halsband zu besorgen, eines, das richtig gut gemacht war. Also
hatte er einem Falschmünzer in der Drury Lane fast eine ganze
Krone dafür bezahlt, dass er die Steckknöpfe des Verrückten in
ein hübsches Halsband einließ, das er aus einem geschmolzenen
Silberlöffel formte. Für gewöhnlich schwärzte der Falschmünzer
seine Münzen mit Lampenruß und Öl, damit sie nicht mehr wie
neu aussahen, aber für dieses Halsband hatte sich seine Tochter
eigens Zeit genommen, um es auf Hochglanz zu polieren. Im
trüben Licht des Schankraums glänzte und funkelte es wie die
Uhrkette eines Kirchendieners.
»Natürlich gehört es ihr«, gab Tom kurz ngebu
a
den
n
urück.
z
»Wem sonst?«
Brassey zwinkerte ihm zu und machte dabei eine leichte
Verbeugung. »Natürlich, wem sonst?«, pflichtete er ihm bei.
»Du scheinst dir deiner Sache ja ganz sicher zu sein, wenn du
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deinen Gewinn verschleuderst, noch bevor du ihn in der Tasche
hast.«
Tom warf einen Blick auf Lady. Sie sah ihn mit halb geschlos-
senen Augen an und drückte die Schnauze noch fester an ihn. Er
schluckte, um den Kloß im Hals loszuwerden. »Sie wird gewin-
nen.«
»Das möchte ich dir auch geraten haben.« Brassey wippte auf
seinen feinen Schuhen und rieb sich die Hände. »Das möchte ich
dir wirklich geraten ha en.«
b
Tom ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Wo ist der
Captain?«
Brassey fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Wird schon kommen. Ist ja noch viel Zeit. Aber er wird kom-
men.«
Bevor Lady an der Reihe war, sollten andere Hunde zum Kampf
antreten, um dem Publikum Appetit auf den Hauptgang zu ma-
chen. Pünktlich um neun ließ Brassey die Männer nach oben.
Der Captain war zwar noch immer nicht eingetroffen, aber Bras-
sey heizte die Spannung auf, wusste er doch aus Erfahrung, dass
aufgeregte Männer eine durstige Kehle hatten. Lady auf dem
Schoß, ließ Tom sich in dem nunmehr fast völlig leeren Schank-
raum nieder. Der einzige verbliebene Gast außer ihm war ein al-
ter Mann mit einem Backenbart wie aus zerschlissener, an einem
Dornenstrauch hängen gebliebener Schafwolle. Mit trauriger
Miene starrte er in sein schmutziges Glas und stieß ab und zu ein
Schnauben aus, als wäre das sein Beitrag zu einer Unterhaltung.
Vom Kampfplatz im Obergeschoss waren merkwürdig dumpfe
Schläge und das Kratzen von Krallen zu hören. Lady spitzte ihr
gesundes Ohr und lauschte mit hechelnder Zunge. Es versetzte
Tom einen Stich im Magen, als ihm klar wurde, wie aufgeregt sie
war.
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Sie warteten schon eine ganze Weile, als ein finster dreinbli-
ckender junger Straßenhändler die Treppe herunterstolperte,
eine blutüberströmte Bulldogge auf den Armen. Herausgeputzt
nach der neuesten Mode, das Haar unter einem plüschigen Käpp-
chen, das die Straßenhändler King̕s man nannten, zu sechs
Schläfenlocken gedreht, blieb er mitten in der Schankstube ste-
hen und streckte die Arme mit dem Hund aus, als wollte er Tom
das Tier zur Begutachtung präsentieren. Mit wachsamen rosa
Augen hob Lady neugierig den Kopf.
»Alles gut gegangen?«, fragte Tom, da sich der Junge offenbar
nicht von der Stelle zu rühren gedachte, bevor Tom etwas sagte.
Der Junge zog ein finsteres Gesicht. Ohne Vorwarnung ließ er
den Hund auf den Boden fallen und
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