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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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würden, wenn die Gäste die Wucherpreise zahlten, die von den Bordellen für die Frauen, Essen, Trinken und für die Unterkunft verlangt wurden.
    »Wir gehen in ein Teehaus und fragen dort, wo wir Fujio finden können«, sagte Sano. »Ich nehme an, er wird hier irgendwo auftreten.« Sano kannte Fujio zwar nicht persönlich, hatte aber schon Auftritte des gefeierten hokan gesehen und kannte dessen ausgezeichneten Ruf als Unterhaltungskünstler.
    In diesem Moment kamen zwei Jungen über die Straße, schlugen Trommeln und riefen dabei: »Fujio! Erlebt den großen Fujio heute Abend im Freudenhaus Atami!«
    Froh, dass ihnen eine langwierige Suche nach Fujio erspart blieb, begaben Sano und seine Leute sich zum Atami, das sich an der Edochō befand, einer Seitenstraße, in der sich ein Bordell an das andere reihte. Der Eingang zum Atami lag ein Stück von der Straße zurückgesetzt; neben der Tür stand ein niedriger Tisch, auf dem ein dreifach gefalteter Futon, eine Tagesdecke und eine Bettdecke lagen, alle aus kostbarer, leuchtend bunter Seide.
    » Tsumi-yagu no koto «, sagte Sano.
    Die Zurschaustellung dieser Geschenke war ein Ritus, mit dem eine Kurtisane öffentlich den Reichtum und die Zuneigung eines Gönners kundtat. Viele Gönner gaben ein kleines Vermögen für kostbares Bettzeug aus, das die Kurtisane dann vor dem Bordell ausstellte, damit alle es bewundern konnten. Auch wenn die meisten Kurtisanen das Geld lieber dazu verwendet hätten, ihre Schulden abzutragen, um die Zeit zu verkürzen, die sie als Prostituierte arbeiten mussten, verlangte es der Brauch, dass sie ihre Geschenke präsentierten und damit den Eindruck von Stolz, Freude und Sorglosigkeit erweckten. Eine Kurtisane, die geizig erschien, wurde bald unbeliebt und bekam dann erst recht keine Gelegenheit mehr, sich mit Hilfe eines reichen Gönners freizukaufen.
    Sano betrachtete den Zettel, der an der Bettdecke festgesteckt war. Dem Datum zufolge war die Decke drei Tage vor dem Mord an Fürst Mitsuyoshi gekauft worden. Außerdem stand eine Widmung auf dem Zettel. Sano las laut vor: »Dieses Bettzeug wurde Kurtisane Takane vom ehrenwerten Nitta Monzaemon zum Geschenk gemacht.«
    Auch Ermittler Marume hatte die Widmung gelesen. »Offenbar ist der Schatzminister nicht nur Gönner Wisteries, sondern mehrerer Kurtisanen.« Er strich mit dem Finger über die Tagesdecke. »Feinster Stoff. Sehr teuer.«
    »Wahrscheinlich hat er Wisterie nicht wirklich geliebt«, meinte Sano. »Ein Mann, der all seine Zuneigung nur einer Kurtisane schenkt, macht auch nur ihr allein kostbare Präsente.«
    »Oder Wisterie hat Nittas Liebe nicht erwidert, und Nitta tröstet sich mit anderen Kurtisanen darüber hinweg«, meinte Fukida.
    »Oder Makino hat gelogen«, sagte Marume.
    Sano nickte beipflichtend. Der Vorsitzende des Ältesten Staatsrats war gerissen und selbstsüchtig, sodass diese Möglichkeit durchaus bestand. »Falls Makino tatsächlich gelogen hat«, sagte Sano, »und Schatzminister Nittas Aussage der Wahrheit entspricht, gibt es für Nitta kein ersichtliches Motiv, Wisterie zu entführen oder Fürst Mitsuyoshi zu ermorden.« Dabei war Nitta noch am Morgen einer der Hauptverdächtigen gewesen. »Marume- san «, wies Sano den Ermittler an, »du überprüfst, wie Nittas Verhältnis zu den Kurtisanen war und mit welchen Frauen er verkehrte. Am besten, du fängst bei den Vermittlern an.« Die Vermittler, die zugleich Teehäuser betrieben, brachten Kunden mit Kurtisanen zusammen, regelten die Einzelheiten des Treffens und handelten die Preise aus.
    »Fukida- san «, wandte Sano sich an seinen zweiten Ermittler, »du suchst nach Zeugen, die Nitta in der Mordnacht gesehen haben. Ich will wissen, was er getan hat – alles. Um Fujio kümmere ich mich selbst.« Jetzt, wo es schien, als würde Nitta aus dem Kreis der möglichen Täter ausscheiden, hoffte Sano beinahe, dass der hokan sich als der Schuldige erwies; sonst gerieten die Ermittlungen noch mehr ins Stocken, und schon jetzt lief ihm die Zeit davon.
    Die Ermittler verneigten sich und machten sich auf den Weg. Sano begab sich mit den Wachsoldaten zum Freudenhaus Atami und ließ den Trupp draußen warten. Im Eingang zum Atami wurde er von einem Wachmann begrüßt.
    »Willkommen, Herr«, sagte der Wächter. »Seid Ihr mit einer unserer Damen verabredet?«
    Sano stellte sich vor und sagte: »Ich suche Fujio.«
    »Er wird gleich im Gesellschaftszimmer auftreten, Herr«, sagte der Wächter ehrerbietig und erklärte Sano den

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