Der Verrat
Die Frau hatte eine Reitpeitsche in der einen Hand und einen riesigen Dildo in der anderen.
»Setz dich«, befahl Green.
Zwei Stühle standen schon bereit. Green nahm die Weinflasche und füllte ein zweites Glas. Speyer war eigentlich schwul, doch es hatte ihn durchaus erregt, als er zum ersten Mal eine dieser privaten Shows verfolgt hatte. Er hatte in den vergangenen Jahren verschiedene Dinge ausprobiert, doch er stand nun einmal auf Männer. Bemerkt hatte er diese Tatsache, als er elf Jahre alt war, und in den folgenden zehn Jahren hatte er sich bemüht, es zu unterdrücken. Er wusste heute, dass das, was ihn ursprünglich an der Show erregt hatte, die Tatsache war, dass ein junges unschuldiges Mädchen auf perverse Abwege geführt wurde. Hinterher wurde Speyer natürlich bewusst, dass die Frauen ganz gewöhnliche russische Prostituierte waren, für die das, was sie hier taten, reine Routine war. Wirklich aufregend wäre es gewesen, irgendeine Dame des Adels oder auch nur eine prüde Kollegin auf verbotene Pfade zu locken. Das hier waren nichts als zwei junge Frauen, die sich ihr Geld verdienten, indem sie einen verdorbenen Milliardär erregten.
»Was meinst du?«, fragte Green, ohne den Blick von den beiden Frauen zu wenden.
»Sag es niemandem.«
»Seit wann bist du so schüchtern, wenn es um solche Dinge geht?«
»Ich meine den Wein.« Speyer nahm einen Schluck und genoss das kalifornische Getränk.
»Er ist gut, nicht wahr?«
»Sehr sogar, aber ich meine es ernst. Du darfst niemandem davon erzählen.«
»Keine Angst«, erwiderte Green lächelnd. »Also, was für eine Nachricht wolltest du mir überbringen?«
»Ich habe heute Nachmittag einen Anruf von Mr. Garret bekommen.«
»Sag jetzt nicht, dieser kleine Scheißer will sich aus dem Deal herauswinden?«
»Es ist interessant, dass du es so hinstellst – wenn ich es nämlich nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er genau das vorhat.«
Greens gebräuntes Gesicht wandte sich langsam Speyer zu, und seine Augen verengten sich. »Was, zum Teufel, hat er gesagt? Ich will es Wort für Wort hören.«
»Der Mann, der angeheuert wurde, um die Sache durchzuführen, wurde angeblich gefasst.«
»Was?«
»Der Mann, den Wassili angeheuert hat, wurde gefasst. Die Amerikaner haben ihn in ihrer Hand. Heute Nachmittag haben sie eine Pressekonferenz abgehalten.« Speyer wusste, dass das für Green völlig neu war. Der Mann sah nie fern und überließ das Internet seinen Assistenten.
»Wie ist das möglich? Wassili hat mir selbst gesagt, dass er sich darum kümmert.«
»Offenbar hat er zu viel versprochen.«
Green stand auf und winkte mit den Händen. »Stopp … stopp. Mädchen, macht eine Pause. Ich bin in ein paar Minuten wieder da.« Er nahm die Weinflasche und forderte Speyer auf mitzukommen.
Sie verließen die Bibliothek und schlossen die Doppeltür. Green stellte die Flasche auf den Kaminsims beim Billardtisch. An der Wand über dem Kaminsims hing ein großes Porträt von niemand anderem als Green selbst.
Speyer stand auf der anderen Seite des Billardtisches und sah Green neben seinem Porträt stehen. Das doppelte Bild sprach Bände über den Mann und sein Ego. »Du kannst dir sicher vorstellen, dass Mr. Garret ziemlich verärgert war.«
»Wann ist der kleine Scheißer denn nicht verärgert? Hast du schon mal einen nervigeren Menschen als ihn gesehen?«
Speyer beschloss, dass es besser war, nicht auf die Frage zu antworten. »Diesmal hat er aber nicht unrecht.«
»Ich frage mich langsam, ob es klug war, auf dich zu hören. Du hast mir doch zu der Sache geraten. Dafür bezahle ich dich schließlich. Du hast gemeint, die Investition würde sich für mich lohnen.«
Es war fast unmöglich, dass ihn seine Kunden einmal überraschen konnten. Er hatte genug gesehen, um zu wissen, dass sie sich immer nur an das erinnerten, was ihnen in den Kram passte, und ihre schlechten Entscheidungen grundsätzlich vergaßen. Wenn irgendetwas schiefging, suchten sie die Schuld dafür grundsätzlich bei anderen. »Cy, bevor wir weitersprechen, möchte ich klarstellen, dass du mit diesem Vorschlag zu mir gekommen bist. Du hast nie einen Zweifel daran gelassen, dass du das durchziehen willst. Ich habe dich lediglich unterstützt.«
Green starrte ihn einen Moment lang an und beschloss dann, das Thema zu wechseln. »Ich werde dir sagen, was mich wirklich ankotzt. Ich habe schon einige Millionen Dollar in die ganze Sache gesteckt. Ich habe einige meiner wichtigsten
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