Der Verrat
ihn mal anrufst.«
»Er wird sich hinten anstellen müssen.«
»Er sagt, er steht unter großem Druck. Gazich hat einen Lügendetektortest verlangt und bestanden.«
Rapp lächelte. »Das ist einfach perfekt.«
»Ja. Skip meint, dass sie im Justizministerium schon ausflippen, und im Bureau werden sie auch langsam nervös.«
»Hat er irgendwas von den Medien gesagt?«
»Nur, dass das Telefon pausenlos läutet. Die Reporter lassen nicht locker.«
»Gut.«
Dumond kam in den Pausenraum zurück – ein breites Lächeln auf den Lippen.
»Was gibt’s denn so Erfreuliches?«, fragte Rapp.
»Ich habe gerade erfahren, wer unser Gast ist«, berichtete Dumond und zeigte auf den Fußboden.
»Der Russe?«, fragte Coleman.
»Ja, nur ist er kein Russe.«
36
Washington D. C.
Niemand sagte ein Wort – nicht im Aufzug und nicht in der Lobby. Ross hätte nur zu gern gesprochen, aber er wagte es nicht vor all den Secret-Service-Männern und vor Gordon. Etwa auf halbem Weg zwischen der Eingangstür und der Limousine streckte Garret die Hand aus und nahm Ross am Ellbogen. Die beiden Männer blieben stehen, dann auch Gordon und schließlich alle sechs Agenten. Nur einer der Sicherheitsmänner blickte auf ihren Schützling; die anderen fünf gingen in Position, um Ross so gut wie möglich abzuschirmen. Die Männer waren offensichtlich nicht erfreut, dass sie hier stehen bleiben mussten. Sie waren dazu ausgebildet, Leute von einem sicheren Bereich in den nächsten zu bringen – und das so schnell und direkt wie möglich. Zehn Meter vor ihnen stand eine brandneue gepanzerte Limousine, die dafür gerüstet war, selbst einer Explosion standzuhalten, die doppelt so heftig war wie jene, die das ältere Modell an jenem schwarzen Tag im Oktober zerrissen hatte. Alle sechs Secret-Service-Agenten unterdrückten ihren Instinkt, Ross am Kragen zu packen und kopfüber in die Limousine zu werfen.
Special Agent Brown trat zu Ross und Garret. »Entschuldigen Sie, Sir. Es ist nicht gut, hier draußen einfach so stehen zu bleiben. Könnten Sie bitte in den Wagen einsteigen?«
Garret ignorierte den Agenten, während Ross ihn vorwurfsvoll ansah. »Das war ein unangemeldeter Besuch. Niemand weiß, dass ich hier bin. Machen Sie sich keine Sorgen und lassen Sie mich ein paar Minuten in Ruhe. Ich möchte ein Gespräch unter vier Augen führen.«
Brown verbarg seinen Zorn auf Ross, der sich in ihm aufstaute, seit er für Rivera eingesprungen war, und der vergangenes Wochenende in der Schweiz seinen Höhepunkt erreicht hatte. Der Mann war einfach ein machtgieriger Mistkerl. Was machte es schon für einen Unterschied für ihn, ob sie sich in der Limousine oder hier auf der Straße unterhielten? Brown trat zur Seite, blieb ruhig und signalisierte seinen Männern, sich zu verteilen. Er nahm sich jedoch vor, den Vorfall in seinem Bericht zu erwähnen. Ihm sollte nicht das Gleiche passieren wie Rivera.
Gordon sah auf seinem BlackBerry nach den E-Mails und ging dann zu seinem Chef und Garret zurück. Garret streckte die Hand aus und sagte: »Warum erledigen Sie nicht ein paar Telefonate?«
Gordon blieb stehen und sah Garret an. Er war wieder einmal das fünfte Rad am Wagen. Er konnte es kaum noch erwarten bis Samstag. Gordon überlegte schon, ob er Garret nicht anbieten sollte, ihn persönlich zum Flughafen zu fahren.
Sobald Gordon außer Hörweite war, trat Garret ganz nahe zu Ross. »Das ist zu schön, um wahr zu sein«, flüsterte er ihm zu.
»Ich weiß. Jetzt kann ich wirklich hingehen und ordentlich aufräumen.«
»Die CIA ist mir scheißegal. Ich rede von der Tatsache, dass sie den Falschen erwischt haben.«
»Das ist noch nicht sicher.«
»Nenn mir einen triftigen Grund, warum Rapp sich sonst verstecken sollte. Er weiß, dass er Mist gebaut hat, und will sich nicht den Untersuchungen stellen. Wahrscheinlich macht er sich aus dem Staub oder versucht sogar, dem Kerl irgendwas anzuhängen, um seinen Arsch zu retten.«
»Also, was tun wir jetzt?«
»Wir zünden ein ordentliches Feuer an.«
»Was?«
»Wir hängen uns an die Sache dran – du an vorderster Front.«
»Bist du sicher?«
»Absolut. Selbst wenn er doch der Richtige sein sollte – und das scheint im Moment mehr als fraglich –, gibt es keine Spur, die von ihm zu uns führt – das hat mir Speyer versichert. Du bist jetzt ein Staatsmann. Du musst jetzt entschlossen auftreten – Law and Order und so. Was Rapp getan hat, war falsch. Seine Methoden sind indiskutabel. Die USA
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