Der Verrat
ausgestattet war. Irgendjemand hatte ein Plakat aufgehängt, mit dem um junge Rekruten für das Marine Corps geworben wurde, und einige wenig schmeichelhafte Kommentare zu dem »Semper-Fi«-Motto der Marines beigefügt. Coleman goss schwarzen Kaffee in zwei Tassen – eine für Rapp und die andere für sich selbst.
»Marcus«, wandte er sich an den Computer-Experten, »was trinkst du?«
»Habt ihr Cola hier?«
»Im Kühlschrank.«
»Also, was haben die Jungs in dem Schließfach gefunden?«, fragte Rapp.
»Zwei Pistolen – eine Makarov und eine Beretta. Schalldämpfer für jede Waffe und Munition.«
»Seriennummern?«
»Entfernt.«
»Was noch?«
»Sechshunderttausend Dollar in bar«, antwortete Coleman lächelnd.
»Du machst Witze?«
»Nein.«
Rapp blickte auf die gegenüberliegende Wand und dachte an die Vereinbarung, die er mit dem Banker getroffen hatte. »Kapodistras muss sich in die Hosen gemacht haben.«
»Wer?«
»Kapodistras, der Banker.«
»Wicker sagt, dass er ein einziges Nervenbündel war, aber als er sah, wie viel Geld im Schließfach war, hat er aufgehört zu jammern. Hast du gewusst, dass so viel Geld drin ist?«
»Nein«, gab Rapp kopfschüttelnd zu. »Was war sonst noch drin?«
»Pässe, Kreditkarten … das Übliche. Er hatte auch einen von diesen Speichersticks, der euch vielleicht interessieren könnte.«
Rapp sah Dumond an.
»Wann sind sie zurück?«, fragte Dumond, zu Coleman gewandt.
»Sie sind heute früh von Paris abgeflogen und sollten kurz vor Mittag landen.«
»Was haben sie mit dem ganzen Geld gemacht?«, wollte Rapp wissen.
»Sie haben alles dem Banker gegeben und ihm gesagt, er soll die Hälfte auf unser Konto auf den Bahamas überweisen.«
»Die Waffen?«
»Die haben sie zusammen mit den falschen Pässen und den Kreditkarten im Schließfach gelassen.«
»Nicht dumm.«
»Da war noch etwas Interessantes im Schließfach: zwei Karteikarten. Eine mit einer Serie von Zahlen, die andere mit Datumsangaben und Dollarbeträgen.«
»Sie haben mir Fotos von den Karten geschickt«, warf Dumond ein und hielt seinen PDA hoch. »Bei der ersten Karte handelt es sich um eine Serie von Bankleitzahlen, wahrscheinlich für weitere Konten. Die zweite Karte«, Dumond drückte eine Taste, und das kleine Display zeigte das zweite Foto, »sieht mir wie eine Liste von Einlagen aus.«
»Kann sein.« Rapp studierte das kleine Bild einige Augenblicke. »Aber es könnte auch etwas anderes sein«, fügte er schließlich hinzu.
»Was zum Beispiel?«
»Jobs.«
»Jobs?« Dumond konnte ihm nicht folgen.
»Das sind die Markierungen auf seinem Kerbholz. Ich schätze, hier hat er eingetragen, wann er jemanden ausgeschaltet hat und wie viel er dafür bekommen hat.«
Dumond blickte auf den kleinen Bildschirm. »Bei manchen steht kein Betrag.«
»Dann hat er es ohne Bezahlung getan«, erläuterte Rapp.
»Kranker Scheißkerl«, warf Coleman ein. »Trägst du es auf einer Liste ein, wenn du jemanden ausschaltest?«, fragte er, zu Rapp gewandt.
»Nein.«
»Die Einzigen, bei denen ich so was erlebt habe, waren die wirklich gestörten Typen.«
Dumonds Handy klingelte, und er ging zum Telefonieren auf den Flur hinaus. Rapp sah Coleman an und sagte: »Gazich hat mich im Flugzeug angelogen.«
»Worüber?«
»Wie die Sache abgelaufen ist.«
»Und das überrascht dich? Dieser Typ ist doch krank. Ich würde kein Wort glauben, das er sagt.«
Rapp runzelte die Stirn. »Ich habe ihm aber geglaubt. Du weißt ja – man bekommt irgendwie ein Gefühl dafür, wenn man das oft genug gemacht hat.«
»Ja.«
»Außerdem hatte er keinen Grund, zu lügen. Er operiert allein. Und die Leute, die ihn angeheuert haben, wollten ihn gerade beseitigen, als wir auftauchten.«
»In welchem Punkt hat er gelogen?«
»Er hat gesagt, er hätte unmittelbar vor dem Anschlag einen Anruf bekommen, in dem er erfuhr, dass die zweite Limousine das Ziel ist.«
»Verstehe«, sagte Coleman.
»Ich habe gestern mit Rivera gesprochen, und sie sagt, dass sie die Wagen nicht vertauscht haben.«
»Was spielt das für eine Rolle? Er wollte doch beide treffen, oder?«
»Nein«, antwortete Rapp kopfschüttelnd. »Er behauptet, dass er nur den zweiten Wagen erwischen wollte.«
Coleman lehnte sich gegen die Resopaltheke. »Ich glaube, er wollte alle beide treffen.«
»Dann war das mit dem Anruf gelogen.«
»Also, ich würde mich da nicht zu sehr hineinsteigern. Skip hat mich heute früh angerufen. Er hätte es auch gerne, dass du
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