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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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lehnen jede Art von Folter ab. Du stellst klar, dass wir so etwas nicht tolerieren können, und verlangst eine Untersuchung der Vorfälle.«
    Ross schüttelte den Kopf. »Das ist im Moment zu stark. Ich denke, wir fahren fürs Erste besser damit, wenn wir unsere Position inoffiziell vertreten.«
    »Durch Tom Rich von der Times.«
    »Ja. So heizen wir die Geschichte weiter an, und wenn sich die Gerüchte bestätigen, fordern wir den Kopf von Rapp und Kennedy.«
    »Das gefällt mir.« Garret blickte über die Schulter zurück. »Diese verdammten Agenten machen mich nervös. Fahr du ruhig ohne mich – ich muss ein paar Anrufe machen. Wir sehen uns im Hotel zum Mittagessen.«
    Ross sah Garret nach und ging dann zur Limousine weiter. Gordon stand schon bei der offenen Wagentür und beantwortete eine E-Mail. Ross sah ihm an, dass er sich zunehmend ausgeschlossen fühlte. Da kam ihm ein Gedanke. Es war etwas, das ihn schon beschäftigte, seit ihn Garret am Sonntag vom Flughafen abgeholt hatte. Der designierte Vizepräsident stieg in den Wagen und wartete, dass Gordon ebenfalls einstieg.
    »Jonathan, ist dir eigentlich in letzter Zeit irgendetwas Merkwürdiges an Stu aufgefallen?«, fragte Ross.
    Gordon sah ihn an, als wollte er sagen: »Machst du Witze?« Er legte seinen BlackBerry beiseite und nahm die Lesebrille ab. »Ich habe Stu schon immer ein bisschen merkwürdig gefunden.«
    Ross lächelte. »Ich weiß. Der Mann ist eine richtige Nervensäge, aber er versteht sein Handwerk. Er arbeitet nur für eine Weile mit – im Gegensatz zu dir. Du bist ein Freund und Vertrauter auf Dauer – vergiss das nie.«
    »Okay. Danke, Sir.«
    »Keine Ursache«, sagte Ross lächelnd. Die Limousine setzte sich in Bewegung, und er sah aus dem Fenster. »Also, zurück zu Stu«, begann er erneut. »Gibt es irgendetwas Auffälliges an ihm in letzter Zeit?«
    »Also, um es ganz unverblümt zu sagen: Der Mann ist ein Arschloch, und das vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Die Frage lässt sich also schwer beantworten – aber ich hätte doch erwartet, dass er diese Woche wenigstens etwas entspannter ist.«
    »Ich auch.«
    »Wir haben allen Grund zu feiern. Und bei ihm stellen sich die Leute an, um ihn zu engagieren und ihm fette Vorschüsse zu zahlen. Verdammt, sogar mich rufen sie an, damit ich ihnen einen Termin bei ihm verschaffe.«
    »Der Sieg war gut für sein Geschäft.«
    »Und damit habe ich auch kein Problem. Ich hätte aber doch erwartet, dass er ein wenig lockerer wird, aber er ist in dieser Woche sogar noch widerlicher als sonst.«
    »Das kommt mir auch so vor. Es ist fast so, als würde ihn irgendetwas anderes beschäftigen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Schwer zu sagen«, antwortete Ross mit gespielter Ratlosigkeit. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll – aber irgendetwas scheint ihm Sorgen zu machen.«
    Gordon sah seinen Chef mit ernster Miene an. »Soll ich ein bisschen nachforschen?«
    Ross zögerte, so als denke er gründlich über die Frage nach, und schüttelte schließlich den Kopf. »Nein. Es steckt sicher überhaupt nichts dahinter. Jetzt haben wir ihn so lange ertragen – was sind da noch fünf Tage?«

37
Baltimore, Maryland
    Gesichtserkennungssoftware war immer mit gewissen Unsicherheitsfaktoren verbunden. Das Programm konnte überlistet werden, das Äußere eines Menschen veränderte sich mit den Jahren, viele Menschen hatten die gleichen Gesichtszüge, und letztlich kam es auch auf die Fähigkeiten des Fotografen an. Außerdem musste man in jedem Fall über ein Foto verfügen, das man mit dem neuen Bild vergleichen konnte. Die Suche nach der Identität des mysteriösen Mannes im Luftschutzkeller von Colemans Lagerhaus wurde durch drei Dinge erschwert. Erstens hatte der Mann seit seinem letzten offiziellen Foto wahrscheinlich gut vierzig Kilo zugenommen, zweitens hatte er viel von den typischen Gesichtszügen der slawischen Völker Osteuropas, was den Kreis der möglichen Kandidaten enorm erweiterte, und drittens war er gar kein Russe.
    Rapp las die Akte gründlich – ebenso wie Coleman und Dumond. Ein Analytiker in Langley hatte die Entdeckung gemacht, nachdem er mit seinen Kontaktpersonen im französischen Geheimdienst und bei Interpol gesprochen hatte. Der Analytiker berücksichtigte die Gewichtszunahme und dehnte seine Suche auf Geheimdienstleute in der Ukraine, in Weißrussland, Polen, Bulgarien, Lettland, Litauen, Estland und Rumänien aus. Es stellte sich schließlich heraus,

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