Der Verrat
windstill. Es hatte wahrscheinlich ein paar Plusgrade, was für die Jahreszeit gar nicht so schlecht war.
»Du musst dich ein bisschen abhärten.«
Garret trat in den inneren Kreis und knurrte: »Und du solltest den Kopf aus dem Sand nehmen und dein verdammtes Handy einschalten.«
Das Lächeln verschwand aus Ross’ Gesicht. »Bitte?«
»Steig ein«, versetzte Garret, fasste Ross am Ellbogen und zeigte auf die offene Autotür. »Fahren wir.«
Jonathan Gordon wollte ihnen folgen, doch Garret hob abweisend die Hand. »Nehmen Sie einen anderen Wagen. Ich muss allein mit ihm reden.«
Gordon konnte den widerlichen kleinen Mann nicht ausstehen. Er fand sich nur schwer damit ab, wie der Kerl ihn behandelte, obwohl er selbst Ross schon seit den Anfängen seiner politischen Karriere begleitete. Gordons Job war es, Ross’ narzisstische Neigungen ein wenig zu zügeln, ohne sein labiles Ego zu erschüttern. Gordon war immer loyal gewesen, auch dann, als Garret zum Team stieß, um frischen Wind hereinzubringen.
»Jonathan«, rief Ross aus der Limousine. »Ist schon okay – wir reden nachher.«
Garret stieg ein und schlug die Tür hinter sich zu. Er setzte sich Ross gegenüber und vergewisserte sich, dass die Trennscheibe geschlossen war. Dann wandte er sich Ross zu, öffnete seine Jacke und stieß ein paar wüste Flüche hervor.
Ross streckte die Beine aus. »Die freien Tage haben deine Stimmung nicht gebessert, wie ich sehe.«
»Freie Tage … sehr witzig. Fast so witzig wie die Tatsache, dass du einen Linienflug nimmst.«
Die Limousine setzte sich in Bewegung, und Ross sah aus dem Fenster. »Nachdem ich auf einer Umweltkonferenz war, ist mir das ratsam erschienen«, sagte er.
»Wie war die Konferenz?«
»Recht nett. Das Skilaufen war toll. Den Fußsoldaten hat es gefallen, dass ich gekommen bin.«
Garret beugte sich vor und legte die Hände auf die Knie. »Er hat wirklich recht. Du bist berauscht von der Macht.«
»Wovon redest du?«, fragte Ross stirnrunzelnd.
»Es ist mir scheißegal, wie das Skilaufen war oder wie beeindruckt die Ökofritzen waren, dass du vorbeigeschaut hast.« Garret schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich mein’s ernst … du solltest allmählich den Kopf aus dem Sand nehmen.«
Ross’ Gesicht rötete sich vor Zorn. »Stu, du solltest aufpassen, was du sagst.«
»Was ich sage, ist das Geringste von deinen Problemen. Scheiße.« Er lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. »Ich habe heute Vormittag fast eine halbe Stunde mit unserem Freund telefoniert.«
»Mit wem?«
»Mit unserem Freund.« Garret musterte Ross, um zu sehen, ob er endlich kapierte, was er meinte. »Der, mit dem du gestern Abend Wein getrunken hast.«
»Oh … der Freund.«
»Ja … der Freund. Er ist sauer. Er meint, dass du dir etwas vormachst. Irgendwie schaffst du es anscheinend, dir einzureden, dass du nichts mit der Sache zu tun hast.«
»Das tu ich nicht.«
»Er scheint das aber so zu sehen.«
»Man muss nicht alles glauben, was er sagt.«
»Ist dir überhaupt klar, wie ernst er es meint?«
»Ich tu, was ich kann.«
»Ich habe das Gefühl, dass er das ganz anders sieht.«
»Ich habe ihm gesagt«, versicherte Ross und zeigte mit dem Finger auf Garret, »dass ich alles versuchen werde, um ihm zu helfen, aber letztlich kommt es nicht auf mich an, sondern auf du-weißt-schon-wen.«
»Nein, das weiß ich nicht.«
»Auf den Präsidenten.«
»Den gegenwärtigen oder den zukünftigen?«
»Den gegenwärtigen.«
»Hast du ihm nicht auch gesagt, wenn Hayes sich weigert, wirst du Josh überreden, es zu tun?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Und ob du das hast. Ich habe es selbst gehört. Du hast behauptet, dass du es mithilfe seines Schwiegervaters hinbekommen wirst.«
»Scht …« Ross legte den Finger an die Lippen.
Garret blickte sich nach den beiden Agenten vorne im Wagen um und wandte sich wieder Ross zu. »Glaubst du allen Ernstes, dass sie hier drin eine Wanze installiert haben? Du hast sie ja nicht mehr alle.«
»In dieser Stadt weiß man nie.«
»Scheiße … du bist paranoid.«
»Und du bist ein kleiner Stinkstiefel, Stu.«
»Ja, und soll ich dir was sagen? Wir sind nicht mehr in der Highschool. Ich will hier keine Beliebtheitswettbewerbe gewinnen. Mein Job war es, dafür zu sorgen, dass du gewählt wirst. Und das habe ich getan.«
»Du bist nicht der Einzige, der bei dem Wahlkampf mitgearbeitet hat.«
Garret schüttelte den Kopf. »Unser Freund hat mir gesagt, dass du allen
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