Der Verrat
Verbündete zeigen wollen … und schließlich hat der Mann ja die Frau des zukünftigen Präsidenten ermordet. Die Leute werden über Sie zu reden beginnen, und Sie werden als eine Bank bekannt, der Terroristen und Attentäter gern ihr Geld anvertrauen. Ihre ehrlichen Kunden werden Ihnen weglaufen, weil sie nicht mit diesen Kreisen in Verbindung gebracht werden wollen, und Ihre weniger ehrlichen Kunden werden das Gleiche tun, und zwar aus dem gleichen Grund. Bis Ende der Woche werden Ihre Einlagen schätzungsweise auf die Hälfte geschrumpft sein, und Ihr Fünfzehn-Prozent-Anteil an der Bank wird bedeutend weniger wert sein. Wer weiß … vielleicht wird man Sie auch hinausdrängen.«
»Für wen arbeiten Sie? Die CIA?«
»Das kann ich weder bestätigen noch leugnen, Mr. Kapodistras.«
»Woher weiß ich, dass ich Ihnen trauen kann?«
Rapp spürte die Anspannung in der Stimme des Mannes. Er stand vor einer drastischen, aber letztlich nicht allzu schweren Entscheidung. »Soweit ich weiß, Sir, können Sie für das alles nichts. Ihr Job ist es, die Bank zu schützen, Ihre Anleger und Investoren. Das können Sie am besten tun, indem Sie mir das geben, was in dem Schließfach ist. Wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, dann wird es für Sie und Ihre Bank das Beste sein, sich so schnell wie möglich von dem Inhalt des Schließfachs zu trennen.«
»Was hindert Sie daran, irgendwelche Beweismittel an das FBI weiterzugeben?«
»Ich bin nicht darauf aus, jemanden ins Gefängnis zu bringen.«
Nach einer langen Pause sagte der Banker: »Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken.«
»Ich gebe Ihnen eine Minute.«
Der Banker lachte, weil er Rapps Antwort für einen Scherz hielt.
»Ich meine es ernst. Zwei meiner Männer sprechen wahrscheinlich gerade mit Ihrer Sekretärin. Sie erwarten, dass Sie aus Ihrem Büro kommen und sie in den Raum mit den Schließfächern führen. Wenn Sie es nicht tun, werden meine Leute mich anrufen, und ich werde alles, was ich in der Hand habe, an das FBI weitergeben. Ich werde ihnen außerdem sagen, dass ich mich mit Ihnen unterhalten habe und dass Sie ganz und gar nicht hilfsbereit waren. Darüber hinaus könnte ich noch einige andere, ziemlich unschöne Dinge anstellen, über die ich aber nicht am Telefon sprechen will. Ich werde Ihnen jemanden schicken, der Ihnen das persönlich erläutert.«
»Aber es gibt gewisse Voraussetzungen, die notwendig sind – die Unterschrift des Kunden, das Passwort, der Schlüssel.«
»Wir haben den Schlüssel, und einer meiner Männer kann die Unterschrift des Kunden fälschen. Alles, was Sie beisteuern müssen, ist das Passwort.«
»Ich muss aber ein Verzeichnis des Inhalts erstellen.«
»Nur zu. Übrigens … ich bin sicher, es ist auch Bargeld drin. Sie können die Hälfte davon für Ihre Mühe behalten. Den Rest werden aber meine Leute mitnehmen. Abgemacht?«
»Abgemacht«, antwortete der Banker, ohne zu zögern.
»Gut. Und jetzt gehen Sie hinaus ins Empfangsbüro und begrüßen Sie meine Männer. Tun Sie so, als würden Sie sie gut kennen. Den Größeren können Sie Kevin nennen, den Kleineren Charlie. Führen Sie sie direkt hinunter, und tun Sie, was sie von Ihnen wollen. Wenn alles gut geht, sind Sie die beiden in zehn Minuten wieder los. Noch Fragen?«
»Nein.«
»Gut. Danke, dass Sie so kooperativ sind.« Rapp legte den Hörer auf und wandte sich Dumond zu. »Verfolge weiter alle seine Anrufe und E-Mails. Wenn er nicht genau das tut, was wir von ihm verlangen, dann lass sein gesamtes System abstürzen und sag Wicker und Hacket, dass sie abhauen sollen.«
Rapp stand auf und nahm seinen Mantel.
»Wo gehst du hin?«, fragte Dumond.
»Ich muss einer Spur nachgehen.«
»Was soll ich den Leuten in Langley sagen, wenn sie mich nach dir fragen?«
»Du hast mich nicht gesehen.«
»Alles klar.«
»Und finde heraus, wer der Russe ist.«
»Ich arbeite daran.«
29
Langley, Virginia
Brooks hörte die Stimme der Direktorin über die Sprechanlage, und ihr Herz begann zu rasen. Das war es nun. In den nächsten zehn Minuten würde sich entscheiden, wie es mit ihrer Karriere weiterging. Sheila mit ihrem übertriebenen Make-up und ihrer Schwäche für Mitch Rapp sagte ihr, dass sie hineingehen könne. Brooks stand auf. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und hatte ihr blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Irgendwann hatte sie Irene Kennedy fast im gleichen Outfit im Fernsehen gesehen und sich deshalb ganz bewusst so angezogen. Sie
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