Der Verrat
eineinhalb Stunden muss ich im Büro sein.«
»Okay.« Rapp hob die Hände, so als gäbe er sich geschlagen. »Ich schulde dir einen großen Gefallen. Wenn sie dich das nächste Mal einsperren, zahle ich die Kaution.« Die Bemerkung bezog sich auf die Tatsache, dass Dumond ohne Rapps Hilfe heute in einem Gefängnis sitzen würde.
»Wie lange wirst du mir das noch unter die Nase reiben?«
»Tu ich doch gar nicht. Und jetzt erzähl mir lieber, wie es bisher gelaufen ist.«
»Ich habe die Sache in sechsundzwanzig Blogs unters Volk gebracht, unter zehn verschiedenen Pseudonymen. Zuerst habe ich auf andere Blogger geantwortet, die berichtet haben, dass der Attentäter gefasst wurde. Es hat ganz danach ausgesehen, als würde die Information aus dem Weißen Haus kommen. Um fünf Uhr habe ich dann durchsickern lassen, dass es größere Probleme mit dem Fall gibt … Anzeichen von Folter, keine handfesten Beweise, die Tatsache, dass er gefasst wurde, ohne die zypriotischen Behörden zu verständigen.«
»Auf welche Quellen hast du dich berufen?«
»Auf anonyme Quellen. State Department, Justizministerium, FBI, CIA.«
»Hast du auch meinen Namen genannt?«, fragte Rapp.
»Noch nicht. Du wolltest ja, dass ich damit noch warte.«
»Genau. Wenn wir mit der nächsten Sache fertig sind, kannst du ihn nennen.«
Dumond musterte ihn einen Augenblick. »Ich habe keine Ahnung, was du vorhast.«
»Das wirst du früh genug sehen. Wann hast du das letzte Mal mit Hacket und Wicker gesprochen?«
»Vor ungefähr einer halben Stunde.«
»Und?«
»Sie haben die Leichen in Gazichs Haus deponiert und auch die Pistole dort liegen lassen. Im Moment sind sie bei der Bank und warten auf deinen Anruf.«
Sie hatten in Gazichs Büro Unterlagen über seine Finanzen sowie den Schlüssel zu einem Bankschließfach gefunden. Eine der angeführten Banken war die Hellenische Bank auf Zypern. Dumond drang in das Netzwerk der Bank ein und fand heraus, dass dort ein Schließfach auf den Namen Alexander Deckas registriert war. Während er im Netzwerk war, sammelte er noch einige weitere Informationen.
Dumond reichte Rapp eine Aktenmappe. »Der Direktor der Bank heißt Manos Kapodistras. Er hat etwas mehr als dreihunderttausend Dollar auf der Bank liegen. Außerdem dürften ihm fünfzehn Prozent der Bank gehören.«
»Ausländisches Geld?«
»Ja, sehr viel aus Saudi-Arabien.«
»Von jemandem, den wir kennen?«
»Ungefähr ein Fünftel von der königlichen Familie.«
Rapp warf einen Blick in die Mappe. »Irgendetwas Ungewöhnliches?«, fragte er.
»Sieht nicht danach aus, aber diese Banker können recht raffiniert mit ihrem Geld umgehen.«
»Dein Rat?«
Dumond nahm einen Zug von seiner Zigarette. »Ich würde ihm ganz klar sagen, welche Möglichkeiten er hat, und darauf hinweisen, dass in seinem Geschäft ein guter Ruf das Allerwichtigste ist. Wir können die Sache ganz diskret oder in aller Öffentlichkeit machen.«
Rapp nickte und schloss die Mappe. »Gut … dann rufen wir ihn an.«
Dumond winkte ihn zu sich hinter den Schreibtisch. »Der Monitor ganz links zeigt dir den Bildschirm, vor dem der Banker gerade sitzt.«
»Weißt du, ob er deine E-Mail geöffnet hat?«
»Ja.«
»Hat er geantwortet?«
»Nein.«
»Hat er den Namen Deckas in seinen Unterlagen nachgesehen?«
»Nein.«
»Okay. Verbinde mich direkt mit ihm.«
Dumond machte sich an seiner Tastatur zu schaffen und setzte einen Kopfhörer auf. Mithilfe eines komplexen Telekommunikationsprogramms verschob er den Anruf so, dass er nicht zurückverfolgt werden konnte. Als es zu klingeln begann, nahm er den Kopfhörer ab und reichte ihn Rapp. Nach dem dritten Klingeln meldete sich ein Mann auf Griechisch.
»Yia sas.«
»Mr. Kapodistras, ich brauche Ihre Hilfe in einer sehr wichtigen Angelegenheit.«
Es folgte eine lange Pause. »Mit wem spreche ich?«, fragte der Banker schließlich. »Und woher haben Sie diese Nummer?«
»Das ist im Moment beides nicht wichtig. Was zählt, ist, dass ich Ihnen helfen kann, eine für Sie sehr unangenehme Situation zu vermeiden.«
»Sind Sie Amerikaner?«
»Ja. Haben Sie die E-Mail bekommen, die ich Ihnen über die Pressekonferenz geschickt habe, die das FBI heute abhalten wird?«
»Ja.«
»Sagt Ihnen der Name Alexander Deckas etwas?«
»Nein«, antwortete der Mann zögernd. »Sollte er?«
»Das kommt darauf an, wie viel Sie mit Ihren Kunden zu tun haben.«
Dumond zeigte auf den Monitor, der Kapodistras’ Bildschirm darstellte. Der
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