Der Verrat
will, dann gehe ich mit Ihnen in den Keller und übergebe Sie den Jungs vom Office of Security, damit sie Sie in die Mangel nehmen. Sie werden Ihnen eine Menge heikler Fragen stellen und Sie an den Lügendetektor anschließen.«
Brooks erwog ernsthaft, ob sie nicht doch alles sagen sollte, als das Summen der Sprechanlage auf Kennedys Schreibtisch ertönte.
»Frau Direktor?«
Kennedy wandte sich ihrem Schreibtisch zu und fragte mit lauter Stimme: »Ja, Sheila?«
»Ich habe Mitch für Sie auf der Direktleitung.«
Kennedy stand rasch auf. »Wird der Anruf zurückverfolgt?«
»Er hat gesagt, wenn ich versuche, den Anruf zurückzuverfolgen, spricht er nie wieder ein Wort mit mir.«
»Um Himmels willen, Sheila! Arbeitet hier noch irgendjemand für mich? Lassen Sie den Anruf zurückverfolgen.« Kennedy griff nach dem Hörer und drückte den Knopf von Leitung eins. »Mitch, wir haben gerade über dich gesprochen.«
»Nur Positives, nehme ich an.«
»Natürlich. Wo bist du?«
»Gegenüber dem Hoover Building. Ich überlege, ob ich mich nicht stellen soll.«
»Was soll das heißen? Du hast doch nichts verbrochen.«
»Du warst dir da nicht so sicher, als wir gestern gesprochen haben.«
»Ich hatte ein bisschen Zeit, darüber nachzudenken. Ich glaube, es war ein Fehler, so schnell damit an die Öffentlichkeit zu gehen.«
»Ach, findest du?«, fragte Rapp voller Sarkasmus.
»Also, ich bemühe mich gerade, einen Schritt auf dich zuzugehen.«
»Das würde ich gerne glauben, Boss.«
»Ich meine es ernst.«
»Nein, tust du nicht. Du versuchst nur, mich in ein längeres Gespräch zu verwickeln, damit du den Anruf zurückverfolgen kannst, was, wie wir beide wissen, reine Zeitverschwendung ist. Sobald wir aufgelegt haben, ist dieses Telefon Vergangenheit.«
Kennedy kehrte den anderen den Rücken zu und setzte sich auf die Schreibtischkante. »Würdest du mir vielleicht verraten, was du vorhast?«
»Das würde ich gern tun, Boss, aber ich glaube, es ist besser, wenn du für die nächsten vierundzwanzig Stunden noch nicht eingeweiht bist. Wie hält sich Brooks?«
»Ziemlich gut, wenn man bedenkt, dass sie wegen dir ihre ganze Laufbahn aufs Spiel setzt.«
»Ist José sehr streng mit ihr?«
»Er fängt gerade erst an.«
»Sag ihm, er soll nachsichtig mit ihr sein, und sag ihm auch, ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir den Richtigen haben.«
»Ich sage dir jetzt etwas – warum kommst du nicht einfach her, und wir reden über alles?«
»Das kann ich nicht. Noch nicht. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen. Sag ihm nur, er soll sich nicht verrückt machen lassen, egal was er hört. Dieser Kerl ist hundertprozentig schuldig, und ich habe die Beweise.«
Kennedy blickte zu dem Schrank hinter ihrem Schreibtisch hinüber. Darin befand sich ein Safe, in dem die Fotos lagen, die Baker ihr am Samstag gegeben hatte. Mit sehr leiser Stimme sagte sie schließlich: »Ich habe da etwas, das ich dir zeigen muss.«
»Was?«
»Ich kann im Moment nicht darüber sprechen. Wann kommst du?«
»Morgen … hoffe ich.«
»Gut, ich gebe dir bis morgen, dann müssen wir uns hinsetzen und reden. Ist das klar?«
»Kristallklar.«
»Gut.«
»Sag José, ich rufe ihn in einer Viertelstunde an, und sag Skip, dass wir den Richtigen haben, egal was er hört.«
»Mache ich.«
»Danke. Wir reden morgen weiter.«
Die Verbindung wurde unterbrochen, und Kennedy legte langsam den Hörer auf die Gabel. Sie drehte sich um und gab Rapps Botschaft an Juarez und McMahon weiter. »Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt«, sagte sie schließlich, »ich muss allein mit Miss Brooks sprechen.«
30
Washington D. C.
Rapp stieg an der Station Farragut West aus der U-Bahn aus und fuhr mit dem Aufzug zum Bürgersteig hinauf. Es war kurz vor acht Uhr, und der Verkehr war noch nicht allzu stark. Der Wind hatte aufgefrischt, doch das machte ihm nichts aus. Es schadete nichts, wenn einem ein bisschen kalter Wind ins Gesicht blies und einem in Erinnerung rief, dass man lebte. Gleich gegenüber, auf der anderen Straßenseite, sah er das unvermeidliche Starbucks-Café. Ein zweites befand sich einen halben Block weiter zu seiner Rechten, und ein drittes gleich um die Ecke zu seiner Linken. Rapp schätzte, dass es über hundert Filialen in der Innenstadt geben musste.
Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jede Art von Routine zu vermeiden. Routine führte zu vorhersehbarem Verhalten, was ein potenzieller Feind ausnutzen konnte. Viele Menschen
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