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Der Verrat Der Drachen: Roman

Titel: Der Verrat Der Drachen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Morgan
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antwortete Shaan und lächelte dann, als sie in Tränen auszubrechen drohte.
    Tallis trat vor und zog sie an sich, hielt sie umschlungen.
    »Bist du sicher, dass du mir nichts sagen kannst?«, fragte er.
    Shaan nickte, den Kopf gegen seine Brust gelegt, drückte ihn ein einziges Mal an sich und ließ ihn dann los.
    »Versprich mir, dass du auf dich aufpassen wirst, Tallis. Ich spüre die Trostlosigkeit in dir. Gib ihr nicht nach. Geh zu Irissa. Lass sie bei dir sein.«
    Er starrte sie einen Moment lang stumm an, während die Drachin hinter ihnen landete; ihr alter, öliger Geruch brandete zugleich mit dem Sandstaub über sie hinweg.
    »Sie ist zu zornig auf mich«, sagte er am Ende.
    »Dann gib ihr einen Grund, es nicht mehr zu sein. Und sag Balkis …« Sie hielt inne. Was sollte er ihm sagen? Sie schüttelte den Kopf. Es gab nichts, was Balkis die Sache erklären würde. »Halt ihn einfach am Leben. Versprich mir das.«
    »Ich werde tun, was ich kann.« Tallis reichte ihr das Bündel, und in dem Augenblick zögerte sie.
    Sie wollte Tallis erzählen, warum sie ging, was sie tun musste und dass er verstehen sollte warum, aber Sabut hatte ihre Zunge gebannt. Er wusste, dass Tallis versuchen würde, sie aufzuhalten, wenn er auch nur ahnte, wohin sie ging, und so sah sie ihn nur wieder an. Er glich ihr so sehr, obwohl er größer war und sein dunkles Haar länger und geflochten trug; die Silberröhrchen glitzerten im Mondlicht.
    »Eines Tages wird das hier vorbei sein«, sagte sie.
    »Eines Tages«, wiederholte er, aber in keiner ihrer beiden Stimmen lag viel Hoffnung. »Gute Jagd, Schwester«, sagte er.
    »Finde Schatten«, beendete Shaan den Gruß, den, wie er ihr erzählt hatte, Jalwalah-Krieger am Vorabend der Schlacht austauschten. Denn das war es, worauf sie nun zustrebten: eine Schlacht. Und einst würde ein Zeitpunkt kommen, zu dem er bezweifeln würde, dass sie auf seiner Seite stand. Sie schritt auf die Drachin zu. Sie musste jetzt gehen, solange sie noch konnte. Also kletterte sie auf Asriths Rücken und spürte, wie ihr das warme Summen der Drachin ins Blut drang.
    Arak-si , flüsterte Asrith, ist es an der Zeit?
    Bring mich nach Hause , antwortete sie, und Tallis trat zurück, als die Drachin sich duckte und mit einem Satz in die Luft sprang, wobei sie eine Menge Sand aufwirbelte. Dann hoben sie mit einem mächtigen Flügelschlag ab, und Tallis wurde zu einem Kind, einem Fleck, einem dunklen Punkt im Sand, während die Drachin Shaan davontrug.

36

    B alkis stand hoch auf der Klippe und sah zu einer dünnen Rauchfahne am nordöstlichen Horizont hinüber. Dreihundert Fuß unter ihm waren Zelte in geordneter Formation auf dem felsigen, roten Boden aufgereiht. Auf einer Freifläche exerzierte ein Trupp Jäger der Glaubenstreuen; ihre Bewegungen waren tödlich aufeinander abgestimmt, und der Klang von Metall, auf das eingehämmert wurde, erfüllte die Luft, da der Schmied Waffen reparierte; schwarzer Rauch stieg aus seiner Esse auf.
    Die Jägerklippe war ein langgestreckter, bogenförmiger, freistehender Felsen, der beiderseits von kleineren Tafelbergen flankiert war, die von flachen Schluchten voll Geröll und Büschen von ihm getrennt waren. Einst hatten hier mehrere Jagdhütten gelegen, die von wohlhabenden Kaufleuten errichtet worden waren, aber nun waren davon nur noch Ruinen übrig. Die bröckelnden Fundamente mehrerer Gebäude waren über den Boden verteilt, und eine halb abgerissene Mauer umschloss hüfthoch das Gelände. Die Mauer war von einem Ende der gebogenen Klippe zum anderen gebaut, und in der Mitte bildeten nur noch zwei dicke Steinsäulen, die in den Himmel aufragten, die Überreste eines einst prächtigen Eingangstors. Eine einzelne Steinwand stand noch innerhalb der Umfriedung, wahrscheinlich, weil sie an die Klippenwand gelehnt errichtet worden war. Balkis nahm an, dass es die Rückwand eines Schlachthauses gewesen sein mochte, aber jetzt war sie nur eine Mauer, die eine gute Grundlage bot, um sein Kommandozelt daran zu bauen. Attar hatte den Ausguck auf der Klippenspitze über Nacht besetzt und kam nun mit knirschenden Schritten über das Geröll auf Balkis zu. »Der Rauch steigt schon seit Tagesanbruch auf«, sagte er.
    Balkis kniff die Augen gegen das grelle Licht der Morgensonne zusammen. »Wir werden nachforschen müssen; es sieht zu sehr danach aus, als ob Split brennen könnte.«
    »Sollen wir die Hälfte der Drachen mitnehmen?«, fragte Attar.
    Balkis dachte einen Moment lang

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