Der Verrat: Thriller (German Edition)
mit den Händen je einen der Griffe. Die Tür wirkte stabil, doch es war nur Holz. Sogar ein Amateur wie er sollte es schaffen, sie mit einem einzigen Stoß aufzubrechen. Er zog die Ramme zurück und ließ sie durch ihre eigene Schwungkraft nach vorne sausen.
Krachend und mit einem dumpfen Schlag traf die Stahlplatte die Tür direkt über dem Schloss. Träge schwang die Tür nach innen, so, als sei sie niemals geschlossen, geschweige denn verriegelt gewesen. »Donnerwetter!«, stieß Nick hervor, das Ergebnis seiner Anstrengungen bewundernd. Jetzt packte er die Ramme, den Bolzenschneider und die durchtrennte Kette in die Sporttasche und trug sie zurück zum Wagen. Noch immer war kein Mensch auf der Straße zu sehen, noch nicht einmal eine Bewegung hinter einem Vorhang, die einen an mögliche Zeugen hätte denken lassen.
Er ging zurück zur Tür, und diesmal trat er auch ein. Der Duft von Kaffee hing noch in der stickigen Luft. Nette Wohnung, dachte Nick, während er einen kleinen Rundgang machte. Konzertplakate an den Wänden und Vinyl und CDs praktisch überall auf zahllosen Regalen. High-End-Stereoanlage mit Lautsprechern über die ganze Wohnung verteilt. Die Möbel wirkten zweckmäßig, doch bequem. In der Spüle stand ein benutzter Kaffeebecher, ein italienischer Espressokocher daneben. Es war wirklich schade, doch es war an der Zeit, Pete Matthews etwas von seiner eigenen Medizin zu verabreichen.
Nick fing mit der Küche an. Er tat, was Stephanie ihm beschrieben hatte. Er leerte Schränke und Schubladen, latschte durch die ganze Schweinerei und verteilte sie so in der ganzen Wohnung. Er zerstörte nichts absichtlich, sondern ließ die Dinge nur hinfallen, wo sie eben hinfielen. Dann wechselte er ins Wohnzimmer über, fegte CDs und Alben von den Regalen, stapfte über die so entstehenden Stapel und genoss das krachende Splittern der CD-Hüllen. Im Schlafzimmer verstreute er Matthews’ Klamotten überall auf dem Boden, und im Bad warf er einige Pflegeartikel in die Toilettenschüssel.
Zuletzt rief er Declan an und sagte: »Los geht’s.« Das war der Startschuss für Declan, Matthews auf seinem Handy anzurufen und einen gelangweilten Bullen darzustellen, der einem Bürger mitteilt, seine Nachbarn hätten einen Einbruch gemeldet.
Fünfundzwanzig Minuten später fegte Matthews zur Tür herein und fand Nick in seinem Wohnzimmersessel sitzend und Zeitung lesend vor. Er stoppte so abrupt in seiner Bewegung wie eine Cartoonfigur in einem Zeichentrickfilm und schien nur aus großen Augen, offenem Mund und versteinertem Körper zu bestehen. »Was zur Hölle?«, war alles, was er herausbrachte, sobald er wieder sprechen konnte.
»In meiner Branche nennen wir das ›außergerichtlicher Tatausgleich‹«, entgegnete Nick ruhig und erhob sich. »Das ist nur ein Vorgeschmack. Wenn Sie in Zukunft auch nur in die Nähe von Stephanie Harker kommen, wird das hier im Vergleich noch aussehen wie ein Frühjahrsputz.«
Matthews schaute sich aufgewühlt in der Wohnung um, drehte sich von einer Seite zur anderen und versuchte zu verstehen, was da passiert war. »Das können Sie nicht machen.«
»Es ist nicht mehr oder weniger als das, was Sie getan haben. Doch wenn es ein nächstes Mal gibt, dann werde ich mich nicht zurückhalten.«
»Ich zeige Sie an«, schrie er. »Sie sind in meine Wohnung eingebrochen und haben sie verwüstet. Scheißkerl!«
Nicks Lächeln war eiskalt. »Versuchen Sie’s und schauen Sie, wie weit Sie kommen. Sie müssten es erst mal beweisen. Wenn irgendjemand fragt, dann war ich in der Gegend und habe jemanden weglaufen sehen. Das sah verdächtig aus, also habe ich nachgeschaut.« Er zuckte mit den Schultern und suchte sich einen Weg durch all den Müll zur Tür.
Er hörte, wie sich schnelle Schritte von hinten näherten, sprang rasch zur Seite, warf den Arm herum und erwischte den Toningenieur an der Kehle. Matthews gab ein würgendes Geräusch von sich und stolperte rückwärts. Er krachte in ein leeres Regal, wobei er mit der Schläfe an eine der spitzen Ecken stieß. Ein Schwall von Blut ergoss sich über sein Gesicht. »Ich habe Sie gewarnt!«, rief Nick. »Lassen Sie die Finger von ihr, oder ich schwöre, ich werde Sie zusammenschlagen. Und Sie werden es nicht kommen sehen.«
So brutal vorzugehen entsprach nicht seiner Natur, doch es hatte funktioniert. Als er Stephanie zwei Wochen später anrief, berichtete sie ihm, sie hätte nichts von Matthews gehört. Und wie abgesprochen trafen sie sich
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