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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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seinen Pass nicht, und wenn die Einheimischen finanziell von Marina abhängig sind, wie können wir dann auf diesen Straßen flüchten?«
    »Wir werden das tun, was sie am wenigsten erwarten. Sie werden erwarten, dass wir zum Flughafen fahren. Aber ich sage, wir überqueren die Berge und fahren auf der anderen Seite runter nach Bukarest. Wir bringen Jimmy zur britischen Botschaft, und dort kann man für einen provisorischen Pass sorgen. Schließlich sind wir hier die Guten. Wir sind die Rettungsmannschaft.«
    Stephanie war immer noch skeptisch. »Du meinst, die rücken Jimmy raus? Einfach so?«
    »Nein, ich denke, wir werden ziemlichen Krach schlagen müssen. Aber mit Simon haben wir ein schwaches Glied in der Kette. Er ist Arzt. Wenn er jemals wieder irgendwo praktizieren will, dann kann er es nicht riskieren, mit internationalem Haftbefehl gesucht zu werden. So wie ich das sehe, ist er ein netter Mittelklasse-Junge, der nicht die geringste Erfahrung darin hat, außerhalb des Gesetzes zu stehen. Er ist derjenige, der einknicken wird, glaub mir.« Er lächelte sarkastisch. »Bis jetzt hast du noch nie meine dunkle Seite gesehen, Stephanie. Vergiss nicht, ich bin derjenige, der Pete Matthews gezeigt hat, was Sache ist. Ich kann das. Ich kann Simon klarmachen, wie viel besser er dran ist, wenn er Jimmy im Austausch gegen Straffreiheit herausgibt.«
    »Das würdest du tun? Du würdest sie damit davonkommen lassen?«
    Nicks Kiefermuskeln spannten sich. »Es geht zwar gegen alle meine Instinkte, doch ja. Ich würde das tun, um das Kind zurückzubekommen. Ich würde es für Jimmy tun. Der Junge braucht Stabilität und Vertrautheit und keine Verpflanzung in ein unbekanntes Land, wo ihm eine fremde Identität verpasst wird. Denn das müssten sie tun. Sie können nicht riskieren, dass Jimmy Higgins irgendwo wieder auftaucht. Er wird die Identität irgendeines rumänischen Waisenkinds bekommen. Also, ja, ich würde es für das Kind tun. Und für dich.«
    »Und was, wenn Marina nicht mitspielt? Was ist, wenn Simon auf deine Forderung eingeht, und Marina sagt nein?«
    »Dann sind wir drei gegen eine«, sagte er entschieden. Stephanie war klar, dass sie dazu nichts mehr aus ihm herausbekommen würde. Er wollte mit ihr keine Situation im Vorhinein durchspielen, die er ohnehin auf jeden Fall vermeiden wollte. Er schielte auf den Kilometerzähler. »So wie es aussieht, sind wir nur noch ein paar Kilometer entfernt. Pass mal auf, ob du Schilder siehst.«
    Sie kamen durch eine weitere Ortschaft. Sie bestand aus heruntergekommenen Häusern mit steilen Dächern, die um ein Wirtshaus gedrängt standen. Als sie dann noch ein paar scharfe Kurven umrundet hatten, schien der Wald plötzlich dichter zu werden. Nach der letzten Haarnadelkurve blickten sie auf einen tosenden Fluss, der zwischen dem Straßenrand und einer Wiesenlandschaft rauschte. Inmitten der Wiesen ragte eine hohe Mauer auf, die ein trostlos wirkendes Gebäude umgab. Vier Stockwerke hoch, zwölf Fenster pro Stockwerk, thronte der Klotz hinter hohen Eisentoren. Die cremefarbenen Stuckverzierungen und das spitz zulaufende, schwärzliche Dach schienen in gutem Zustand zu sein, doch der Gesamteindruck war bedrohlich. Am Ende der Einfahrt lag ein gepflasterter Platz, auf dem mehrere Autos parkten. Der Rest des Grundstücks war, soweit sie sehen konnten, von Gras bedeckt. Nick drosselte das Tempo, und sie überquerten eine Brücke. Ein großes Schild verkündete »Orfelinat Timonescu«.
    »Mein Gott«, sagte Nick. »Das ist ja riesig.«
    Stephanie blickte zurück, und von diesem Punkt aus konnten sie einen Teil eines gut ausgestatteten Kinderspielplatzes erkennen. »Was, wenn sie selber drin wohnen?«, fragte sie. »Was ist, wenn Jimmy da drin ist, mit all den anderen Waisenkindern?«
    Die Straße machte eine ausladende Kurve. Rechts ging etwas ab, das nach einer alten Holzfällerstraße aussah. In letzter Sekunde bog Nick dort ein und fuhr um die erste Biegung. Er wendete den Wagen, und als er schließlich parkte, waren sie nur fünfzig Meter von der Straße entfernt, doch für neugierige Augen von dort aus nicht zu sehen.
    »Warum sollten sie das wollen? Sie haben all das auf sich genommen, um sich ein neues Leben aufzubauen, da kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ihre Freizeit in einem Waisenhaus verbringen wollen«, gab er zu bedenken. »Ich habe es ja gestern Nacht schon gesagt. Wir müssen einfach flexibel sein.« Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Wir dürfen

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