Der Verrat
An gst, dass jemand Nicks Au gen bemerkt. Al an hielt seine Hand so fest, dass sich seine Finger auf Nicks Haut abzeichneten.
Doch niemandem fiel es auf. Niemand erwartet ein Dämonenkind.
Vi elleicht dachten die Leute, er sei ein wenig merkwürdig, so wie Olivia angeblich merkwürdig ist, aber sie lächelten, als sie sahen, wie Al an seine Hand hielt.
»Passt du gut auf deinen Bruder auf?«, fragte Phyllis.
Al an lächelte sein scheues Lächeln, das jeder gerne erwidert, und sagte: »Ich versuche es.«
Sie gab ihnen ein paar SüÃigkeiten, und als Al an ihn anstieÃ, dachte Nick sogar daran, sich zu bedanken.
Al s wir an den Tä nzern vorbeikamen, blieb Nick wie erstarrt stehen. In einem der Kreise war ein Dämon in Gestalt einer Frau. Sie war eingehüllt in Feuer und hatte blutrote Lippen, ihr Gewand war aus züngelnden Flammen, deren orangene Spitzen sich von ihrer weiÃen Haut abhoben.
Sie starrte Nick ebenfalls an.
»Komm, Nicky«, sagte ich, fasste seine andere Hand und zog ihn fort. Er musste laufen, um mit uns Schritt zu halten, und er sah über die Schulter hinweg und wäre fast gestolpert.
Nick, der sonst selten etwas sagt und noch seltener seine eigenen Gefühle zu irgendeinem Th ema zum Au sdruck bringt, sagte plötzlich: »Sie ist hübsch.«
Ich sah mich ebenfalls um. Der Dämon starrte ihm nach, unserem Nick. Feuerzungen leckten wie Fesseln um ihre Hände und ihre Finger waren aus messerscharfen Eiszapfen.
Kurz bevor ich angefangen habe, dies niederzuschreiben, habe ich Nick ins Bett gebracht. Al an war mit Merris Cromwell und ihren Tä nzern am SchieÃstand, und Nick hatte am Fenster gestanden, bis es Schlafenszeit war. Ich dachte, er sei vielleicht ein wenig einsam und las ihm nicht nur eine, sondern zwei Geschichten vor. Am Ende schien er müde, die Au gen fielen ihm zu und er hatte das Gesicht in den Kissen vergraben. Fast wie ein Kind, fast wie mein Kind.
Ich dachte nicht weiter darüber nach, als ich fragte: »Hast du mich lieb?« Ich fragte es genauso automatisch und instinktiv, wie ich es zu Al an gesagt habe, als er noch klein war. Al an hatte dann immer strahlend gelächelt, die Ar me in die Luft geworfen und »Ja!« geschrien und Marie oder ich mussten ihn hochnehmen und küssen.
Nick wandte leicht das Gesicht ab. »Nein«, sagte er mit seiner kalten, hohlen kleinen Stimme.
Und dann schlief er ein.
Mae sah zu Nick auf, der nicht so aussah wie jemand, der irgendwann einmal Nicky genannt worden war.
»So ist das nun mal«, sagte er tonlos. »Nie machen wir die Menschen glücklich. Sie glauben nur immer, wir könnten das.« Er wandte sich ab und sagte leise, nicht sanft, aber wie ein glimmendes Feuer: »Ich glaube nicht, dass wir das können.«
»Wusstest du das mit Seb?«, fragte Mae. »Ich meine nicht, dass er ein Magier ist, sondern das andere. Das mit Jamie. Hast du deshalb gelacht, als ich gesagt habe, ich würde mit ihm ausgehen?«
Nick sah sie kurz an. »Ja«, entgegnete er nach einerWeile.
»Warum hast du es mir nicht gesagt?«
»Alan hat mir einmal gesagt, da ich keine Lügen erzählen kann, sollte ich auch keine Geheimnisse verraten«, antwortete Nick. »Ich dachte, dass du es herausfinden würdest.«
Sie hätte es merken müssen. Seb war viel zu bereitwillig auf ihre Bedingungen eingegangen, hatte sich viel zu eifrig auf eine Beziehung eingelassen, in der er nur geprüft, aber nicht angefasst wurde. Und jedes Mal, wenn sie sich tatsächlich berührt hatten, war er in Panik geraten, weil er fürchtete, ihre Erwartungen nicht erfüllen zu können.
»Woher wusstest du es?«
»Ich bin ein Dämon«, erwiderte Nick sachlich. »Wir haben Jahre damit verbracht, Menschen durchs Fenster zu beobachten. Ich weiÃ, was Menschen wollen.«
Du bist so eifersüchtig auf mich, dass du es kaum aushältst , hatte Nick zu Seb gesagt.
Weil Nick Zeit mit Jamie verbrachte, weil dieser ihn mochte. Und Mae war sich so sicher gewesen, dass es um sie gegangen war. Sie kam sich unglaublich dumm vor.
»Na toll«, seufzte Mae.
»Soll ich ihn umbringen?«
Es klang merkwürdig, dieseWorte von jemandem zu hören, der sie ernst meinte.
»Nein«, stieà Mae hervor.
»Er trägt dieses Mal und er war mit dir und Jamie allein«, sagte Nick mit einer Stimme, die klang wie einWürgedraht. »Er kann zwar
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