Der Verrat
Meinung ändern«, behauptete Celeste. »Und wir werden Jamie mit offenenArmen aufnehmen.Aber du und die deinen, Gerald?Wenn ihr angekrochen kommt und um Hilfe bettelt, werden meine Bedingungen wesentlich weniger attraktiv sein als jetzt.«
»Mit dem Risiko kann ich leben.«
»Ich nehme dir alles, was du hast«, sagte Celeste.
»Und ich geleite euch hinaus«, erklang eine Frauenstimme. Mae war sich ziemlich sicher, dass sie GeraldsVertreterin Laura gehörte.
Mae erstarrte, lauschte, ob sich ihr Schritte näherten, und machte sich bereit zu fliehen.
Seb hatte offensichtlich dicht an derTür gestanden. Sie hörte nichts, bis er in den Gang trat und sie sich direkt gegenüberstanden.
Seb sprang vor, direkt auf sie zu und Mae wich zu einerTür zurück.Als er näher kam, rannte sie die Kellerstufen hinunter.
Natürlich folgte er ihr und sie saà im Keller der Magier in der Falle. Seb versperrte ihr denWeg nach drauÃen und vor ihr stand ein groÃer, in kaltem Licht schimmernder Steinkreis.
»Mae«, begann Seb. »Was machst du hier? Du musst hier raus!«
Es ging ihm offensichtlich gut. Er sah nicht so aus, als hätte ihn jemand auch nur angeschrien.
Andererseits hatte er bei ihremAnblick auch nicht gleich nach Gerald gerufen.
»Was ist das hier?«
»Das ist der wahre Zirkel des Obsidian«, erklärte Seb. »Alle unsere Dämonenkreise sind nur Spiegelbilder davon.Von ihm erhalten wir unsere ganze Macht.Also glaub mir, wenn ich sage, dass du nicht hier sein darfst. Du musst gehen.«
»All eure Macht«, echote Mae. »Was passiert, wenn jemand mehr als seinenAnteil nimmt?«
»Das geht nicht«, antwortete Seb. »So funktioniert der Kreis nicht. Jeder bekommt den gleichenAnteil und den Rest machen die natürlichen Fähigkeiten aus.«
»Natürliche Fähigkeiten? Ich habe gehört, davon hättest du nicht viel. Du bist kein groÃer Magier, Seb, nicht wahr?Aber du bist ein Magier.«
Selbst im schwachen Licht, das von oberhalb derTreppe kam, konnte sie sehen, wie Seb rot wurde.
»Ja«, sagte er. »Es tut mir leid.Aber ich will nicht, dass dir etwas passiert, Mae. Bitte!Wenn sie dich hier unten finden, bringen sie dich um.«
Als er auf sie zukam, hob sie abwehrend die Hand, doch er ergriff ihr Handgelenk, rannte los und zerrte sie hinter sich her dieTreppe hinauf und wieder in die Diele.
»Seb?«, erklang Geralds Stimme scharf. »Was machst du da?«
Mae und Seb starrten einander an und sie sah in seinem Gesicht ebensolche Panik wie sie sie verspürte.
Dann stieà er sie durch eine offeneTür.
»Bleib da drin!«, befahl er leise, ging hinaus und schloss dieTür ganz sachte hinter sich.
Das Zimmer, in dem sich Mae nun befand, war offensichtlich Sebs. Es war schlicht, aber geräumig. Es hatte einen HolzfuÃboden, auf dem ein kleiner, cremefarbenerTeppich lag.Auf dem Mahagonitisch lag der Zeichenblock mit den hochgerollten Ecken, den Seb immer dabeihatte.
Da, wo ich jetzt bin, ist es okay , hatte Seb gesagt.
Er lebte in einem schönen Haus und zahlte die Miete, indem er Menschen umbrachte.
Mae ging zum Schreibtisch und nahm den Zeichenblock in die Hand. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass Zeichnungen von Geralds Mal darin waren, Details, die ihr einen Hinweis darauf gaben, wie sie mit ihm fertig werden konnte.
Sie schlug das Buch auf und sah ein Bild des lachenden Jamie. Für einen Moment wurden ihre zitternden Finger ganz ruhig. Seb hatte den Stift geschickt und leicht geführt, sodass Jamies Igelfrisur weich wirkte, dunkel und sauber hatte er die Kinnlinie und den leicht schiefen Mund gezeichnet, und Jamies Hände schienen selbst auf dem Bild ständig in Bewegung zu sein.
Wieder wurde Mae wütend. Dieses Bild war so gut.Wenn Seb so etwas schaffen konnte, warum musste er dann das sein, was er war?
Alles, was er je zu ihr gesagt hatte, war eine Lüge gewesen.
Sie blätterte mit erneut zitternden Händen die Seite um.
Das nächste Bild zeigte Jamie, wie er an seinem Schreibtisch saà und einen Bleistift auf einem Schulbuch balancierte. Er wirkte ernst und aufmerksam, hatte das Gesicht von Seb abgewandt und über dem Hemdkragen sah man seinen Ohrring.
Mae blätterte weiter. Diesmal lehnte sich Jamie auf seinem Stuhl zurück und unterhielt sich mit jemandem, der dunkles Haar und messerscharfe Konturen hatte, daher nahm sie an, dass es sich
Weitere Kostenlose Bücher