Der Verrat
mitten in der Stadt. Er ist auf allen Seiten von Häusern umgeben. Na ja, auf der einen Seite ist eine Kirche, aber du weiÃt, was ich meine. Es besteht überhaupt kein Grund zurAnnahme, dass sich die Magier nicht abschirmen sollten.Vertrau mir, ich habe gesehen, wie der Zirkel desAventurin es auf der Millennium Bridge getan hat. Sie werden uns tarnen. Das müssen wir nur nutzen.«
»Und wenn sie dieTarnung aufgeben?«
»Dann würden sie sich selbst auch entlarven«, erwiderte Mae. »Es wird alles gut werden.«
»Nein, wird es nicht«, widersprach Sin. »Es werden Menschen sterben. Ich glaube, dass es das wert ist, um die Magier zu vernichten.Aber du bist nicht eine vom Markt. Noch nicht. Kannst du damit leben, dass aufgrund deines Planes Menschen sterben?«
Mae rieb sich dieAugen mit dem Handballen und ihr noch verschwommener Blick enthüllte langsam den fragilen gotischen Kirchturm von St. Leonardâs vor dem klaren blauen Himmel.
»Ich weià es nicht«, sagte sie und schloss dieAugen. »Ich schätze, das werden wir abwarten müssen.«
Sin schwieg einenAugenblick, dann wechselte sie abrupt dasThema. »Hat der Dämon dem Plan zugestimmt?«
»Ja«, antwortete Mae automatisch, denn wenn sie auch nur ein bisschen zögerte, würde Sin wissen, dass etwas nicht stimmte, und die ganze Sache abblasen.
Doch sie musste ernsthaft darüber nachdenken. Nick hatte definitiv nicht zugestimmt, aber sie hatte es ihm gesagt und er hatte nicht Nein gesagt, sondern nur die Nick-Version eines Nervenzusammenbruchs in Form eines Sturms bekommen. Danach war er recht umgänglich gewesen, aber das konnte daran liegen, dass Nick imAllgemeinen nichts dagegen hatte, wenn ihm die Leute die Kleider vom Leib rissen. Er hatteAlan aufgefordert, ihn zu verraten, doch eigentlich wollte er nicht, dassAlan es tat. Mae dachte daran, wieAlan dabei ausgesehen hatte, und war der Meinung, dass die Chancen recht gut standen, dassAlan es auch nicht tun wollte. Es bestand auch die Möglichkeit, dass NickAlan von ihrem Plan erzählt hatte und sie jetzt beide auf ihrer Seite standen.
Aber es war vielleicht trotzdem besser, nachzufragen, bevor sie das Leben anderer aufs Spiel setzte.
»Auf der einen Seite des Marktplatzes ist also ein Zaun«?, fragte Sin. »Glaubst du, er ist geeignet, um meine Bogenschützen dahinter zu verstecken?«
»Wie, Bogenschützen?«, wunderte sich Mae. Sie fragte sich, ob es vielleicht eine zweite, geheime Stufe ihres Plans gab. Stufe eins: das Böse vernichten, Stufe zwei: Robin Hood aufführen.
»Schusswaffen funktionieren nicht immer«, sagte Sin geduldig. »Pfeil und Bogen sind besser als geworfene Messer. Dabei kann man sich die Magier bequem aussuchen.«
»Kannst du BogenschieÃen?«, fragte Mae neugierig und ein klein wenig fasziniert von derVorstellung.
»Ja«, antwortete Sin. »Aber meine Messer sind mir lieber. Ich habe es nicht so mit der Bequemlichkeit.«
»Ich hätte gerne mal eine Unterrichtsstunde.«
»Wenn wir das hier gewinnen«, versprach Sin, »dann kriegst du alles, was du willst. Ihr seid um sieben hier, ja?«
»Spätestens. Bis dann!«
Bis Cambridgeshire waren es vier Stunden und es war schon nach elf Uhr. Sie musste Nick anrufen. Mae legte auf und gab sofort das N für Nick aus ihrer Kontaktliste insTelefon ein.
Er hatte seinTelefon abgeschaltet.
Alan hatte seins ebenfalls abgeschaltet.
Mae schoss aus dem Bett zu ihrem Kleiderschrank, um sich anzuziehen und zu Nick zu fahren. Die Spiegeltür mit ihren Stickern zeigte ihr ein Mädchen mit wirrem Blick und rosa Haar, das aussah wie ein wild gewordener Rosenbusch.
Nun, kämmen konnte sie sich auch noch nach der Schlacht. Sie nahm eine Jeans und ein Dorothy-Parker-T-Shirt mit derAufschrift »Da kann ich auch weiterleben«, lief dieTreppe hinunter und band sich beim Laufen auf einem Bein hüpfend die Schuhe zu.
Als sie die Stimme ihrer Mutter aus dem Salon hörte, erstarrte sie mit einem Bein in der Luft.
»James, ich habe nicht den ganzenTag Zeit«, sagteAnnabel gereizt. »Ich habe nicht einmal die Zeit zum Lunch. Ich musste eine Runde Golf mit Elizabeth absagen, und wer weiÃ, wann sie in ihrem Kalender einmal wieder eine Stunde für mich Zeit hat.«
»Okay, Mum«, erwiderte Jamie. »Aber ⦠ich muss dir das jetzt sagen. Ich habe auch einen Kalender.«
»Elizabeth ist
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