Der Verrat
dorthin. Mum, bitte! Ich weiÃ, dass du verwirrt bist. Ich weiÃ, dass dir das alles verrückt erscheint.Aber wenn ich nicht hingehe, dann wird jemand sterben!«
Annabel schien eine Entscheidung getroffen zu haben. Sie löste sich von Jamie und lief zurTreppe. »Das kannst du mir auch imAuto erklären, Mavis. Entschuldigt mich kurz, ich gehe etwas holen.«
»Was holen?«, fragte Mae misstrauisch.
Ihre Mutter hatte ihre Fassung zurückgewonnen, blickte über die Schulter zurück und sagte: »Da Pistolen nicht funktionieren und die Polizei nicht eingeschaltet werden kann, halte ich es für eine gute Idee, meinen Degen mitzunehmen.«
Gleich darauf saÃenAnnabel und Jamie imAuto, doch Mae stand noch zögernd bei Gerald und zog ihr Messer.
Es glitzerte scharf und hell in der dämmrigen Diele. Sie dachte daran, wie es sich beim Stoà in den Körper eines Mannes angefühlt hatte. Die Erinnerung an denWiderstand und daran, wie unerwartet fest Fleisch und Muskeln gewesen waren, überfiel sie wie die Geister alterTräume.
Doch sie musste es tun. Mae kniete sich auf den kalten Boden ihres Zuhauses und drehte Gerald auf den Rücken. Er sah noch jünger aus, als sie ihn in Erinnerung hatte.An seiner Schläfe prangte ein roter Fleck und in diesem Zustand war sein Mund entspannt. Er war nur ein junger Mann, kaum älter alsAlan.
Sie hob das Messer.
Gerald schlug dieAugen auf, die im Dunkeln in kräftigem Blau leuchteten. Mae fuhr hoch und rannte weg, bevor er sich orientieren konnte, warf sich aus derTür und auf den Rücksitz desAutos.
»Fahr!«, schrie sie, undAnnabel lieà den Kies aufspritzen, als sie durch dasTor fuhr, fort von dem Magier. Sie fuhren in die Schlacht.
BisAnnabel ein wenig von derWelt der Magie verstand, waren sie auf der M42, und Mae bekam Panik.
Sie waren nicht schnell genug. Es hatte einen Unfall gegeben, der einen Stau verursachte und sie zu viel Zeit kostete, undAnnabel weigerte sich, die Geschwindigkeitsbeschränkungen zu missachten, weil sie der Meinung war, dass es noch wesentlich länger dauern würde, wenn die Polizei sie anhielte. Doch Mae hatte nichts für Logik übrig, während sie sich einWettrennen mit dem Sonnenuntergang lieferte und der zu gewinnen schien. Die Sonne verschwand hinter einerWolke, und im goldenen Licht von Sonne undWolken konnte sie vor sich nur Sin und den Jahrmarkt der Kobolde sehen, die sich auf sie verlieÃen.
Immer wieder versuchte sie, Nick undAlan anzurufen.
Als sie zum hundertdreiÃigsten Male hörte: Der angerufene Te ilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar , hieb sie frustriert mit der Faust auf den Sitz vor sich.
»Mavis!«, riefAnnabel.
»Wenn du mir erlaubt hättest,Auto zu fahren, müsstest du jetzt nicht hier sein, und ich wäre schon längst da!«
»Wenn ich dir erlaubt hätte, zu fahren, dann hätte ich dich nie wiedergesehen«, entgegneteAnnabel. »Du wärest irgendwo nach Glastonbury gefahren, um auf einem Baum zu wohnen.«
Mavis wusste nicht, wie sie mit dieserVorstellung vonAnnabel klarkommen sollte. Sie selbst war kaum je zu Hause, und doch wollte sie, dass ihreTochter dort blieb. Daher schnaubte sie: »Ich könnte irgendeinen Kerl bitten, mich zu jedem beliebigen Baum in England zu fahren. Ich dachte, du bist nur gemein zu mir, weil du mich nie geliebt hast.«
Es hatte lustig klingen sollen, aber eigentlich tat es das nicht.
»Natürlich liebe ich dich!«, sagteAnnabel scharf. »Ich weiÃ, dass ich alles falsch gemacht habe. Roger hat behauptet, ich sei eine unnatürliche Mutter und dass ihr deshalb so ⦠einzigartig geworden seid. Ich wollte schnell wieder arbeiten, denn da wusste ich, was ich tun musste. Ich hatte keineAhnung, was ich mit einem Baby anfangen sollte.Aber das war natürlich nicht eure Schuld. Ihre beide wart nicht Schuld daran. Nur ich.«
»Hey,Annabel.« Mae boxte ihre Mutter sachte in die Schulter. »Reià dich zusammen. Ich mag Babys auch nicht.« Sie hielt inne und überlegte einenAugenblick. »Hast du mich deshalb Mavis genannt?«
»Ich verstehe dich nicht«, antworteteAnnabel. »Mavis ist ein wunderschöner Name. Er passte immer so gut zu dir.«
»Hast du mich deshalb James genannt?Weil es ein schöner Name ist?«, fragte Jamie und strahlte seine Mutter an. So hatte er sie angesehen, seit sie mit dem Golfschläger der Gerechtigkeit aufgetaucht
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