Der Verrat
Schein der Lampen um die Statue eines nachdenklichen Soldaten feuerrot leuchteten.
Mitten in dem Dreieck lag der Kreis der Magier, der ihre Macht erstrahlen lieÃ.
Nick stand darin, den dunklen Kopf gesenkt, die Schultern angespannt, als wolle er in tausend verschiedene Richtungen gleichzeitig springen und könne sich nicht bewegen. Er saà bereits in der Falle, er war verraten.
Sie war zu spät gekommen.
Hinter der Statue hatte sich der Zirkel des Obsidian vor dem Rathaus versammelt. Durch die Laternen und das Leuchten der Magie konnte Mae Geralds und Lauras Gesichter erkennen.Alle Magier beobachteten den Dämon mit glitzerndenAugen und warteten auf seinen Fall.
Selbst Seb, der weiter hinten stand, sah aufgeregt aus und schien vom Sieg berauscht.
Alan und Merris Cromwell hingegen, die weit weg von Gerald und den Magiern auf verschiedenen Seiten des magischen Kreises standen, sahen nicht sehr siegessicher aus.
Mae hielt sich am Kirchenzaun fest wie an den Gitterstäben eines Gefängnisses. Merrisâ Gesicht konnte sie nicht erkennen.Alan stand weiter weg, doch im weiÃen Glanz der Magie sah er konzentriert aus. Hinter ihm verbreiteten die Lichtstrahler Helligkeit, sodass er einen langen Schatten warf.
Nick starrte seinen Bruder aus seiner von Magie knisternden, gleiÃenden Falle aus an.
»Liannan«, sagte Gerald leise.Auf dem ganzen Marktplatz war nur seine Stimme zu hören. »Liannan, wir haben einenVerräter für dich gefangen. Komm und binde ihn. Kleide ihn in Dornen. Gib ihm ein Herz und schmettere es in Stücke. Zeig ihm, was du mit denen tust, die sich gegen die Ihren wenden.«
Liannan kam wie ein Lichtstrahl, Magie formte ihre Gestalt vor demVorhang der Nacht, als wäre sie von den Sternen dorthin geschrieben worden. Dann verblasste der Glanz, sodass Mae ihre roten Haare erkennen konnte, die sich heute in die Schatten fügten wie Blut in das nächtlicheWasser, und sie sah ihren grausam verzogenen Mund.
Es tat immer noch weh, sie anzusehen.
»Sieh dich nur an«, flüsterte Liannan und lieà ihre Hände über NicksArme und Schultern gleiten. Bei ihrer Umarmung floss Blut. »Mein Liebling.Was für ein Narr du bist!«
Nick sah sie nicht einmal an.
Sie legte ihren Mund an sein Ohr und sagte mit einem fröhlichen Lächeln: »Wie wirst du leiden!«
Dann trat sie zurück und betrachtete ihn wie ein Kriegsherr einen besonders schönen, blutenden Gefangenen, stolz auf seine Beute und darauf, ihn verdient zu haben.
»Du willst Nicholas Ryves sein?«, fragte sie. »So soll es sein.«
Sie hob eine ihrer messerscharfen Hände.Aus ihren erhobenen Fingern strömte Licht wie gezähmte Blitze, die an Nicks Körper hinaufkrochen und ihn in Ketten legten. Sie hatten scharfe Spitzen wie die Enden von Blitzen, die die antiken Götter vom Himmel herabschleuderten und die Mae auf Bildern gesehen hatte. Nick blutete aus einem DutzendWunden und seinAtem kam stoÃweise und kontrolliert, was verdeutlichte, dass er Schmerzen hatte.
Sein Blick war immer noch aufAlan gerichtet. Es lag keineWärme in seinem Blick, keine Fähigkeit, zu vergeben oder zu verstehen.
Dieser unmenschliche Blick veränderte sich nicht.
»Ich binde dich an diesen Körper, Nicholas Ryves, du sollst darin leben und damit sterben«, sagte Liannan. Bei ihrem Lachen wand sich eine blitzende Peitsche um Nicks Nacken. »Wie schnell auch immer derTod kommen mag.«
Sie tanzte ganz langsam ein Stück um ihn herum, ihre knochenweiÃen FüÃe blitzten unter dem schwingenden Rock hervor. EinenAugenblick lang hielt sie inne und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm ins Ohr zu flüstern: »Du bist meiner Gnade ausgeliefert. Und du weiÃt ganz genau, wie viel ich davon habe.«
Dann wandte sie sich ab und ging mit wehenden Haaren am Rand des Kreises entlang. ImVorbeigehen sah sie zuerstAlan an, dann Merris und die Magier.
»Ich binde deine Kräfte innerhalb der genauen Grenzen, die wir in unserem Handel abgemacht haben«, erklärte sie. Nicks Ketten verloschen wie Kerzen und lieÃen ihn blutend im Dunkeln stehen. »Und jetzt«, fuhr Liannan fort und hob das Kinn, »will ich aus diesem Kreis heraus. Ich habe meinenTeil derAbmachung eingehalten. Ich will meine Belohnung.«
Gerald hob eine Hand und die Grenzen des Kreises, dieAbbilder der Steine, die den wahren Zirkel des Obsidian bildeten, verschwanden, sodass die
Weitere Kostenlose Bücher