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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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war.
    Â»Nein, mein Lieber, du heißt nach deinem Großonkel James, doch dieser verflixte alte Mann hat trotzdem sein ganzesVermögen denWalen vermacht.«
    Â»Oh«, sagte Jamie. »Irgendwie cool, nach einem Umweltschützer benannt zu werden.« Er hielt inne und überlegte. »Ich sollte versuchen, nicht überall Licht brennen zu lassen.«
    Es war ein fast entspannter Moment. Es war so lächerlich einfach, wenn niemand Geheimnisse hatte und keiner auf den anderen böse war, doch Mae bemerkte, dass die Sonne dieWolken von Gold in Orange verfärbte, und versuchte in einem neuen Panikanfall Nick zu erreichen. IhrAtem kam stoßweise und sie musste ihre Stirn an den Sitz ihrer Mutter lehnen und die Furcht in langsamen, sorgfältigen Zügen hinunterschlucken.
    Â»DieserAlan Ryves hatte kein Recht, dir von seinen Plänen zu erzählen«, erklärteAnnabel. »Das war nicht fair von ihm.«
    Â»O nein, Mum«, erwiderte Jamie besorgt. »Alan ist toll, du wirst schon sehen.«
    Â»Ich traue Männern nicht, die jeder mag«, bemerkteAnnabel düster. »Jemand der nett ist, muss nicht unbedingt gut sein.«
    Â»Ja«, erwiderte Jamie und verschränkte dieArme vor der Brust. Mae berührte ihn sanft an seinem wunden Handgelenk und er lächelte. »Das habe ich auch langsam begriffen.Aber beiAlan hast du unrecht. Es gibt Leute, die meinen, dass es reicht, nett zu sein … oder sie sind so verwirrt, dass sie glauben, nett und gut seien dasselbe.Alan kennt den Unterschied. Er versucht nur krampfhaft, nett zu sein, weil erAngst hat, dass er kein guter Mensch ist.«
    Mae musste wieder tief und langsam Luft holen, weil sie daran dachte, was für einen fatalen FehlerAlan in diesemAugenblick vielleicht machte. Er versuchte verzweifelt, Gutes zu tun, weil er nicht glauben konnte, dass er gut war.
    Dann kam ihr ein furchtbarer Gedanke.WennAlan Nick gesagt hatte, dass es ihm leidtat und er es nicht tun würde, dann würde Nick ihm glauben. Er hatteAlan praktisch angefleht und würde bereitwillig alles glauben, was dieser sagte.
    Und wennAlan log und Nick trotzdem in den Kreis lockte, was würde Nick dann tun?
    Mae packte die Rückenlehne ihrer Mutter so fest, dass sie dieVibrationen desAutos in ihren Knochen spüren konnte.
    Â»Bitte«, stieß sie hervor, »bitte,Annabel, beeil dich!«
    Sie fuhren über die mittelalterliche Brücke nach Huntingdon hinein. Die Sonne war so weit untergegangen, dass man auf der einen Seite der schmalen steinernen Brücke den Fluss nur als dunkles wirbelndes Etwas erkennen konnte. Es war zwanzig Minuten nach sieben.
    Annabel fuhr so nahe an den Marktplatz wie möglich und murmelte etwas davon, einen Parkplatz zu suchen. Mae riss einfach dieAutotür aus und sprang aus dem noch fahrendenWagen.Annabel hielt dasAuto mitten auf der Straße an und sie und Jamie rannten ihr nach, ohne auch nur dieTüren hinter sich zuzuschlagen.
    Annabel versuchte, den Degen unter ihrer Kostümjacke zu verbergen, was ihr aber nicht wirklich gelang. Die Leute starrten sie an …
    Oder auch nicht. Es war niemand zu sehen, als hätte die ganze Stadt die Existenz dieser Straßen und des Platzes vergessen. In der verlassenen Straße, die sie entlangliefen, war es dunkler als in der belebten Hauptstraße, als wäre mit der Erinnerung auch das Licht verschwunden, als liefen sie insVergessen hinein, doch all das war Mae egal, solange sie nur rechtzeitig dort ankamen.
    Sie lief am vergoldeten Zaun vorbei, an der Kirche, die aussah wie ein Schloss mit Buntglasfenstern so groß wieTüren. Sie rannte fast in Sin hinein, die groß und von Dunkelheit umgeben an der Ecke des Zauns stand.
    Â»Es tut mir leid«, stieß sie leise hervor. »Mein Bruder … ich konnte nicht …«
    Sins Gesicht war so hart wie die alte steinerne Brücke oder die Kirche hinter ihr, wie eine Elfenbeinskulptur, die aus der schwarzen Seide ihrer Bluse ragte. Sie trug einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken.
    Â»Es spielt keine Rolle«, erwiderte sie mit kalterVerzweiflung und Mae sah an ihr vorbei auf den Marktplatz.
    Der Marktplatz von Huntingdon entsprach in etwa einem schrägen Dreieck, umrandet von der Kirche auf der einen Seite und einem großen Kuppelbau, wahrscheinlich dem Rathaus, auf der anderen Seite. Der Platz war im Fischgrätmuster mit Steinen gepflastert, die im Schatten dunkelrot und im

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