Der Verrat
Magisches Licht fiel ganz leicht auf sein Gesicht, sanfte, spielerische Strahlen wie liebevolle Finger.
»Menschen sterben, damit ich meine Magie bekomme. Menschen sterben, damit du deinen Bruder haben kannst«, zählte Gerald auf. »Wir sind uns ähnlich,Alan Ryves.«
»Tatsächlich?«, murmelteAlan.
Als sich das Licht in GeraldsAugen fing, leuchteten diese strahlend blau. »Ich glaube schon.Wir sind beide bereit, unsere Seele für einen gewissen Preis zu verkaufen. Und wir sind beide nicht dumm.«
»Wer würde dich denn als dumm bezeichnen?«, fragteAlan.
»Arthur«, antwortete Gerald und verzog den Mund. »Mein früherer, ach so furchtloserAnführer. Der, der einen Dämon in ein Kind steckte und es geschafft hat, dieses Kind zu verlieren. Er war dumm genug, einen Dämon in dieWelt zu lassen, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern, aber du bist das nicht. Sag mir nicht, dass du nie Zweifel gehabt hast.«
»Verschwende nicht meine Zeit damit, mir zu erzählen, wie ich mich fühle«, sagteAlan. »Komm zur Sache!«
»Ich bin nicht BlackArthur. Ich bin derjenige, der sich mit dem Chaos befassen muss, das er angerichtet hat. Und du musst mir helfen.«
»Dich mit Nick zu befassen?«, fragte Mae.
»Ich sage doch, ich bin nicht dumm«, erwiderte Gerald. »Ich sehe, dass Nick sich bemüht. Er schuldet dir etwas, nicht wahr? Ich sehe, dass er es gut mit dir meint. Und mit dir.« Er sah Mae an. »Und Jamie«, ergänzte er und dabei veränderte sich seine Stimme leicht. »Das ändert aber nichts an derTatsache, dass er jedes Mal einen Sturm heraufbeschwört, wenn er wütend wird, und derTod der halben Menschheit würde ihn nicht weiter stören.Wie kannst du es rechtfertigen, ihn freigelassen zu haben?«
»Ich kann es nicht rechtfertigen«, sagteAlan.
Gerald lächelte. »Du hast es getan, weil du ihn liebst, und du wolltest ihn vorArthur retten. Das verstehe ich. Er könnte das allerdings nicht.Wenn du ihm sagtest, was du fühlst, würde er nicht einmal wissen, was du meinst. Er ist nicht menschlich.«
»Das weià ich«, sagteAlan mit gepresster Stimme.
»Er ist eine Gefahr für uns alle.«
»Das weià ich.«
»Er hat ausVersehen ein paar Leute getötet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmeres passiert und dann ist es deine Schuld.«
»Das weià ich!«, schrieAlan.
Gerald lehnte sich zurück, locker und entspannt, und immer noch lächelnd. »Dann lass mich dir bitte helfen«, sagte er. »Ich habe einen Plan, wie wir alle gerettet werden. EinschlieÃlich Nick.«
Alan bewegte sich und Mae spürte seineWärme in ihrem Rücken nicht mehr. Er setzte sich auf den Stuhl zwischen Mae und Gerald, sodass seine Schulter ihr halb die Sicht auf Geralds Gesicht nahm. Sie konnte nur einAuge und einenTeil seines Lächelns sehen.
»Ich höre«, sagteAlan.
»Ich könnte es tun«, erklärte Gerald. »Ich könnte einen anderen Dämon anrufen und Nicks Kräfte binden. Ich könnte ihn so menschlich machen, wie er nur sein kann, und er könnte dein Bruder bleiben.Aber er würde nie zustimmen, dass man ihm seine Macht nimmt, nicht wahr? Deshalb brauche ich deine Hilfe. Er vertraut dir. Du musst ihn an einen verlassenen Ort führen und ihn für mich in einen Beschwörungskreis locken.«
»Oh, du brauchstAlan, damit er Nick verrät, dem du dann die Kräfte stiehlst, und danach bringst du sie beide um«, sagte Mae. »Tolle Idee. Hey, kann ich mitkommen? Ich könnte einen Picknickkorb mitbringen, wenn du versprichst, dass kein Blut auf die Sandwiches kommt!«
»Da hat sie nicht unrecht«, bemerkteAlan. Er sprach langsamer, als es Mae gefiel. »Wieso sollte ich dir vertrauen?«
»Wie kann ich dir vertrauen?«, gab Gerald zurück. »Du kannst mich von deinem Dämon jederzeit töten lassen. Ich vertraue dir, weil wir beide von diesem Deal eine Menge zu gewinnen haben.«
»Ich hätte auch eine Menge zu verlieren.«
»Tatsächlich?«, fragte Gerald. »Nichts, was du nicht sowieso verlieren würdest, falls du den Dämon nicht in Schach halten kannst.Was bestimmt irgendwann der Fall ist, das weiÃt du.«
Er neigte sich ein wenig vor, sodass er nun völlig aus Maes Blickfeld verschwand.
»Ich weiÃ, wovor duAngst hast,Alan«, behauptete Gerald leise.
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