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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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ihm.«
    Â»Ich werde nicht allein sein«, entgegneteAlan. »Vorausgesetzt, Mae ist damit einverstanden, hier bei mir zu bleiben.«
    Er sah sie an und Mae erschrak fast darüber, auf einmal angesprochen zu werden. Bislang war sie sich wie ein Zuschauer in einemTheaterstück vorgekommen und nun sprach einer der Schauspieler sie plötzlich an.
    Â»Ich muss zugeben, dass ich wahrscheinlich keine große Hilfe sein werde«, meinte sie. »Bevor du gekommen bist, bestand mein großartiger Plan, wie ich Nick zu Hilfe kommen könnte, darin, dem Magier einen Kessel an den Kopf zu werfen.«
    Alan grinste. »Bist du bereit, mich mit einem Kessel zu verteidigen?«
    Â»Sich auf meine unglaublichen Fähigkeiten im Kesselwurf zu verlassen, scheint mir keine deiner besonders glorreichen Ideen zu sein.«
    Â»Ich glaube, es gibt Schlimmeres«, meinteAlan und sah wieder seinen Bruder an. »Nick, er ist entschlossen, mit mir zu reden, und ich möchte gerne wissen, was er zu sagen hat. Du bist ja in Rufweite.«
    Â»Ja, und?«, gab Nick zurück. »Soll ich angelaufen kommen, wenn du anfängst zu schreien?«
    Â»Komm angelaufen, wenn ich anfange zu schießen.«
    Nicks Mundwinkel kräuselten sich, aber ob er über seinen Bruder oder bei dem Gedanken an eine Schießerei lächelte, konnte Mae nicht erkennen.
    Â»Nick«, sagteAlan. »Geh.«
    Nick sahAlan an und fasste hinter sich. Seine Finger umklammerten den Schwertgriff.Vielleicht war das für Nick eine beruhigende Geste, dachte Mae.Wie ein Kind, das sein Lieblingsspielzeug umklammert.
    Vielleicht hatte er aber auch überlegt, ob er es benutzen sollte.
    Â»Mir gefällt nicht, was du mit mir gemacht hast«, erklärte Nick seinem Bruder in hässlichemTonfall und ging dann schnell auf dieTür zu, stampfte hinaus und schlug sie hinter sich zu. EinenAugenblick lang war das Krachen derTür der einzige Laut in der Küche.
    Dann kam Mae hinter dem Küchentresen hervor und stellte sich nebenAlan vor den Magier.
    Dieser zeigte sich von ihrer beider furchteinflößenden Gegenwart ziemlich unbeeindruckt, setzte sich auf einen Stuhl am Küchentisch und streckte die langen Beine lässig aus.
    Â»Du scheinst von ihm Dinge zu erwarten, die er nicht erfüllen kann«, bemerkte er. »Das ist fast ein bisschen grausam.«
    Â»Ja«, antworteteAlan. »Ich weiß.«
    Mae setzte sich, stützte einen Ellbogen auf denTisch und das Kinn in die Hand, dann sah sie Gerald an. Sie hatte bemerkt, dass die Klienten ihrer Mutter einen direkten, durchdringenden Blick als unangenehm empfanden.
    Gerald sah mit ruhigen blauenAugen zurück. »Liebst du ihn?«
    Â»Wen?«, wollte Mae wissen, schloss dann dieAugen und verfluchte sich selbst, als sie erkannte, dass Gerald gar nicht mit ihr, sondern natürlich mitAlan redete.
    Als sie sie wieder aufschlug, wirkte Gerald ein wenig amüsiert.Alan schien nichts bemerkt zu haben.
    Â»Alan«, wiederholte Gerald. »Liebst du ihn?«
    Â»Das geht dich nichts an«, erwiderteAlan. »Aber wenn du es genau wissen willst – ja, das tue ich.«
    Gerald legte den Kopf in den Nacken und sahAlan offenbar aufrichtig mitfühlend an. »Das muss sehr schwer sein.«
    Â»Liebst du deine Familie nicht?«, fragteAlan milde.
    Gerald zuckte regelrecht zusammen. »Nein, tue ich nicht.Aber das ist nicht so wichtig.«
    Â»Oh«, sagteAlan leise, sodass klar war, dass er sich seines Sieges bewusst war.
    Â»Was wichtig ist, ist dein Dämon«, erklärte Gerald und sah ihn scharf an, »und das, was er tun wird.«
    Er schnippte mit den Fingern und aus unerwarteten Stellen strömte Licht herein, zum Beispiel unter derTür hindurch, gefiltert wieWasserdampf aus einem Kessel, obwohl draußen keinTageslicht mehr war.
    Â»So etwas tut er nie, nicht wahr?«, murmelte Gerald. »Seine Magie ist nicht für etwas Schönes oder Friedliches da.Wusstest du, dass in dem Sturm, den er in Durham entfesselt hat, zwei Menschen umgekommen sind?«
    Alan stützte sich auf Maes Stuhl, denn er brauchte immer einen Moment, um aufzustehen, und mit einem Magier im Zimmer hatte er diese Zeit vielleicht nicht. Sie spürte das kurze Zittern, das seinen Körper durchlief.
    Â»Alan hat diese Leute nicht umgebracht«, fuhr sie Gerald an. »Und wie viele Unschuldige hast du getötet?«
    Gerald nickte und sah lächelnd in ihre Richtung.

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