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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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meisten Platz nahmen drei dicht aneinandergeschobene Betten ein, doch man hatte versucht, sie unterschiedlich zu gestalten: Eines war eher eineWiege als ein Bett und auf der blauen Decke warenTeddybären; auf einem lag eine rote Decke mit aufgestickten schwarzen Fächern, die sich sanft bewegten, als würden sie von unsichtbaren Damen gehalten; das dritte war schwarz und mitTotenschädeln und Knochen dekoriert.
    Â»Meine kleine Schwester Lydie liebt Piraten«, erklärte Sin. »Frag mich nicht warum. In den Gutenachtgeschichten geht es immer nur darum, dass jemand über die Planke geht.Toby bekommtAlbträume davon.«
    Toby. Er verschwindet immer aus seiner Wi ege und seine Schwester macht sich große Sorgen.
    Â»Ich glaube, ich habe deinen kleinen Bruder heuteAbend schon getroffen«, sagte sie.
    Plötzlich wirkte Sin angespannt. »War er beiTrish? Sie soll an den Markttagen auf die Kinder aufpassen, aber er läuft immer weg.«
    Â»Alan hat ihn zuTrish zurückgebracht«, erzählte Mae, wobei sieAlans Namen absichtlich erwähnte.
    Sin verzog das Gesicht. »Du bist doch nicht etwa mit ihm zusammen, oder?«, fragte sie, während sie zu der Kupferschüssel auf ihrer Kommode ging. ImWasser schwammen Rosenblätter. »Denn mal ganz abgesehen von derVerräter-Sache – du kannst wirklich einen Besseren finden.«
    Mae setzte sich auf das Bett mit der roten Decke und sah Sin zu, wie sie das dunkle Haar zu einem Knoten band und sich das Gesicht mit dem Rosenwasser wusch.
    Â»AnAlan ist nichts falsch«, stellte Mae fest.
    Â»Na ja.« Sin lachte ein wenig brüchig, während sie zum Handtuch griff, als versuche sie, das Gespräch und auch ihr Herz durch reineWillenskraft ein wenig leichter zu machen. »Er ist nicht gerade derTyp Junge, der das Herz eines Mädchens zum Rasen bringt. Es würde mich wundern, wenn er es bei irgendjemandem auf mehr als ein sanftes Joggen bringt.«
    Sie lachte erneut, und Mae musste daran denken, dass Sin sich auf dünnem Eis bewegte, wegen dem, was ihrer Mutter Schreckliches passiert war.
    Sin sah Mae über die Schulter hinweg an und diese blinzelte. Ohne ihr Make-up, vor allem ohne den leuchtend roten Lippenstift, sah Sin völlig anders aus.Wenn man sie genau ansah, war sie immer noch schön, aber auf einmal war es auch möglich, sie zu übersehen. Ihre ganze Haltung hatte sich verändert, als wäre ihr Make-up eine Maske, die zu einer bestimmten Rolle gehörte.
    Â»Vielleicht istAlan ein Chamäleon«, sagte Mae. »So wie du.«
    Sins gewölbteAugenbrauen wölbten sich noch stärker, wie die Schwalbenflügel in einem Gemälde. »Oh, das hast du also bemerkt?«
    Â»Ich lerne schnell.«
    Â»Das sehe ich.« Sin drehte sich von ihrer Kommode weg, dass die Bänder flogen.
    Sie nahm einen Zipfel der roten Decke auf demTisch in die Hand und zog sie mit einer lässigen Handbewegung fort, wobei sich die Kristallkugel nicht einmal bewegte. Dann wedelte sie mit demTuch und beschrieb damit einen roten Bogen, ließ es auf ihrem Kopf landen und sprang neben Mae auf das Bett.
    Â»Soll ich dir die Zukunft voraussagen?«
    Â»Bist du eine Zigeuner-Wahrsagerin?«, fragte Mae.
    Â»Nein«, widersprach Sin, »aber meine exotische Schönheit lässt die Leute das glauben.« Sie lächelte strahlend und legte die kräftigen braunen Beine über Maes Jeans, als sei ihre Schönheit einWitz. »Denn wie du weißt, wird die Zukunft von dunkelhäutigen Mädchen vorausgesagt, also, was könnte ich sonst anderes sein?«
    Ihr Mund verzog sich und Mae suchte nach irgendwelchenWorten, die definitiv nicht rassistisch klangen.
    Und so, wie sich Sins Lächeln zu einem listigen Grinsen verzog, wusste sie offenbar genau, was Mae dachte.
    Â»Die Familie meinesVaters kam ursprünglich aus der Karibik. Meine Mutter istWaliserin, und sie hat die Zukunft vorausgesagt.Also«, fuhr Sin fort, »lass mich deine geheimstenWünsche lesen!«
    Â»Keine Geheimnisse«, erklärte Mae und zog an demTuch, sodass es herunterfiel. »Ich will …«
    So sein wie du hätte sie vor diesemTag gesagt, aber jetzt war Sin eine Person und kein Ideal, das man anstreben sollte. Sie hatte Probleme, von denen Mae nicht wusste, wie sie damit hätte umgehen sollen, wenn es ihre Probleme wären, und sie hatte ein Leben, das sie zu einem ganz anderen Menschen gemacht hatte als

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